Nach 27 Sekunden hatte der Gegner den Traum von Ludwig Paischer auf einen glanzvollen Olympia-Abschied abgewürgt. Der 34-Jährige Salzburger verlor bei den Sommerspielen in Rio in der Gewichtsklasse bis 60 Kilogramm seinen Auftaktkampf gegen den Armenier Hovhannes Davtyan mit Ippon. Mehr als "ein, zwei Turniere" wird der verdienstvolle Judoka in seiner Karriere nicht mehr bestreiten.
"Der erste Ansatz war nicht optimal, da war ich vielleicht ein bisschen übermotiviert. Aber das Ganze wäre noch nicht so schlimm gewesen. Ich wollte aufstehen, und in dem Moment, wo ich hinten hochgekommen bin, ist er zum Hals durchgerutscht. Es war ein Würger. Und wenn einer so drinnen ist, ist man chancenlos. Ich wusste, es gibt kein Entrinnen mehr. Die Technik war von ihm top gemacht", schilderte Paischer das frühe Aus.
Paischer: "Ich war topvorbereitet"
So eine Situation könne passieren, aber er habe sich so gut gefühlt beim Aufwärmen wie schon lange nicht. "Ich war fokussiert, immens explosiv. Ich war topvorbereitet. Von den vergangenen vier Jahren war ich sicher jetzt am Toppunkt, das erleichtert es mir ein bisschen, dass ich sage, es hat nicht sein sollen. Wenn ich sagen müsste, hätte ich anders trainiert, wäre das was anderes."
Gut vorbereitet reichte aber nicht. "Es war nicht einmal eine Zehntelsekunde, in der ich den kleinen Fehler gemacht habe." Und den habe der Gegner ausgenützt. "Es ist für mich bitter, dass genau bei Olympia so eine Kleinigkeit so perfekt ausgenützt wurde. Aber deshalb ist es auch Olympia. Es sind die Besten der Welt", weiß der mehrfache WM- und EM-Medaillengewinner.
Das Karriereende naht
Paischer hatte zuvor bereits zweimal gegen Davtyan verloren, zuletzt heuer bei der EM, wo der Salzburger allerdings verletzt war. "Ich wusste, dass es ein extrem harter Gegner sein wird."
Wie es weitergehen wird, weiß Paischer noch nicht genau, doch das Karriereende naht. "Ich werde nicht mehr jahrelang kämpfen. Es geht um drei, vier Kämpfe maximal. Ein, zwei Turniere, mehr kann ich mir nicht mehr vorstellen. Wenn überhaupt."
Den Aufwand, den er betrieben habe, um noch einmal so fit zu werden, halte er sicher nicht noch einmal ein, zwei Jahre durch. "Ich bin zu alt. Es muss der Kopf mitspielen, es muss der Körper mitspielen. Es ist jeden Tag Quälerei. Ich habe das 16 Jahre gemacht. Das muss man realistisch sehen. Als Sportler hat man, so hart das klingt, ein Ablaufdatum."