Nicht Favorit Bernd Wiesberger, sondern Sepp Straka ist der Österreicher mit den größten Siegchancen bei den Golf Lyoness Open 2017. Während Wiesberger heute vom 5. auf den 15. Platz zurück fiel, hat der 24-jährige Austro-Amerikaner als geteilter Zweiter vor den letzten 18 Löchern nur zwei Schläge Rückstand auf den weiterhin mit neun unter Par führenden Chilenen Felipe Aguilar.
Wiesberger und Überraschungsmann Straka waren gleichauf in den "Moving Day" gegangen. Während der weiterhin solide spielende Straka im nordwestlich von Wien liegenden Diamond Country Club mit der 70 seine dritte Runde unter Par schaffte, ging es für Wiesberger nach einer bitteren 74 hingegen zurück auf Platz 15. Noch heftiger erwischte es Matthias Schwab. Der 22-jährige Neo-Profi fiel nach einer 76 sogar auf Rang 44 zurück und wurde zudem verwarnt.
Nach nächtlichem Regen präsentierte sich der bis dahin
"brettelharte" Kurs im Tullnerfeld am Samstag deutlich weicher. Alle
drei Österreicher nutzen das zu Birdie-Starts auf dem ersten Par 5.
Während Wiesberger zunächst weiter fehlerlos blieb, kamen für Straka
und Schwab schon auf der zwei (Par 3) die ersten Schlagverluste.
Schwab erwischte es nach einem Wasserball und einem verpatzten Chip
mit einem Triple-Bogey besonders hart.
Während der als Weltranglisten-Dritte bei den Amateuren zu seinem
ersten Profiturnier gekommene Steirer ab da vergeblich einer
Verbesserung nachlief, kämpfte Wiesberger wie schon am Freitag wie
ein Löwe. Wieder zeigte der Weltranglisten-29. sensationelle
Eisenschläge, auf den Grüns blieb der vierfache Sieger auf der
European Tour aber erneut unbelohnt.
"Es war echt schlimm. Es hat einfach nichts funktioniert", zeigte
sich Wiesberger nach der Runde etwas deprimiert. "Es ist schon die
ganze Woche hier nicht in meine Richtung gegangen" beklagte sich der
Oberwarter zurecht. Am Ende sei dann auch schon ein wenig die Luft
draußen gewesen, gab Wiesberger zu.
Weil Aguilar am Schlussloch aber doch noch ein Bogey einstreute,
hat selbst Wiesberger vor der Schlussrunde "nur" sechs Schläge
Rückstand. 2012 hatte er bei seinem großen Heimsieg im Finish fünf
Schläge gut gemacht.
Stark, stärker Straka
Der in den USA lebende und spielende Straka steht bei seinem
"Heimaturlaub" hingegen unerwartet vor dem größten Erfolg seiner
Karriere. "Die Nerven sind zwar da, aber insgesamt fühlt es sich
super an", sagte der in Wien geborene und seit seinem 14. Lebensjahr
in den USA lebende Jung-Profi.
Straka ist erst seit etwas mehr als einem Jahr Profi und versucht
über die Web.com-Tour auf die PGA-Tour zu kommen. Beim dritten Start
in Atzenbrugg (beim ersten Mal noch als Amateur) hat er erstmals den
Cut geschafft und spielt nun sogar um den Sieg.
Dafür würde er die Spielberechtigung auf der Europa-Tour
bekommen. Selbst Platz zehn reicht für einen Startplatz bei den
folgenden BMW Open in München. "Darüber", so Straka, "zerbreche ich
mir erst nach dem Turnier den Kopf."
Der 1,90 Meter große 110-Kilo-Mann, den sie in den USA wegen
seines Appetites "Ox" (Ochse) nennen, ist sich aber seiner Chancen
bewusst. "Der Sieg ist am Sonntag durchaus drin. Ich muss mich auf
meinen Spielplan konzentrieren, dann kommt der Rest von selbst."
Straka startet am Sonntag mit Aguilar und dem wie er selbst zwei
Schläge zurück liegenden Südafrikaner Dylan Fritelli um 10.55 Uhr
ins große Finale. Im letzten Flight um den Sieg gespielt hat Straka,
für den Landsmann und Freund Clemens Dvorak das Bag trägt, zuletzt
bei einem Turnier in Mexiko. "Ich kenne also das Gefühl", sagte er.
"Es wird aber sicher auch eine Nervenfrage."
Schlechte Schläge
Enttäuscht war hingegen Schwab. Der 22-Jährige hat wie Straka in
den USA studiert und versucht nun in Europa im Profigeschäft Fuß zu
fassen. "Ich treffe habe den Ball schon die ganze Woche schlecht",
ärgerte sich der Steirer.
Dazu kam, dass Schwab nach der Runde auch noch zum Dopingtest
musste sowie eine ausführliche "Belehrung" erhielt, nachdem man ihn
auf der Runde wegen zu langsamen Spiels sogar verwarnt hatte. Was
erstaunte, weil gerade die "Amerikaner" eigentlich äußerst schnell
Golf spielen.
Schwab war dementsprechend überrascht: "Ich verstehe es nicht
ganz, so etwas ist mir noch nie passiert." Auch der Rohrmooser lässt
sich deshalb aber nicht hängen. "Ich habe nicht mehr viel zu
verlieren. Vielmehr noch eine ganze Runde, um das heute alles
vergessen zu lassen."