Läufer aus Kenia sind oftmals im Ziel noch fast wie in Trance. Der überschäumende Jubel, der ist ihre Sache nicht. So ist es schon als Gefühlsausbruch allererster Güte zu werten, dass George Nyamori Onyancha wenige Meter nach dem Ziel vor der Grazer Oper auf die Knie sank und dankte. Und er hatte wahrlich Grund, zu danken. Denn der 29-Jährige hatte soeben den Graz-Marathon als erster Mensch unter 2:10 Stunden absolviert, die „magische“ Grenze geknackt. Nach 2:09:24 Stunden war er wieder vor der Oper angekommen und genoss schüchtern den bewundernden Applaus des Publikums.

Und sein Sieg war nicht nur für Graz eine Premiere: Der Mann vom Stamm der Kisii aus dem Westen Kenias feierte seinen ersten großen Sieg in Europa; auch wenn er selbst nicht wirklich wusste, ob Graz nun sein allererster Lauf in Europa gewesen sei. Jedenfalls, das wusste er, war es sein schnellster. Und das, obwohl das Spitzenfeld in Graz ohnehin keine Meute war, sondern mit fünf Mann knapp bestückt. Dazu kam, dass der Tempomacher früh mit Knieschmerzen ausschied. Doch das schien Onyancha und seinen „Run2gether“-Teamkollegen Joel Kipkenei Melly nicht zu stören – sie liefen ein taktisch einwandfreies Rennen, in dem die besseren Beine zugunsten des 29-Jährigen auf Höhe der Alten Maut in Andritz bei Kilometer 37 entschieden.

Zuerst hatte Victor Kiplagat Serem vom weltbekannten „Volare“-Rennstall noch versucht, die beiden Run2gether-Teamkollegen abzuschütteln, doch die setzten eine Konterattacke – mit Erfolg. Und voller Stolz erzählte Onyancha im Ziel: „Mit einem Zug an Tempomachern hätte ich heute wohl 2:07 Stunden laufen können. Aber auch die Zeit von 2:09 Stunden sind meine persönliche Bestzeit“, erklärte der Vater von drei Kindern.

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Nur eine Siegerparty, die gab es (vorerst) noch nicht, in der Grazer Oper gab es aber ein kurzes Zusammensitzen in historischer Kulisse. Gefeiert wird, erzählte Run2gether-Chef Thomas Krejci, wohl erst im Vereinscamp des Vereins in Kenia in zwei Tagen – dann kann Onyancha auch seine drei Kindern wieder in die Arme nehmen.

SMS als Motivation

Vor dem Marathon hatte Pia von Keutz eine SMS erhalten. Es war eine Nachricht ihrer Mutter, die ihr ein Zitat des Kinderbuches „Momo“ übermittelte: „Man muss nur an den nächsten Schritt denken“, stand dort geschrieben. Keutz war noch voller Adrenalin und außer Atem, als sie im Ziel meinte: Die Nachricht habe ihr die Kraft für den Marathon gegeben. „Ich konnte mein Tempo nicht halten. Ich weiß nicht, wo meine Beine waren. Aber ich hatte so viel Spaß, ich bin einfach gelaufen“, sagte die Deutsche, die in 2:57:05 Stunden unter der Drei-Stunden-Marke blieb. Karin Rosenberger (Running Team Lannach) und Irina Hagedorn holten die Plätze zwei und drei.

Der Sieg beim Halbmarathon der Frauen ging in die Ukraine. Mariia Radko war über die 21 Kilometer nicht zu schlagen und sicherte sich in 1:18:58 den Sieg. Bei den Männern gelang Lars Demuth der Sieg. Seine Zeit: 1:08:34.