Karoline Käfer lief und lief. Von klein auf bis weit über 50. Von Kurzstrecken, später Mittelstrecken über Marathon bis zu Bergläufen.
Begonnen hatte alles einst in Waidmannsdorf. Käfer, die am 31. Oktober 1954 als Karoline Steringer geboren wurde, wohnte gegenüber des alten Klagenfurter Stadions. Das hatte auch eine Laufbahn, war die Heimstätte des Klagenfurter Leichtathletik Klubs, gegründet vom ehemaligen Leichtathleten und späteren Landeshauptmann Leopold Wagner. Das Mädchen schaute oft beim Training zu, hätte gerne mitgemacht, getraute sich aber nicht. „Ich war schüchtern“, erzählte sie später einmal.
Mit 13 Jahren fasste sie sich ein Herz, fragte, ob sie mittrainieren dürfe. Das war der Beginn einer außergewöhnlichen Leichtathletikkarriere. Sie begann als Barfußläuferin, denn Spikes konnte sich die Familie Steringer mit insgesamt fünf Kindern Ende der 1960er-Jahre nicht leisten.
KLC-Trainer Adolf „Dolfi“ Huber erkannte das Talent der 13-Jährigen, förderte sie, wo es nur ging. Zwei Jahre später schien es für sie Leichtathletik mäßig wieder vorbei zu sein: Karoline heiratete sie den ehemaligen Austria Klagenfurt-Fussballer Christian Käfer und wurde mit 16 Jahren Mutter, gebar Tochter Karin, die als Ärztin arbeitet. Doch das Laufen blieb ihre Leidenschaft und im zweiten Anlauf avancierte die Klagenfurterin zur absoluten Ausnahmeerscheinung in der österreichischen Leichtathletikszene. Mit 18 Jahren gewann sie bei den österreichischen Meisterschaften alle drei Sprintstrecken von 100 bis 400 Meter. Die Schlagzeilen überschlugen sich.
"Schneller Käfer"
Der Herr Gemahl, später auch Kärntner Leichtathletikpräsident, versuchte, aus den Erfolgen Kapital zu schlagen, und wechselte mit Karoline zum niederösterreichischen Klub NOE Energie. Nach einem kurzen Intermezzo kehrte das Duo reumütig nach Klagenfurt zurück. Beim KLC sammelte Käfer Titel und Siege wie andere Briefmarken. Zu ihrer Paradestrecke entwickelten sich die 400 Meter: Mit 50,62 Sekunden hält ihr Rekord aus dem Jahr 1977 noch immer. „Vom schnellen Käfer, vom flotten Käfer in Anlehnung an die US-Filmkomödie von Herbie, dem VW Käfer, der alles konnte, war in den Zeitungen zu lesen. Tatsächlich fuhr die KLC-Legende später einen Käfer: „Den Führerschein habe ich erst 1990 gemacht’, erzählte sie beim letzten Treffen, das schon gut zehn Jahre her ist. Und deponierte, dass sie 41 Jahre aktiv gewesen sei, ohne größere Verletzungen und Schäden. Ihr Befund: So schädlich könne Leistungssport nicht sein.
Reich ist sie durchs Laufen nicht geworden. „Aber ich habe die Welt durch den Sport gesehen“, zeigte sich die KLC-Ikone zufrieden. In den letzten Jahren war von ihr wenig zu sehen und zu hören. Käfers langer Lauf endete im wahren Leben viel zu früh. Sie ist nun im 69. Lebensjahr verstorben. Was bleibt, ist die Erinnerung an eine außergewöhnliche Sportlerin, die es abseits der Laufbahn nicht immer leicht hatte.
Heinz Traschitzger