Am Samstag um 1 Uhr früh MEZ starten die XXXI. Olympischen Sommerspiele in Rio den Janeiro mit einer pompösen Eröffnung im Maracana-Stadion. In den folgenden drei Wochen werden vor Gesundheit strotzende Spitzensportler aus aller Welt um Medaillen kämpfen.

Vom 7. bis 18. September gehen dann ebenfalls unter dem Zuckerhut die Paralympics in Szene. Dabei wird den Zuschauern ein anderes Bild geboten. Körperbehinderte Menschen werden mit nicht minder beeindruckenden Leistungen zeigen, wie man sich seinem Schicksal stellen und es auch besiegen kann.

Eine Athletin, die bei den Paralympics an den Start gehen wird, ist Marieke Vervoort. Die Belgierin, die in London 2012 Gold und Silber geholt hatte, wird erneut mit ihrem Handbike über die 100 und die 400 Meter an den Start gehen und zugleich ihren Abschied geben. Von den Paralympics, vom Sport - und vom Leben. Sie wird den Freitod wählen.

Krankheit verschlimmert sich

Denn die 37-Jährige möchte nicht mehr leben. In ihrer Jugend traten erste Lähmungserscheinungen in ihren Beinen auf, die Krankheit wurde seitdem stetig schlimmer. Sie aber wolle nicht akzeptieren, dass immer weniger Aktivitäten möglich seien. Mittlerweile könne sie kaum noch trainieren.

Trotzdem biss die dreifache Weltrekordhalterin die Zähne nochmals zusammen, um in Rio an den Start gehen zu können. Sport sei das Einzige, das ihren Lebensmut aufrecht halten würde. "Rio ist mein letzter Wunsch, und dafür trainiere ich sehr hart, auch wenn ich Tag und Nacht mit meiner Krankheit zu kämpfen habe. Eine Medaille ist möglich. Nach den Spielen werde ich meine Karriere beenden."

Dann wolle sie die in Belgien seit 14 Jahren erlaubte aktive Sterbehilfe in Anspruch nehmen. Offen sei nur noch der konkrete Zeitpunkt ihres gewünschten Ablebens. Die entsprechenden Papiere seien laut "Der Welt" bereits unterschrieben, der Ablauf ihrer eigenen Beerdigung ebenfalls durchgeplant. Kein Kuchen, keine Kirche. "Jeder soll ein Glas Champagner in der Hand haben und an mich denken."