Bevor die besten Golfer der Welt die 121. Auflage der US Open von 17. bis 21. Juni in Angriff nehmen werden, spielten Ted Cochrane, Randy Cotton, Chad Seiler und Andrew Schwegman auf dem Kurs von Torrey Pines in San Diego. Dieses Quartett hatte am 6. Juni, um 14.40 Uhr Ortszeit, die heiß begehrte letzte Abschlagszeit, bevor an die 80 Greenkeeper begonnen haben, den Platz US Open tauglich herzurichten. Was die vier Golfer nicht gewusst haben, dass sie die letzte Startzeit hatten, bis sie auf der Anlage ankamen. "Wir zahlen die Sonnenscheinsteuer, wir haben das Glück, hier zu leben und können nicht genug ausdrücken, wie cool es ist, dieses Niveau des Kurses zu erleben", sagte Cotton. Alle vier stammen aus San Diego und erlebten Höhen und viel mehr Tiefen während der herausfordernden 18 Loch. Das extreme Rough verschluckte so manchen Ball. „Damit ist nicht zu spaßen“, meinte Seiler, der immer wieder abseits des Fairways seine Bälle suchen musste. Wer ihn fand, hatte mächtige Probleme, den Ball aus der misslichen Lage zu bringen. „Es ist tief und es wird immer tiefer. Es ist einfach brutales Golf hier“, fügte Seiler hinzu. Entschädigt wurden sie durch die traumhafte Kulisse mit dem Pazifik im Hintergrund, tolle Abschläge und pfeilschnelle Grüns. Bei einsetzender Dunkelheit kam das Quartett auf das 18. Grün. Nach mehr als nur ein paar Putts wollte niemand sein Score verraten. „Es hat heute mehr Spaß bereitet, keine Punkte zu holen“, meinte Schwegman. „Unter 100 Schläge ist keiner von uns geblieben“, so viel können wir ja verraten“, erklärte Cochrane.
Natürlich verstehen es der Weltranglistenerste Dustin Johnson und seine Kollegen mit den Verhältnissen besser umzugehen, aber das Ziel der USGA (United States Golf Association) ist es bei jeder US Open, den Platz so schwierig als möglich herrichten zu lassen. Glücklich sind die Verantwortlichen erst dann, wenn kein Spieler nach den vier Tagen unter Par geblieben ist. Da spielten die Protagonisten in den letzten Jahren nicht immer mit, obwohl es meistens nur wenige sind, die der USGA einen Streich spielen können. Titelverteidiger Bryson DeChambeau war im Vorjahr zum Beispiel der einzige im gesamten Feld der unter Par (-6) blieb.
Tigers Leiden
2008 war Torrey Pinses zum letzten Mal Austragungsort der US Open, da lieferten sich Tiger Woods und sein US-Landmann Roco Mediate ein 19-Loch-Play-off am Montag. Der Superstar spielte mit einem Kreuzbandriss und einem doppelten Ermüdungsbruch im Schienbein. Er gewann zwar seinen 14. Major-Titel, aber die Saison war für Woods danach beendet, er musste sich mehreren Operationen unterziehen.
Den Platz kennt Phil Mickelson, der aus San Diego stammt, wie seine Westentaschen. Was dem 51-Jährigen aber noch in seiner Major-Titelsammlung fehlt, ist ein Titel bei den US Open. Ganze sechs Mal war Mickelson schon auf Platz zwei platziert, nun will er seinen persönlichen Grand Slam vervollständigen. Nach seinem sensationellen Sieg bei der PGA Championship vor wenigen Wochen darf man gespannt sein, ob es der "Golf-Senior" schafft, ein weiteres Kunststück nachzulegen.
Bernd Wiesberger hat wohl andere Ziele, er wäre wahrscheinlich schon zufrieden, wenn er die Top-10 erstmals bei einem Major-Turnier schaffen würde. Das Selbstvertrauen ist nach dem Sieg in Dänemark vorhanden, der Burgenländer fühlt sich gut in Form. „Ich bin zuversichtlich, da sich mein Spiel in den letzten Wochen konstant in die richtige Richtung entwickelt hat“, meint der Österreicher.
Wer am Ende das Replik der Kopie der „US Open Championship Trophy“, das Original ist 1946 verbrannt, die nach gefertigte und leicht veränderte Kopie steht seit 30 Jahren im USGA-Museum, für ein Jahr mit nach Hause nehmen darf, ist ein Ratespiel. Die Dichte der absoluten Spitzenspieler wird immer größer, die üblichen Verdächtigten sind Rory McIlroy (NIR), Jon Rahm (ESP), DeChambeau, Brooks Koepka (beide USA) oder Senkrechtstarter Garrick Higgo aus Südafrika, um nur einige zu nennen.
Mario Kleinberger