Sie war die letzte russische Leichtathletin mit Starterlaubnis, nun ist Darja Klischina von Olympia in Rio ausgeschlossen worden. Das beschloss der Leichtathletik-Weltverband IAAF am Samstag. Er führte "neue Informationen" an, machte aber keine Details öffentlich. Die Weitspringerin klagte dagegen umgehend beim Internationalen Sportgerichtshof CAS, Russlands IOC übte naturgemäß Kritik.
Klischina, die 25-jährige Hallen-Europameisterin von 2011 und 2013, die am Dienstag an den Start gehen will, postete auf ihrer Facebook-Seite: "Im Moment kann ich mich nur von einem System betrogen fühlen, dem es nicht darum geht, den Sport sauber zu halten und die breite Masse der Athleten zu unterstützen, sondern Siege außerhalb der Sportarenen zu erzielen."
Endgültige Entscheidung spätestens Montag
Die IAAF erwartet eine Klärung des Falls bis spätestens Montag. "Ihr wurde das Sonderstartrecht aberkannt aufgrund neuer Informationen, die vergangene Woche eingegangen sind. Die Sportlerin hat diesen Beschluss vor dem Internationalen Sportgerichtshof CAS angefochten, der ihren Einspruch annehmen oder ablehnen wird." Weiter hieß es: "Das Urteil in ihrer Sache wird entweder am Sonntag oder am Montag ergehen. Der 15. August ist der späteste Termin, um eine endgültige Entscheidung über ihre Olympia-Teilnahme zu fällen."
Russlands NOK verurteilte den kurzfristigen Ausschluss. Das Startverbot sei eine "zynische Verhöhnung der Sportlerin seitens der IAAF", sagte NOK-Präsident Alexander Schukow der Tass zufolge. Der Beschluss der IAAF beruhe auf "zusätzlichen Details zum McLaren-Bericht, die die IAAF unmittelbar zu Klischina erbeten hat", sagte ein nicht genannter russischer Sportfunktionär der Moskauer Agentur RSport.
270 Russen zugelassen
Im Doping-Skandal hatte der Kanadier Richard McLaren im Auftrag der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA in Russland ermittelt und ein staatlich gelenktes, flächendeckendes Doping nachgewiesen. Trotz dieses Berichtes hatte das Internationale Olympische Komitee auf einen Komplett-Ausschluss Russlands bei den Sommerspielen verzichtet. Nach einer vom IOC angeordneten Einzelüberprüfung der nominierten russischen Sportler wurde rund 270 Athleten aus dem Land zugelassen.
Klischina lebt und trainiert seit knapp drei Jahren in der IMG-Akademie in Florida. Zunächst galt es als akzeptiert, dass sie während des Aufenthalts im Ausland getestet worden ist und nicht im betrügerischen Sportsystem Russlands involviert gewesen war. Deshalb wurde bei ihr eine Ausnahme gemacht.
In ihrer Heimat sah man das nicht gern. Die nebenbei als Model arbeitende Athletin wurde von den Landsleuten als "Verräterin" beschimpft. Klischina wollte die Anfeindungen bei Olympia ausblenden. "Sie wird Scheuklappen tragen und sich allein auf den Wettbewerb konzentrieren", hatte ihr australischer Trainer Loren Seagrave gesagt.
Stepanowa durfte bei EM starten
Auch die Doping-Informantin Julia Stepanowa hatte von der IAAF für ihre Verdienste ein außerordentliches Startrecht für internationale Wettbewerbe erhalten und durfte als neutrale Athletin bei der EM in Amsterdam antreten. Das IOC wollte eine ähnliche Regelung für die Russin für die Spiele in Rio nicht zulassen.