Das IOC hat entschieden, russischen Athleten unter gewissen Auflagen eine Startgenehmigung für die Spiele Rio zu erteilen. Sie sprachen von einer großen Enttäuschung.
MICHAEL CEPIC: Ja. Und das ist es auch noch heute für mich. Alle sprechen von den unschuldigen Russen, so es tatsächlich welche gibt. Aber niemand sprach von den, ich denke, 1000 Athleten, die sich ihr ganzes Leben einer ordentlichen und gesetzeskonformen Dopingkontrolle unterzogen haben. Für mich ist das ziemlich unfair.
Viele sprachen von Feigheit des IOC?
CEPIC: In der ersten Emotion ist man geneigt, den Rückzieher so zu sehen. Zumal Thomas Bach ja von den härtesten Strafen gesprochen und scharfe Konsequenzen gegenüber dem systematischen Doping in Russland angekündigt hat. Und dann diese schmalspurige Entscheidung. Für mich hat das IOC ganz einfach eine große Chance vergeben.
Das heißt, wir werden in Rio die Spiele mit den meisten gedopten Sportlern erleben?
CEPIC: Nun, das kann man so nicht sagen. Wir hoffen natürlich, dass es nicht so ist. Nur wie die Fachverbände jetzt die doch noch sauberen Athleten herausfiltern sollen, ist mir schleierhaft.
Die Dopingfahnder hinken ja auch immer den Dopingpraktiken hinterher.
CEPIC: Das ist ein Naturgesetz. Wir können ja erst gegen eine Dopingsubstanz vorgehen, wenn wir von ihrer Existenz wissen. Anders ist da ja gar nicht möglich. Aber natürlich arbeiten alle Dopinglabore da eng zusammen. Auch der biologische Pass hilft uns da weiter.
Zu Rio. Und zur österreichischen Mannschaft. Selbst Österreich hat ja eine Dopingvergangenheit, keine allzu rühmliche. Legen Sie für die Österreicher in Rio Ihre Hand ins Feuer?
CEPIC: Na ja. Sollte ich eigentlich tun. Nein. Wir haben da mit dem olympischen Komitee zusammengearbeitet und alle für Rio infrage gekommenen Sportler schon früh auf eine Beobachtungsliste gesetzt. Zuerst waren es rund 400 Sportler. Jeder Olympia-Teilnehmer wurde im Vorfeld mehrfach kontrolliert und getestet. Und keine Verdachtsmomente sind da aufgetaucht.
Für Rio wünschen Sie sich persönlich . . . ?
CEPIC: Saubere Spiele und die eine oder andere österreichische Medaille. Die Chancen stehen diesmal ja nicht so schlecht.