Als wären Duelle zwischen Österreich und Deutschland – egal in welchem Sport – nicht schon besonders genug, steht heute (17.30 Uhr, ORF Sport+) für beide Nationen bei der Volleyball-EM in Antwerpen im direkten Aufeinandertreffen ein echtes Endspiel auf dem Programm. Österreichs Herren sind mit Niederlagen gegen Belgien und die Slowakei gestartet, während die deutsche Auswahl gegen Serbien und Belgien verlor. „Uns könnte es natürlich schon in die Karten spielen, dass die Deutschen enorm unter Druck stehen“, sagt Österreichs deutscher Teamchef Michael Warm.
„Deutschland ist vom Potenzial her ein Top-Team, das ins Finale gehört. Für sie zählt gegen uns ohne Wenn und Aber nur ein 3:0-Sieg“, sagt Warm, der mit vielen Spielern des heutigen Gegner schon zusammengearbeitet hat. Warum die Mannschaft seines Geburtslandes nur schwer in die Gänge kommt? „Große Nationen legen es bei einem Turnier schon so an, dass sie es am Anfang ruhiger angehen. Wir hingegen müssen von Anfang an Vollgas geben. Aber mit zwei Niederlagen zu starten war sicher keine Absicht der Deutschen. Selbstvertrauen haben sie sich so keines geholt.“
Dass es ausgerechnet gegen die angeknacksten Nachbarn aus Deutschland auch für Österreich um die wohl letzte Chance geht, sich selbst im Rennen um das Weiterkommen zu halten, erfreut auch Warm nicht. „Möglicherweise zeigen sie eine Trotzreaktion. Das könnte ungünstig für uns sein“, sagt der 51-Jährige, der nach der EM das Traineramt beim deutschen Rekordmeister Friedrichshafen übernimmt.
Die Stärke, in den entscheidenden Momenten da zu sein – und das zeigen deutsche Sportmannschaften bei Großereignissen immer wieder – ist nicht abhängig von der Nationalität. „Das hat nicht mit der Nation zu tun. Das liegt einfach daran, dass Deutschland, wie im Fußball auch, sehr viele sehr erfahrene Spieler hat. Mit dem Wettkampfdruck umzugehen kann man nur durch Wettkampf lernen. Das haben wir gegen die Slowakei auch tun müssen, wo wir den ersten Satz gewonnen, dann dem Druck aber nicht standgehalten haben.“
Mit einer Frage hat sich der Nürnberger noch gar nicht beschäftigt: Singt er bei der deutschen Hymne mit? „Bei der österreichischen auf jeden Fall. Bei der deutschen weiß ich noch nicht. Es geht auch gar nicht darum, woher ich komme. Auch, wenn ich die gegnerischen Spieler sehr gut kenne, geht es nur um den Erfolg mit Österreich. Das ist das Wichtigste.“