Das Stadion, in dem es ab heute in 49 Entscheidungen um WM-Medaillen geht, verdient ohnehin Gold. Budapest hat im Rahmen der „Sport-Offensive“ unter Viktor Orbán, um 700 Millionen Euro ein neues Leichtathletik-Stadion aus dem Boden gestampft. 36.000 Zuschauer fasst es, man hört, dass ein Großteil der Karten tatsächlich vergeben ist – insofern darf man sich tatsächlich auf ein Fest freuen. Und so erfreulich es ist, dass die österreichische Abordnung mit fünf Frauen und drei Männern so groß ist wie seit 1999 nicht mehr, so klar ist: Bis auf Diskuswerfer Lukas Weißhaidinger stehen die Chancen auf Zuwachs an Medaillen eher schlecht.

Apropos schlecht: Seit dem Abgang von Usain Bolt fehlt dem Sport der große Star, der Glitzer und Glamour in die Szene bringt. Aber es gibt Anwärterinnen und Anwärter.

Faith Kipyegon.

Die Kenianerin lief innerhalb von 50 Tagen drei neue Weltrekorde: über 1500 Meter, die Meile und auch über 5000 Meter. In Budapest will sie das Double (1500/5000 Meter) – wie auch bei Olympia in Paris in einem Jahr.

Anna Hall.

Die Siebenkämpferin aus den USA mit einem Faible für Süßigkeiten gilt als heiteres Gemüt – und auch als fünfte Frau, die das Potenzial hat, die 7000-Punkte-Marke zu durchbrechen. Der Weltrekord liegt seit 1988 bei 7291 Punkten durch Jackie Joyner-Kersee.

Sha’Carri Richardson.

Keine Frage, die Sprintdistanzen bei den Frauen waren durch Shelly-Ann Fraser-Price zuletzt „Jamaika-Land“. Doch Richardson, die immer wieder mit neuer Haarfarbe und Glitzernägeln auffällt, hat mit 23 das Zeug zum Star.

Marileidy Paulinho.

Die Dame aus der Dominikanischen Republik gilt nach der Absage von „Abo-Siegerin“ Sydney McLaughlin-Levrone als eine der möglichen Anwärterinnen auf Gold über 400 Meter.

Katie Moon.

Die Stabhochspringerin ist auch in Ungarn die „logische“ Weltmeisterin. Ebenso wie:

Mondo Duplantis.

Der Schwede aus den USA ist ein Star, springt im Stabhochsprung Weltrekorde am Fließband. Gold scheint ihm sicher, die Frage bleibt: mit oder ohne neuem Weltrekord, für den es 100.000 Dollar extra gäbe?

Noah Lyles & Fred Kerley.

Ersterer geht aufs Sprint-Double los und will über 200 Meter die legendären 19,19 Sekunden von Usain Bolt angreifen. Die US-Bestmarke von Michael Johnson (19,32) hat er schon. Kerley lief heuer über 100 Meter 9,88 – schneller war bisher keiner.

Pawel Fajdek.

Der Pole ist im Hammerwurf eine Naturgewalt – und eine Gold-Bank. Es winkt der sechste WM-Titel in Serie.

Mustaz Essa Barshim.

Der Katari hat 2019 in seiner Heimat WM-Gold gewonnen, ist mittlerweile vierfacher Hochsprung-Weltmeister. Bekannt wurde er bei Olympia in Tokio, als er bei Gleichstand fragte, ob nicht er und der Italiener Gianmarco Tamberi Gold haben könnten – beide bekamen es. Sein Spitzname: „Der Falke“ – weil er so über die Latten springt, dass es wie fliegen aussieht.