Zu viele Chancen vergeben - für Bernd Wiesberger wäre bei den Lyoness Open mehr möglich gewesen als der zehnte Rang. Der Burgenländer schloss sein Heimspiel auf der Golf-Europa-Tour in Atzenbrugg am Sonntag mit 282 Schlägen (6 unter Par) ab und erreichte seinen ersten Top-Ten-Platz der Saison. Auf den siegreichen Chinesen Wu Ashan fehlten Wiesberger sieben Schläge. Lukas Nemecz (288) wurde 38.

Wiesberger zog einen Tag vor der Abreise zu den US Open in Oakmont, dem zweiten Major-Turnier der Saison, dennoch halbwegs zufrieden Bilanz. "Spielerisch geht es in die richtige Richtung und ich fühle mich auch wohl auf den Grüns", betonte der 30-Jährige. Doch gerade dort vergab er am Samstag und Sonntag die Möglichkeit, um den fünften Sieg seiner Karriere (3 auf Europa-Tour, 1 auf Asien-Tour) mitzuspielen.

"Ich hätte mir jeden Tag zwei oder drei Schläge sparen können", meinte der Gewinner der Open de France 2015, der sich am Sonntag über knapp verpasste Birdies am 9., 11. und 13. Loch auf seiner abschließenden 69er-Runde sichtlich ärgerte. "Ich habe am Wochenende mehr Grüns getroffen, aber es wollte nicht ins Laufen kommen."

Wegen der ausgelassenen Möglichkeiten hatte Wiesberger am Ende wie schon zur Halbzeit sieben Schläge Rückstand auf die Spitze, verbesserte sich aber um neun Plätze und erhielt 15.800 Euro Preisgeld. Zuvor waren ein 13. Platz in Katar und ein wertvollerer 14. Rang in der WGC-Serie in Miami seine besten Resultate gewesen.

Kühlen Kopf bewahrt

Wu zeigte vor, was auch für den besten Österreicher möglich gewesen wäre. Zur Halbzeit mit vier Schlägen Rückstand Achter, hievte er sich am Samstag mit einer 65er-Runde an die zweite Stelle. Wiesberger gelang hingegen kein tiefes Score, während Wu in der spannenden Entscheidung am Schlusstag unter Regenschauern kühlen Kopf bewahrte.

Zehn Tage vor seinem 31. Geburtstag holte Wu seinen zweiten Titel auf der Europa-Tour nach den China Open 2015. Er erhielt aus der Dotation von einer Million ein Preisgeld von 166.600 Euro. Nach vier Runden im Diamond Country Club hatte er mit dem Gesamtscore von 275 einen Schlag Vorsprung auf den Spanier Adrian Otaegui und einen weiteren auf den Engländer Richard McEvoy. Vortags-Spitzenreiter Zander Lombard (RSA) fiel nach einer 74 auf den fünften Platz (279) hinter James Morrison (ENG/278) zurück.

"Es war ein harter Tag, denn die anderen Spieler waren sehr stark. Aber ich hatte viel Selbstvertrauen und habe einen großartigen Job gemacht", erklärte Wu, der trotz eines Doppelbogeys und zweier Bogeys reüssierte. Mit einem versenkten Par-Putt am letzten Loch zu einer 69er-Runde vermied er ein Stechen gegen den 23-jährigen Basken Otaegui. Dieser hatte sich auf der vorletzten Spielbahn seinen einzigen Schlagverlust des Tages (69) eingehandelt.

Lukas Nemecz schaffte als 38. seine bisher beste Platzierung bei den heimischen Open und in der bisherigen Saison 2016. Zufrieden war der 26-Jährige aber vor allem mit der Steigerung der Qualität seines Spiels in der ersten Saison auf der Europa-Tour. "Nach meinem Gefühl bin ich auf einem guten Weg. Anfangs habe ich Lehrgeld zahlen müssen, aber in den jüngsten sechs Turnieren habe ich viermal den Cut geschafft", sagte der Grazer.

Mit noch konstanteren Leistungen sei noch mehr möglich, meinte Nemecz. "Mit vier guten Runden sind die Top Ten drinnen", betonte der Profi des GC Murhof. Von der Platzierung her hatte sich Nemecz in Atzenbrugg mehr erhofft. Mit 6.600 Euro erhielt er zwar das höchste Karriere-Preisgeld, damit war aber keine bedeutende Verbesserung in der Saisonwertung möglich. Dennoch hoffte der Jus-Student weiterhin, die Tourkarte auch für 2017 zu sichern. "Es gibt noch genügend Turniere. Wenn ich gut spiele, dann habe ich auch Chancen."