Selbst der größte Pessimist kann beim Anblick der Saisonleistungen des Grazers Johannes Kratz wohl nur gratulieren. Nach dem sensationellen Meisterschaftstitel des UVC Graz ging es für den Außenangreifer erstmals zum Nationalteam. Dort war er in den ersten zwei Spielen gegen Tschechien gleich Topscorer - mit 14 bzw. 21 Punkten. "Für mich war das wirklich ein Einstand nach Maß. Ich habe mich gut in die Mannschaft integriert und die Leistungen der letzten Saisonspiele auf das Nationalteam übertragen können", meint Kratz, der mit dem ÖVV-Team am Freitag gegen Ungarn in die Silver League startet.
Bevor der "Einstand nach Maß" gegen Tschechien gelang, gab es aber durchaus Überraschungen in den ersten Trainingseinheiten. "Das Niveau ist um einiges höher als im Verein. Außerdem bin ich es nicht gewohnt, rund um die Uhr verpflegt zu werden und dauerhaft einen Physio- und Mentaltrainer um mich zu haben", erklärt der 25-Jährige. Auch das schnelle Vertrauen von Teamchef Radovan Gacic überraschte den ehemaligen Nachwuchs-Teamspieler. "Damit habe ich nicht so wirklich gerechnet. Deshalb freue ich mich umso mehr."
Noch vor den wichtigen Spielen in der Silver League gegen Ungarn, Kroatien und Luxemburg blickt Kratz erstmals auf die Saison zurück - und findet dann doch noch einen Makel. "Das Ausscheiden im Cup gegen Aich/Dob war bitter. Ansonsten war das für mich bisher eine Saison der Höhepunkte." Ein weiterer Höhepunkt könnte mit der Qualifikation des Nationalteams für das Final Four der Silver League gelingen. Die besten vier Teams spielen sich dort den Aufstieg in die Gold League, das erklärte Ziel der Österreicher, aus. "Es wird sehr schwierig, vor allem gegen Kroatien. Die sind richtig gut drauf und haben viel Erfahrung."
Los geht es in Amstetten am Freitag aber gegen Ungarn und dabei trifft Kratz auf einen guten Bekannten. UVC-Coach Robert Koch coacht das Nationalteam des Nachbarlandes. "Er stellt sie taktisch sicher perfekt auf uns ein", weiß sein Schützling. Bis es so weit ist stehen aber noch zahlreiche Trainingseinheiten und Covid-Tests auf dem Programm. In der Freizeit tauscht er mit seinen Teamkollegen den Volleyball mit einem Fußball - wenn auch nur virtuell. "Wir spielen oft FIFA auf der Konsole und wenn ich ehrlich sein muss, gewinne schon meistens ich."