Wie fühlte es sich an, bei der TV-Gala als österreichische Sportlerin des Jahres aufgerufen zu werden?
IVONA DADIC: Großartig! Kurz, bevor die Siegerin verkündet wurde, bin ich extrem nervös geworden. Als ich dann meinen Namen gehört habe, war es eine riesige Erleichterung für mich, danach konnte ich die Gala in vollen Zügen genießen.
Haben Sie mit dieser Auszeichnung gerechnet?
Wenn man unter den Top-3 ist, steigt die Wahrscheinlichkeit. Aber ich habe in keiner Weise damit spekuliert. Man kann es ja nur beeinflussen, indem man es mit seiner Leistung schafft, dass die Sportjournalisten einen auf der Rechnung haben.
Wer in Ihrer Familie hat Ihnen die sportlichen Gene mitgegeben?
Meine Eltern waren sehr sportlich, aber von Profisport weit entfernt. Daher glaube ich, dass ich von beiden ein bisschen was mitbekommen und das Talent in die Wiege gelegt bekommen habe.
Ihre Eltern stammen aus Kroatien, Sie sind in Österreich geboren. Schlägt bei Ihnen mehr das südländische Temperament oder die österreichische Gelassenheit durch?
Ich glaube schon, dass beides da ist. Aber das südländische Temperament schlägt wohl etwas mehr durch.
Wie wirkt sich das aus?
Im Sport würde ich sagen: sehr gut. Im Privatleben hat es so seine Vor- und Nachteile.
Was bezeichnen Sie als Heimat?
Für mich ist Österreich meine Heimat. Dort, wo ich mich wohlfühle, am liebsten zurückkehre. Der Ort, den ich mir nirgendwo anders vorstellen kann.
Auf welchen Aspekt von Heimat können Sie nicht verzichten?
Auf die Lebensqualität und Sicherheit, die wir in Österreich haben. Aber ich muss trotzdem dazu sagen, dass auch Kroatien ein Stück Heimat ist. Weil auf das Meer könnte ich auch nicht verzichten.
Gibt es Phasen, in denen Sie es verfluchen, sieben verschiedene Disziplinen zu bestreiten?
Natürlich gefällt mir die Abwechslung, ich liebe den Siebenkampf. Aber es gibt Tage und Trainings, wo ich es verfluche, aber das sind nur kurze Phasen. Wenn es in der Vorbereitung an die Grenzen geht.
Wie schaut ein üblicher Trainingstag bei Ihnen aus?
Sechs Tage die Woche täglich sechs Stunden, zusätzlich ein bis zwei Stunden Physiotherapie und Nachbereitung.
Wie sehr schränkt Sie das Coronavirus ein?
Es beschränkt unser aller Leben und beeinflusst es so natürlich. Sportlich gesehen bin ich im zweiten Lockdown nicht mehr eingeschränkt, ich darf trainieren. Es ist trotzdem anders, da man immer darauf achtet, alle Maßnahmen einzuhalten. Je besser wir das tun, desto schneller könnte das alles ein Ende nehmen.
Sie haben mehrere Medaillen bei Großereignissen gewonnen. Was darf man bei den Olympischen Spielen in Japan erwarten?
Es war schon immer mein Traum, eine Olympiamedaille zu gewinnen. Diesen würde ich mir in Tokio gerne erfüllen. Aber eigentlich rede ich im Vorhinein nicht gerne über eine mögliche Medaille. Es wartet viel harte Arbeit, im Sport kann man nie wissen, was kommt. Es heißt, diszipliniert zu sein und am Tag X meine beste Leistung abzuliefern.
Auf Instagram folgen Ihnen 180.000 Menschen, eine beachtliche Zahl ist. Lässt sich damit schon Geld verdienen?
Prinzipiell sind die sozialen Medien eine gute Plattform zur Selbstvermarktung. Und ja, es ist auf jeden Fall eine zusätzliche Einnahmequelle, die cool ist. Man muss aber immer darauf achten, wen man als Partner promotet.
Hat sich die Wahl zur österreichischen Sportlerin hinsichtlich Werbeanfragen schon bemerkbar gemacht?
Ja! Witzigerweise habe ich erst unmittelbar vor diesem Gespräch zwei Anfragen bekommen. Der Titel hat bei mir ein großes Rufzeichen ausgelöst – und auch bei anderen, wie man sieht. Die Auszeichnung „Sportlerin des Jahres“ ist für die Eigenvermarktung sehr wertvoll.
Was bewundern Sie an Männern? Und was an Frauen?
(Lacht ausgelassen) Die Frage habe ich ja noch nie bekommen! An Frauen bewundere ich, dass es sehr, sehr viele gibt, die sich nicht so leicht unterkriegen lassen und in der Familie meist sehr stark sind. Bewundernswert sind Mütter, die es immer schaffen, alles unter einen Hut zu bekommen, was sicher keine einfache Sache ist. Und an einem Mann bewundere ich ... keine Ahnung, was ich da antworten soll. Bevor ich einen Blödsinn sage, sage ich lieber nix.
Wann haben Sie das letzte Mal so richtig herzhaft gelacht?
Jetzt gerade, als mir nichts über die Männer eingefallen ist. Aber auch, als wir von der Sport-Gala nach Hause gefahren sind und mich mein Trainer Philipp (Unfried, Anm.) aufgezogen hat. Ich war immer der Meinung, dass es sich für mich nicht ausgehen wird. Er war stets vom Gegenteil überzeugt.
Mario Kleinberger