Die vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) den Fachverbänden zugeschobene Verantwortung, über den Start von russischen Athleten in Rio de Janeiro zu befinden, hat drei weiteren ÖOC-Sportlerinnen die Teilnahme an den Sommerspielen beschert. Die Flachwasser-Kanutinnen Yvonne Schuring im Kajak-Einer und Viktoria Schwarz/Ana Roxana Lehaci im Kajak-Zweiter erhielten frei gewordene Quotenplätze.
Weil der Kanu-Weltverband fünf russische Athleten in Folge des Dopingskandals suspendierte, wurden Quotenplätze neu verteilt. Das Österreichische Olympische Komitee beschloss in Absprache mit dem nationalen Kanuverband, die zwei angebotenen Plätze anzunehmen. "Es war immer unsere Linie, Quotenplätze, die Österreich aufgrund von Doping-Sperren zugesprochen werden, zu akzeptieren. Dieser Linie bleiben wir treu", wurde ÖOC-Generalsekretär Peter Mennel in einer Aussendung zitiert.
Österreichs Olympiateam für Rio hat sich damit von 68 auf 71 Teilnehmer vergrößert. Das Rio-Team ist damit das größte Österreichs seit 2004 in Athen, als 74 Aktive nominiert waren. 2008 in Peking und 2012 in London waren es jeweils 70. 68 Teilnehmer hätten das kleinste Team seit 40 Jahren bedeutet, als 1976 in Montreal 64 mit dabei waren.
Schwarz, die sich aus privaten Gründen derzeit in Sao Paulo befindet, muss sich allerdings in Rio noch einer sportmedizinischen Untersuchung durch ÖOC-Chefarzt Alfred Engel unterziehen. Sie war Ende Mai beim Schlafwandeln vom Balkon sieben Meter in die Tiefe gestürzt, hatte sich die linke Schulter, die Nase und ein Fersenbein gebrochen, zuletzt aber bereits wieder im Boot trainiert.
Beide österreichischen Boote hatten die Olympia-Qualifikation nur knapp verpasst. Im Hinterkopf blieb die Möglichkeit einer Doch-Noch-Teilnahme, wie auch Flachwasser-Sportkoordinator Günther Briedl gegenüber der APA - Austria Presse Agentur bestätigte. "Sie haben weitergearbeitet, weitertrainiert. Ana und Yvonne waren zuletzt auch bei den Staatsmeisterschaften am Start. Ich hoffe, sie geben Gas in Rio."
Die nachträgliche Startgenehmigung sieht er als "versöhnliches Ende mit sehr viel Anlauf". Aber wenn Leute dopen, dann müsse auch die Gerechtigkeit irgendwann einmal siegen, meinte Briedl.
Der K2-Platz ging direkt an Österreich, der K1-Platz über 200 m nur deshalb, weil ihn die zuerst berücksichtigten Deutschen nicht in Anspruch nahmen. Der deutsche Verband hatte bereits insgesamt fünf Kajak-Plätze im Frauenbereich erkämpft. Für das ÖOC ergibt sich damit die Möglichkeit, auch einen Zweier an den Start zu bringen, sollte Schwarz von Engel kein grünes Licht für ein Antreten bekommen. Dem Vernehmen nach sollen Schuring und Lehaci nun in der Heimat für alle Fälle auch das gemeinsame Zweiertraining aufnehmen.