Für die Volleyball-Herren des UVC Graz war die Nacht nach dem entscheidenden 3:1-Sieg gegen Aich/Dob, der den Meistertitel mit einem 4:0-Triumph in der Finalserie fixierte, nicht nur historisch (nie zuvor gewann ein steirisches Herren-Team die Staatsmeisterschaft), sondern auch besonders kurz. "Ich hatte schon mehr Schlaf in den vergangenen Wochen", erklärte Clemens Unterberger, der von den vorbereiteten Feierlichkeiten nichts wusste, mit breitem Grinsen. Meistertrikots, Sektdusche und eine Kabine vollgepackt mit Erinnerungsfotos sorgten nicht nur für eine große Überraschung, sondern auch für die ein oder andere Freudenträne.
Nur in einer Hinsicht war Unterberger, wie es sich für einen Kapitän gehört, bestens vorbereitet: "Ich habe vor dem Match in der Kabine der Damen eine Notfallkiste Bier versteckt." Der Notfall trat ein, die Kiste wurde dringend gebraucht: "Die Kiste ist sehr schnell nach Abpfiff in unsere Kabine gewandert."
Bei der anschließenden Kabinenparty kam dann eine Neuanschaffung dieser Saison zum Einsatz. Mit einer lauten Musikbox, die normalerweise zur Motivation vor wichtigen Spielen genutzt wird, feierten die Herren den ersten Meistertitel der Vereinsgeschichte. "Ich hoffe, es hat rund um den Sportpark keine Ruhestörungen gegeben. Wir haben schon sehr laut aufgedreht und viel getanzt", erzählt Unterberger. Mehr als eine Feier in der Kabine war aufgrund der Corona-Pandemie nicht möglich. Für manche Spieler ging es sogar noch viel früher nach Hause. Julian Zagar musste am Donnerstag etwa bei der Volleyball-Matura antreten.
Bereits geklärt ist, wie es mit dem Kapitän weitergeht. Nach sieben Jahren beim UVC beendet der 27-Jährige seine Karriere. Im Oktober will er sein Studium abschließen und im kommenden Jahr zurück in die Tiroler Heimat gehen. "Bis dahin bleibe ich aber sicher noch öfters Trainingsgast", versichert er. Bei anderen Leistungsträgern muss sich Klubmanager Frederick Laure wohl um einen Verbleib in der steirischen Landeshauptstadt bemühen. Dessen ist er sich auch bewusst: "Ich kann noch nicht viel sagen, aber solche Leistungen wecken natürlich Begehrlichkeiten."
Die Portugiesen Jose Jardim und Tiago Pereira könnten nicht die einzigen Vollprofis im Kader bleiben. "Wir versuchen, mehr Spieler mit so einem Vertrag auszustatten, bleiben unserer eingeschlagenen Philosophie aber treu. Auch wenn wir die finanziellen Mittel hätten, würden wir uns nie eine Truppe zusammenkaufen, die jedes Jahr den Titel gewinnt. Wir setzen weiterhin auf unsere Talente in der Steiermark", sagt Laure, der dem "kleinen" UVC die große Bühne Champions League ermöglichen will: "Auch wenn es mehr kostet, als es finanziell bringt, werden wir das Abenteuer wagen. Die Infrastruktur haben wir dafür."