Fünfte Plätze sind für österreichische Olympia-Athleten eine in Rio de Janeiro bisher nicht zu überwindende Hürde. Am Sonntag reihten sich die Tischtennis-Herren in die Riege der Fünften ein, im Teambewerb war für die Europameister im Viertelfinale gegen Deutschland mit einer 1:3-Niederlage Endstation. Am Vortag waren Österreichs Damen durch ein 0:3 gegen Japan ebenso Fünfte geworden.

Die rot-weiß-rote Herren-Equipe war als Außenseiter in das Duell mit dem Erzrivalen gegangen, obwohl Ende September 2015 das EM-Finale in Jekaterinburg gewonnen worden war. Doch damals hatten die Deutschen ohne Timo Boll gespielt, diesmal traten sie in stärkster Besetzung an. Dennoch hatte der leichte Außenseiter seine Möglichkeiten, den Aufstieg zu schaffen. Die Aufstellung war jedenfalls nach Wunsch getroffen worden.

"Schlechteste Tag in dieser Saison"

Robert Gardos eröffnete gegen Timo Boll. Doch bei Satzball Gardos hatte die Tischkante etwas gegen ein 1:0 in Sätzen, danach agierte der Rekord-Europameister souveräner. Ähnlich war es bei Stefan Fegerl, er ließ in Satz zwei gegen Dimitri Ovtcharov vier Satzbälle ungenutzt. Das Doppel Gardos/Daniel Habesohn schaffte mit einem 3:2 gegen Boll/Bastian Steger den Anschlusspunkt, doch ein unerwartetes 0:3 Fegerls gegen Steger brachte die Entscheidung.

Schwer enttäuscht war Fegerl, dem nicht viel gelungen war. "Ich glaube, das war der schlechteste Tag in dieser Saison", sagte der 26-Jährige. "Es ist ein bisschen nach unten gegangen, das hat man in den entscheidenden Phasen gesehen. Wir waren nicht mehr spritzig und mutig genug." Der Tisch habe auch sein Service nicht begünstigt. "Der Ball stoppt nicht. Je länger die Spiele gedauert haben, desto schlechter ist mein Aufschlag geworden."

Habesohn darf positiv resümieren

Zumindest persönlich positiv durfte Habesohn bilanzieren. Er war nur in den Doppeln gegen Portugal und die Deutschen zum Einsatz gekommen, gewann mit Gardos beide Partien. In einem Team-Wettkampf ist das für den Wiener aber kein Trost. "Da kann ich mir nichts kaufen darum. Ich habe meinen Teil gemacht, aber die Mannschaft gewinnt und verliert gemeinsam."

Gardos sah es realistisch: "Wir hätten schon Glück gebraucht, dass wir gewinnen. Alles in allem waren sie die stärkere Mannschaft. Sie waren sehr gut vorbereitet gegen jeden." Die allgemeine Vorbereitung der Österreicher auf die Spiele sei hingegen nicht optimal gewesen. Bundestrainer Qian Qianli sah den Kantenball Bolls gegen Gardos als erstes Kriterium. "Da habe ich mich gleich schlecht gefühlt", meinte er zur APA - Austria Presse Agentur.

Nach bereits mehr als zwei Wochen Aufenthalt in Rio de Janeiro müssen die Spieler nun noch bis Donnerstag bleiben, eine Umbuchungsmöglichkeit gibt es nicht. Das trifft alle im Team, denn inklusive der Damen haben fünf der sechs Akteure Familien daheim. Auf Fegerl und Li Qiangbing wartet sehnsüchtig der seit Samstag dreijährige Louis. Fegerl muss zudem nur Stunden nach der Ankunft in Wien schon wieder zu einer Exhibition abreisen.