Das erste WM-Wochenende in London hat gleich zwei Top-Ten-Ergebnisse für Österreich gebracht und dem Leichtathletik-Verband den größten Erfolg seit langem beschert. Nach dem neunten Rang für Diskuswerfer Lukas Weißhaidinger trumpfte Siebenkämpferin Ivona Dadic am Sonntag mit dem sechsten Rang und damit dem besten ÖLV-Ergebnis sei 2009 bei Welttitelkämpfen auf. Zudem fixierte sie ÖLV-Rekord.

Die 23-jährige Oberösterreicherin kam im abschließenden 800-m-Lauf in 2:13,44 Minuten an die zehnte Stelle und hielt mit 6.417 Zählern ihren sechsten Gesamtrang. Gold sicherte sich die belgische Olympiasiegerin Nafissatou Thiam mit 6.784 Punkten vor der Deutschen Carolin Schäfer mit 6.696 und der Niederländerin Anouk Vetter 6.636.

Die nach sechs Disziplinen als 18. geführte Verena Preiner stieg nach einem heftigen Asthmaanfall am Sonntagnachmittag aus. Der U23-Vizeeuropameisterin geht es mittlerweile wieder gut, aus medizinischer Sicht war laut ÖLV die weitere Teilnahme am Wettkampf aber nicht zu vertreten.

Grundstein am ersten Tag gelegt

Dadic legte den Grundstein am starken ersten Tag, lag 39 Punkte über der Norm vom Amsterdam 2016, als sie am Ende mit dem - nun um neun Punkte übertroffenen - ÖLV-Rekord von 6.408 die EM-Bronzemedaille geholt hatte. Über 100 m Hürden hatte sie in 13,68 Sekunden ihre persönliche Bestleistung um 2/100 Sekunden unterboten. Im Hochsprung überquerte sie gute 1,80 m. Im Kugelstoßen wurden es 13,82 und zum Abschluss des Tages erreichte sie über 200 m 24,11 Sekunden.

Am Sonntag fiel Dadic nach 5,98 m im Weitsprung hinter ihr Plansoll zurück. "Sie war im Mittelteil des Anlaufes nicht locker genug", analysierte Coach Philipp Unfried. Die Athletin von Union St. Pölten legte sodann alles in den Speerwurf, mit 52,29 m war sie letztlich nur 19 Zentimeter von ihrer persönlichen Bestleistung entfernt.

"Ich habe mir vorgenommen, die ganze negative Energie, die nach dem Weitsprung da war, in der Speerwurf zu stecken. Das ist mir sehr gut gelungen", zeigte sich Dadic versöhnt. Vor dem 800 m-Lauf war sie um 18 Zähler besser unterwegs als vor einem Jahr in Amsterdam und ließ sich den Toprang nicht mehr nehmen. So weit in der Ergebnisliste vorne fand sich seit 2009 in Berlin kein ÖLV-Athlet mehr bei einer WM, damals wurde Diskuswerfer Gerhard Mayer Achter.

Der Siebenkampf ging auch vor den Augen der großen Jessica Ennis-Hill in Szene. Vor Beginn der Abendsession war im Stadion für sie die britische Nationalhymne ertönt. Die mittlerweile vom Sport zurückgetretene Ennis-Hill erhielt die Goldmedaille für den nachträglich ausgesprochenen Titelgewinn bei der WM 2011 in Daegu, die ursprüngliche russische Weltmeisterin Tatjana Tschernowa war bei den Doping-Nachtests überführt worden.

Die nun dreifache Siebenkampf-Weltmeisterin Ennis-Hill ist mit dem zweiten Kind schwanger. "Es ist wundervoll, diese Medaille vor meiner Familie, meinem Sohn und dem nächsten in Empfang zu nehmen", sagte die 31-Jährige und strich sich lächelnd über den Bauch.

Dadic überglücklich

"Der sechste Platz ist mehr als Top Ten, das ist mehr, als ich mir heute am Vormittag nach dem Weitsprung gedacht habe, das passieren kann. Ich bin mehr als zufrieden, ich bin einfach dankbar, dass ich so ein Team hinter mir habe", sagte Ivona Dadic.

"Es war kein optimaler Mehrkampf und ich habe trotzdem Rekord gemacht und bin Sechste bei einer WM. Und es ist meine erste WM. Es ist noch viel Potenzial nach oben", sagte die 23-Jährige, die sich mit Schokolade belohnten wollte. "Heute esse, ich Schokolade, soviel ich will."

Der sechste Platz ist das beste ÖLV-Ergebnis seit 16 Jahren bei einer WM, als Stephanie Graf 2001 in Edmonton Silber über 800 m holte. "Das Ergebnis macht mich sehr stolz. Bevor ich ins Stadion gegangen bin, haben sie zu mir gesagt, heute kannst du ein Stückchen Geschichte schreiben. Es ist mir gelungen, ich bin mehr als glücklich."