Der große Wunsch von Beate Schrott war ein Happy End. Schon 2016 hat die Grande Dame des österreichischen Hürdensprints an ein Karriereende gedacht. Verletzungen, Übertraining und unzufriedenstellende Resultate haben sie einst zum Nachdenken bewogen. "Damals hat mir der Sport keinen Spaß gemacht. Ich hätte mich quasi geschlagen gegeben. Aber mein Partner Christian Taylor hat mir da sehr geholfen und gesagt: Dieses Kapitel hat ein anderes Ende verdient."
Die Hürde war eine weit größere als jene, die sie von der Tartanbahn kennt. Das Zurückkämpfen war nicht einfach, erzählt sie heute. Aber es hat sich bezahlt gemacht. Die Olympischen Spiele in Tokio wurden zum neuen und gleichzeitig letzten, großen Ziel auserkoren. "Ich habe den Spaß am Sport wiedergefunden. Und jetzt, fünf Jahre danach, kann ich dieses Kapitel mit freunde beenden. Unabhängig davon, ob ich mich für die Spiele qualifiziere oder nicht."
Um es noch nach Tokio zu schaffen, benötigt die Hürdensprinterin Punkte. Einige davon hat sie in Graz gesammelt: In der steirischen Landeshauptstadt finden noch am Samstag und am Sonntag die ersten nationalen Titelkämpfe seit 1978 statt, bereits am Donnerstag hatte sich Schrott in 13,04 Sekunden Gold über 100 Meter Hürden gesichert. Emotional sei ihre letzte Staatsmeisterschaft schon gewesen - aber positiv emotional. "Da war viel Zufriedenheit dabei. Und viel Dankbarkeit, dass die letzte Meisterschaft so gut verlaufen ist."
Von Graz geht es für Schrott nun nach Serbien. Beim 100-Meter-Hürdenlauf im Rahmen der Balkanmeisterschaft am Sonntag sprintet sie wieder um Bonuspunkte für das Olympia-Ranking. Kann sie sich nochmals steigern und die angepeilte Zeit unter 13 Sekunden laufen, steigert sie auch die Chancen, dass Belgrad nicht ihre letzte Karriere-Station ist.
Wie schwer das Aufhören, das Loslassen sein kann, spürte Schrott vor kurzem in ihrer Heimat in St. Pölten, wo sie nach einem Wettkampf Tränen vergossen hat. "Es ist viel Wehmut dabei. Aber eigentlich ist es genau das, was ich damals wollte: dass es mir einmal schwer fällt, aufzuhören. Die Tatsache, dass es in St. Pölten Tränen gab, habe ich mir auch irgendwie erkämpft", erzählt Schrott. Und so hat sie, unabhängig von der Zeit auf der Anzeigentafel am Sonntag, das, was sie sich einst gewünscht hat: ein Happy End.