Zwei Wochen vor dem Beginn der Rio-Wettkämpfe stehen erneut die Sommerspiele von Peking und London im Fokus von weitreichenden Dopingverdächtigungen. Bei einer zweiten Welle von Nachtests mit verbesserten Methoden sind weitere 45 Teilnehmer von 2008 und 2012 positiv getestet worden. Von den neuen 30 Peking-Fällen betreffen 23 Medaillengewinner.
Das teilte das Internationale Olympische Komitee (IOC) am Freitag ohne die Nennung der Namen der Betroffenen mit. "Die neuen Nachtests zeigen ein weiteres Mal das Engagement des IOC im Kampf gegen Doping", betonte IOC-Präsident Thomas Bach in der Mitteilung.
In Summe wurden in den zwei Wellen mit 1.243 Proben bereits 98 positive Fälle verzeichnet, das sind 7,9 Prozent. Nach IOC-Angaben entfallen die 30 auffälligen unter den 386 Proben der in der zweiten Charge analysierten Tests der Sommerspiele 2008 in Peking auf Athleten aus acht Nationen und vier Sportarten. Im Mai hatte das IOC die Ergebnisse der ersten 454 Peking-Proben bekanntgegeben, damals waren sechs Sportarten und Sportler aus zwölf Ländern von den positiven Proben betroffen, die inzwischen bestätigt sind.
Bei den nun analysierten 138 Nachtests der London-Spiele 2012 sind 15 Sportler aus neun Nationen und zwei Sportarten sowohl in der A- als auch in der B-Probe positiv getestet worden. In einer ersten Welle hatte es 23 Fälle bei den 265 Proben gegeben, damals waren fünf Sportarten und sechs Nationen verzeichnet worden. Die Sportler, ihre Nationalen Olympischen Komitees und Fachverbände sind bereits informiert. Disziplinarverfahren gegen die Betroffenen werden demnächst eingeleitet.
Österreich in "Russland-Frage" diplomatisch
Während und nach den Spielen in Rio de Janeiro soll mit den nächsten Analysen von Proben der Spiele 2008 und 2012 begonnen werden. Offen ist weiterhin, ob nach dem Ausschluss russischer Leichtathleten die komplette Mannschaft aus Russland ausgeschlossen wird. Laut russischem NOK waren in der ersten Welle 14 Sportler der Peking-Spiele und acht der London-Spiele von den positiven Tests betroffen.
Das Österreichische Olympische Komitee (ÖOC) hält sich in der Beurteilung der Sachlage zurück und verweist auf eigene Anstrengungen im Anti-Doping-Bereich. "Man muss die endgültige Entscheidung des IOC abwarten", meinte ÖOC-Präsident Karl Stoss vor den Beratungen der IOC-Spitze in Lausanne.
Die eigene Position im Kampf gegen Doping sei klar. "Wir als ÖOC unterstützen die Anti-Doping-Arbeit von WADA und NADA in vollem Umfang", sagte Stoss und verwies auf eine umfangreiche Anti--Doping-Aufklärungskampagne im Vorfeld von Rio.