Russlands Leichtathletik-Verband (RUSAF) bleibt gesperrt. Diese Entscheidung teilte der Weltverband IAAF am Montag mit. Die 29 ausgewählten russischen Athleten dürfen an den am Freitag beginnenden Weltmeisterschaften in Doha (bis 6. Oktober) damit erneut nur unter neutraler Flagge starten. Die RUSAF ist nach der Aufdeckung des staatlich gelenkten Dopings seit November 2015 suspendiert.
Nur wenige Stunden vor der IAAF-Entscheidung hatte die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) bei ihrer Exekutivsitzung in Tokio Russland unter Druck gesetzt. Die WADA forderte, dass innerhalb von drei Wochen die russischen Verantwortlichen auf die jüngsten Vorwürfe zu Manipulationen im Moskauer Dopinglabor antworten müssten. Damit droht dem größten Land der Welt auch ein Ausschluss von den in zehn Monaten beginnenden Olympischen Sommerspielen in Tokio (24. Juli bis 9. August).
Bedingungen nicht erfüllt
Grund dafür sind "Unstimmigkeiten" bei den historischen Datensätzen zu Dopingtests, die Russland der WADA im Jänner dieses zur Verfügung hatte stellen müssen. "Wir sind uns der Vorwürfe der Manipulation der Daten bewusst und dass eine Untersuchung deswegen läuft", betonte Rune Andersen, der Leiter der zuständigen IAAF-Task-Force, nach der Entscheidung des IAAF-Councils am Montag bei seiner Sitzung in der WM-Stadt Doha. "Es kann ganz klar gesagt werden, dass Russland die Bedingungen für eine Wiederzulassung nicht erfüllt hat", stellte der Norweger klar.
IAAF-Präsident Sebastian Coe hatte die Verlängerung der Sperre erwartet. "Das hat mich nicht überrascht. Wir hatten eine lange Diskussion im Council heute darüber", verriet der 62-jährige Engländer, der 1980 und 1984 Olympiasieger über 1500 m geworden war. Die Entscheidung sei schließlich einstimmig gefallen. Sie stützte sich auch auf die Daten, die von der WADA an die IAAF weitergeleitet worden waren. "Wir haben die Fakten noch nicht, aber wir vertrauen den Informationen", bekräftigte Andersen.
Fragliche Widersprüche
Russlands Anti-Doping-Agentur (RUSADA) und dem russischen Sportministerium seien Kopien der Berichte der WADA und von unabhängigen Experten zur Verfügung gestellt worden, teilte die WADA-Exekutive nach ihrer Sitzung in Tokio mit. In den Dokumenten seien "die fraglichen Widersprüche aufgeführt. Sie erhielten drei Wochen Zeit, um ihre Kommentare abzugeben, zusammen mit Antworten auf eine Liste mit spezifischen Fragen", hieß es in dem Statement.
Allerdings hat es laut WADA auch "gute Fortschritte" bei der Analyse der Moskauer Labordaten gegeben: "Bisher wurden bereits 47 Fälle identifiziert und Beweispakete an die zuständigen internationalen Sportverbände übermittelt."
Nach einer dreijährigen Sperre hatte die WADA den Bann gegen die RUSADA am 20. September 2018 aufgehoben - mit der Auflage, dass Russland die Doping-Daten und -Proben aus den Jahren 2012 bis 2015 an die WADA übergibt. Dies war aber erst nach einigem Zögern geschehen. Wenn sich der nun von der WADA erhobene Fälschungsvorwurf erhärten sollte, droht der RUSADA eine erneute Suspendierung und Russland damit der Ausschluss von Olympia 2020 in Japan.
Der russische Sportminister Pawel Kolobkow betonte, ausländische wie russische Experten würden in dem Fall zusammenarbeiten. "Wie werden weiterhin alles machen, um jede Unterstützung von unserer Seite zu garantieren", versprach Kolobkow. Der Kreml reagierte indes zurückhaltend. "Die WADA hat eine Reihe von Fragen", sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow. "Jetzt müssen wir einfach warten."