Eine Bestmarke aus vergangenen Tagen ist bereits vor dem Start des Marathons gefallen: Exakt 11.657 Teilnehmende in allen Bewerben bedeuten einen neuen Rekord in der 31 Jahre anhaltenden Geschichte des Graz-Marathons. Vor exakt zehn Jahren waren es mit 11.517 etwas weniger. „Es ist einfach überwältigend. Wir konnten nach der Pandemie zwar stets zulegen, aber dass wir sogar einen neuen Rekord aufstellen, damit war nicht zu rechnen“, sagte Organisator Michael Kummerer vor der Oper, wo das Marathon-Wochenende sogleich mit strahlenden Kinderaugen und viel Gelächter eröffnet wurde. Denn die 20 Maskottchen hatten mit ihrem Wettstreit einen fulminanten Auftritt im Sonnenschein.

Nach wenigen Schritten hieß es für den Favoriten allerdings: „Eingefädelt, aus der Traum.“ In Führung liegend und auf dem Weg zur erfolgreichen Titelverteidigung stolperte der „Sparefroh“ – ohne Fremdeinwirkung wohlgemerkt. „Es waren wohl die Schuhbänder“, sagte der Geschlagene, der unverletzt blieb. Den Sieg errang erstmals „Hopsi Hopper“, der sprintfeste Frosch vom Sport-Dachverband ASKÖ. Nicht nur den Kindern zauberten die freundlichen Gesellen ein Lächeln ins Gesicht, und so war die Bühne frei für die kleinen, großen Stars: Die Bambinis, Juniors und die Familien legten los. „Genau das ist es, worum es geht: Kindern die Faszination des Sports zu vermitteln“, sagte Thomas Frühwirth, als die Juniors bei ihm vorbeiliefen.

Später prämierte der Sportler des Jahres mit Behinderung die besten Nachwuchsläufer. Der Handbiker hatte eine seiner Medaillen von Paris mit, die einige Kinder genau inspizierten. Der Familienlauf und der Cityrun standen auch heuer wieder im Zeichen der Inklusion. „Solche Veranstaltungen zeigen, dass die Gesellschaft näher zusammenrückt, dass jeder von jedem etwas lernen und sich gegenseitig motivieren kann.“ Motiviert zeigten sich auch die Schülerinnen und Schüler des BG/BRG Seebacher: 155 von ihnen waren am Start und das war der laut umjubelte Sieg in der Schulwertung.

Der freilich inoffizielle erste Preis für das sportlichste Outfit ging an Millie, mit ihren sechs Schweißbändern
Der freilich inoffizielle erste Preis für das sportlichste Outfit ging an Millie, mit ihren sechs Schweißbändern © Michl

Traditionell ließen es sich die Spitzenläufer des Marathons nicht nehmen, die Medaillen an die Bambinis, die sie bei ihren 150 Metern begleiteten, zu verteilen. Es waren die ersten Erinnerungsmedaillen des Tages, an dem 2034 an Kinder und Jugendliche verteilt wurden. Bevor sie die Kleinsten würdigten, liefen sie sich in der Grazer Altstadt mit dem Laufklub „runninGraz“ und Rennleiter Anton Wippel ein. Auf der acht Kilometer langen Runde, die mit gemütlichen 5:30 Minuten pro Kilometer anfing und etwas zügiger durch die Herrengasse endete, zeigte ihnen der Rennleiter auch die letzten 1,5 Kilometer der heutigen Schleife.

Peter Wahome Murithi kennt die Strecke aus dem Vorjahr. Da belegte er mit einer Zeit von 2:09:39 Stunden knapp den zweiten Platz. „Ich bin wiedergekommen, um den Sieg zu holen. Das ist das Ziel“, sagt der Athlet von run2gehter aus Kenia, „die Strecke gefällt mir, und die Stadt ist schön.“ Sein Vereinskollege und Marathondebütant Robert Kiplangat Yegon sowie Joel Kipsang (Bestzeit 2:09:50) und Gilbert Kipcoech (Halbmarathonzeit: 61:16 Minuten) laufen heute um den Sieg. Vielleicht geht sich ja der vierte Streckenrekord in Serie aus, es wäre das Tüpfelchen auf dem i an diesem Rekordwochenende. Aktuell hält diesen Dickson Kiptoo aus Kenia, der im Vorjahr beeindruckende 2:08:28 Stunden benötigte, bis er wieder vor der Grazer Oper war.

Die Spitzenläufer mit dem Team von runninGraz
Die Spitzenläufer mit dem Team von runninGraz © Zorkmaster/KK

Bei den Damen könnte es heuer wieder einmal eine steirische Siegerin geben. Sarah Längle und Karin Rosenberger vom Running Team Lannach haben richtig gute Karten und eine starke Form. Vor sieben Jahren trug sich mit Elisabeth Smolle zum bisher letzten Mal eine weiß-grüne Läuferin in die Siegerliste ein. „Wir verstehen uns sehr gut und freuen uns für die andere, wenn sie gewinnt“, sagt Längle, „aber es ist schon das Ziel, dass es eine von uns beiden schafft.“ Die ursprüngliche Hieflauerin will unter der Marke von Stunden bleiben, die Grazerin Rosenberger peilt gar eine Zeit von unter 2:50 Stunden an.

Dass das Laufen von den Bambinis bis ins hohe Alter Freude bereitet, zeigen Julius Holzner und auch Anneliese Willhelm. Der Grazer wird im Alter von 92 Jahren den Halbmarathon bestreiten. Der Stammgast beim Herbstklassiker ist bestens gelaunt: „Den Klassensieg wird mir niemand streitig machen“, sagt er mit einem Lachen. Eine schnelle Zeit „unter einer Stunde“ hat sich unterdessen Wilhelm für den Viertelmarathon vorgenommen, die ihren Ehrgeiz immer wieder bei Meisterschaften demonstriert. Die Athletin des LCA Hochschwab läuft die 10,5 Kilometer mit Run4Unity. „Ich habe mit 48 zu laufen begonnen – es ist also jederzeit möglich, anzufangen. Das Laufen hält mich körperlich und geistig fit.“ Jüngst holte die 1952 geborene Bronze in ihrer Klasse bei der österreichischen Meisterschaft über den „Halben“, kommende Woche greift sie über diese Distanz nach steirischem Edelmetall. „Das Laufen ist für mich ein Lebenselixier.“