Wie bilanzieren Sie Ihr Golfjahr 2020 auf der European- und der US Tour?
MATTHIAS SCHWAB: Das Jahr hatte viele Höhen und Tiefen, geprägt vom Coronavirus, das uns eine lange Pause bescherte – von Mitte März bis Mitte Juni. Bis dahin hatte ich ein ziemlich gutes Gefühl. Ich habe mich sehr auf das Turnier in Indien gefreut, das dann leider ins Wasser gefallen ist. Die Pause habe ich ganz gut drübergebracht. Schön war, dass ich lange Zeit daheim sein konnte. Danach war das Ziel, ganz einfach so viel zu spielen wie möglich. Die Chance, auf der US-PGA-Tour spielen zu können, hat die Planung natürlich erschwert. Dadurch gab es Phasen, in denen ich fünf Wochen durchspielte, obwohl auch mit guten Ergebnissen. Bei der Barracuda-Championship in Reno war ich mit Platz drei knapp am Sieg. Der erste Trip nach Amerika war ziemlich positiv.
Schlussendlich hat nur ein Schlag auf die fixe Tourkarte in den USA gefehlt, oder?
Ich habe die PGA-Tourkarte nur um Haaresbreite verpasst – das war eigentlich gar nicht auf meinem Radar. Im Nachhinein habe ich erfahren, dass ein geteilter zweiter Rang beim angesprochenen Turnier in Reno gereicht hätte, ja.
Aber es gibt trotzdem ein positives US-Fazit?
Ja, ich bin jetzt schon fix für das Finale der „Korn-Ferry-Tour“ qualifiziert. Das sind vier Turniere im August 2021, wo über eine eigene Rangliste dieser Turniere 25 Startplätze für die US-PGA-Tour ausgespielt werden.
Warum ist beim zweiten US-Trip nicht alles rundgelaufen?
Ich habe direkt davor noch ein Turnier in Europa gespielt. Da war zu spüren, dass der Turnierplan ohne viel Nachdenken passiert ist. Ich war zu diesem Zeitpunkt einfach überspielt.
Wie waren Sie mit den letzten Auftritten auf der European Tour zufrieden?
Prinzipiell hab ich bei den letzten elf Turnieren auf der European Tour jeweils den Cut geschafft, was eine gewisse Konstanz zeigt. Aber es waren zu wenige Spitzenergebnisse dabei. Zum Schluss lief es zwar ganz gut, aber es schlichen sich einfach zu viele Fehler ein.
Sie haben oft mit Ihren Putts gehadert. Was passte nicht?
Ja, es gehen einfach zu wenige Putts ins Loch. Auf dem zweiten Amerika-Trip und in den ersten Turnieren danach in Europa war der Hund drinnen. Ich habe mich auch von meinem Putting-Coach getrennt und damit nur noch einen Trainer für alles. Mit ihm haben wir Anpassungen vorgenommen. Die Statistik hat sich daraufhin wieder etwas verbessert. Zum Schluss war vom Gefühl her ein leichter Aufwärtstrend spürbar, da muss ich dranbleiben: einfach weniger nachdenken und mehr Putts lochen.
Jetzt machen Sie aktive Erholung zu Hause in der Steiermark, wann werden Sie wieder zum Golfschläger greifen?
Nachdem Hongkong abgesagt wurde, wird Abu Dhabi ab 21. Jänner mein erstes Turnier werden. Davor werde ich mich zwischen Anfang und Mitte Jänner zum Golftraining nach Dubai begeben. Mit Golf mach ich vorerst nix, ich habe gemerkt, dass ich überspielt bin. Jetzt stehen einmal Skitouren und aktive Erholung auf dem Programm.
Ihr Landsmann Sepp Straka liefert auf der PGA Tour gute Ergebnisse ab. Wie stufen Sie seine Leistung ein?
Ich habe mich mit ihm mehrmals getroffen, wir kennen einander schon lange. Er hat sich zu einem soliden PGA-Tour-Spieler gemausert, seine Leistungen sind konstant und Sepp spielt fast ständig im Mittelfeld bzw. oberen Mittelfeld mit. Was nicht zu unterschätzen ist, denn die Dichte ist enorm – das habe ich selber mitbekommen.
Was bezeichnen Sie als Heimat und auf welchen Aspekt von Heimat wollen Sie nicht verzichten?
Heimat ist für mich Österreich. Nicht verzichten könnte ich auf die Berge und das Essen.
Was haben Sie zuletzt geschenkt bekommen?
Mit allen Personen, die dafür infrage kommen, haben wir vereinbart, dass wir es mit den Geschenken lassen. Ein gutes Essen von der Mama ist mir wesentlich mehr wert als irgendeine materielle Sache.
Haben Sie trotzdem einen Wunsch für Weihnachten?
Materiell nicht wirklich, nur hätte ich gerne, dass die Welt wieder relativ normal wird. Damit wir wieder vor Zuschauern spielen können und das Reisen einfacher wird, weil das zum Teil richtig schwierig ist. Ich wünsche mir, dass eine Impfung oder ein Medikament wieder gewisse Normalität bringt.
Was ist Ihre beste Erinnerung ans Jahr 2020?
Der erste Lockdown war nicht so schlimm für mich, da ich enorm viel Zeit mit meinem Bruder Johannes verbringen konnte. Da haben wir einige coole Sachen unternommen.
Wer sagt Ihnen die Wahrheit?
Mein Vater und mein Bruder sagen mir immer die Wahrheit.
Wann haben Sie zuletzt herzhaft gelacht?
Jeder kennt das Gefühl, wenn man das stille Örtchen aufsuchen muss und es ist nicht möglich. So ging es meinem Bruder, der bei zwei Turnieren in Südafrika mein Caddy war. Wir waren auf Safari und da ist es streng verboten, das Auto zu verlassen. Ein Blick reichte – und wir konnten uns beide vor lauter Lachen kaum halten.