Bei jedem Anlauf im Training war die tragische Geschichte in meinem Hinterkopf. Es ist derzeit noch nicht einfach, damit umzugehen“ – Stabhochspringerin Jennifer Herrmann sitzt der Schock noch in den Gliedern. Immer wieder ist die 21-jährige Leibnitzerin mit ihren Gedanken bei Kira Grünberg. Die Tiroler Stabhochspringerin ist nach einem Sturz in den Einstichkasten querschnittsgelähmt. „Jennifer und ich sind beide Jahrgang 1993. Man hat sich gut gekannt, wir haben etliche Wettkämpfe zusammen bestritten“, erzählt Herrmann, die mit 3,50 Metern den steirischen Rekord bei den Damen hält.

Am Sonntag (Beginn 12.40 Uhr) warten auf die Sport- und Deutschstudentin die Staatsmeisterschaften in Kapfenberg, sie ist die einzige Teilnehmerin aus der Steiermark. „Ich versuche, mich so gut wie möglich auf den Wettkampf zu konzentrieren. Aber es ist total schwer“, fährt Herrmann fort. „Sie muss den Kopf aber freibekommen. Wir haben den Unglückssturz von Grünberg so gut es geht aufgearbeitet“, erklärt Trainer Reinhold Heidinger. Für die Titelkämpfe hat Herrmann verständlicherweise keine großen Ziele. „Ein gültiger Sprung und Spaß am Stabhochsprung haben“, erklärt die Athletin der Union Leibnitz, „und vielleicht ist auch ein neuer Landesrekord drinnen.“

Stab gebrochen

Hat Jennifer Herrmann schon einmal selbst eine gefährliche Situation beim Stabhochspringen erlebt? „Ja. Mir ist einmal im Sprung der Stab gebrochen. Ich bin dennoch auf der Schaumstoffmatte gelandet. So ist mir, zum Glück, auch nichts passiert, „Jennifer kennt die Gefahren im Stabhochsprung. Natürlich zittert man da als Elternteil mit“, erklärt Vater Walter Herrmann.
Zum Stabhochsprung kam Jennifer vor sieben Jahren. „Ich wollte Leichtathletik machen, in Leibnitz ist der Stabhochsprung eine Paradedisziplin. Mein Interesse war schnell geweckt“, erzählt Herrmann, die sich heuer bei den österreichischen U23-Meisterschaften in Wolfsberg bereits die Silbermedaille umhängen lassen durfte. Eine Medaille in Kapfenberg wird aber ganz schwierig.

SIGI PALZ