Sepp Straka stieg beim ersten Play-off-Event auf der PGA Tour wie ein Phoenix aus der Asche. Der Österreicher hatte vor der mit 15 Millionen Dollar dotierten St. Jude Championship in Memphis knallharte Wochen hinter sich. Sechs Cuts in Serie verpasste der Wiener, spielte dabei phasenweise extrem hohe Scores. Aber die intensive Arbeit, die er in den letzten Wochen vor allem in sein Eisenspiel investierte, funktionierte wieder. Es waren am Ende nur die Nerven, die den zweiten Sieg von Straka auf der besten Tour der Welt verhinderten.
Nach einer starken Finalrunde von drei unter Par (67 Schläge) zog er mit Will Zalatoris ins Stechen ein, der eine 66 auf seiner Scorkarte eingetragen hatte. Aber schon auf dem 72. Loch hatte Straka die Chance, das Turnier für sich zu entscheiden. Der Putt ging knapp links am Loch vorbei. Am ersten Extraloch hatte der Österreicher erneut die bessere Möglichkeit, vergab wieder. Als am 2. Extraloch, wieder auf Spielbahn 18, Zalatoris seinen Abschlag fast ins Out beförderte, versenkte Straka seinen Schlag vom Tee ins Wasser. Beide Spieler retteten aber das Par. So ging es auf Loch 11, einem Par 3. Da schlug der US-Boy seinen Ball ins Wasserhindernis. Für Straka war alles angerichtet, aber da kamen die Nerven ins Spiel. Statt den Ball Mitte Grün zu befördern, attackierte der 29-Jährige die Fahne, ließ das 9er-Eisen etwas zu kurz und der Ball sprang zurück ins Wasser. Im Interview nach der Runde erklärte der Rapid-Fan, dass er davon ausging, dass Zalatoris problemlos chippen könnte und er daher diese Variante wählte. "Zudem habe ich den Gegenwind unterschätzt", sagte Straka. Darauf schlug der Österreicher Schlag Nummer drei in den Bunker. Zalatoris setzte seinen Drop-Schlag zur Fahne und versenkte den Putt zum Bogey und zu seinem ersten Sieg auf der PGA Tour. Der Amerikaner konnte sein Glück kaum fassen, brach in Tränen aus, als seine Verlobte ihm gratulierte.
Straka nahm die Niederlage nach außen hin mit stoischer Ruhe zur Kenntnis. Der innere Schmerz musste groß gewesen sein, denn es wäre mit Abstand der größte Erfolg eines österreichischen Golfers gewesen. Als Trost blieb ihm 1,635 Millionen Dollar (1,59 Mio. Euro), was ein Rekordpreisgeld für einen österreichischen Golfer bedeutet, aber es gingen ihm mehr als eine Million Dollar (2,63 Mio. erhielt der Sieger) durch die Lappen und wichtige Punkte für den FedExCup. "Es war ein ziemlich verrücktes Stechen", meinte Straka kurz nach dem Turnier. Auf Instagram schrieb er: "Ich hätte den Sieg gerne nach Hause gebracht, aber Will Zalatoris hat sich den Erfolg verdient. Jetzt freue ich mich auf die erste Teilnahme bei der BMW-Championship und beim Play-off-Finale."
Straka schaffte mit Platz zwei erstmals den Sprung in die Play-off-Turniere Nummer zwei im Wilmington Country Club und für das große Finale in Atlanta, da spielen nur noch die Top 30 um das ganz große Geld. Im FedEx-Ranking verbesserte er sich auf Position acht, die Führung hat Zalatoris übernommen. Der FedEx-Champion erhält am Ende ein Bonusgeld von 50 Millionen Dollar.
Mario Kleinberger