Kaum hat die WM in Ägypten begonnen, scheint sie für Österreichs Handball-Männer auch schon wieder vorbei zu sein. Mit der 25:28-Niederlage gegen die Schweiz manövrierte sich die ÖHB-Auswahl am Donnerstag in eine kaum lösbare Position im Aufstiegskampf, will aber gegen die klaren Favoriten Frankreich (Samstag, 18.00 Uhr/live ORF 1) und Norwegen (Montag) "alles geben, um das vielleicht Unmögliche möglich zu machen", wie Kapitän Gerald Zeiner betonte.
Die Vorgeschichte des Duells mit den Eidgenossen war eine denkbar unglückliche aus Sicht der personell geschwächten Österreicher, die u.a. Kapitän und Star Nikola Bilyk verletzt vorgeben müssen. Anstatt mit der Partie gegen den krassen Außenseiter USA zu starten, den Aufstieg quasi zu fixieren und Selbstvertrauen zu tanken, bekam Rot-Weiß-Rot am späten Montagabend die Schweizer vor die Brust gesetzt. Denn die Amerikaner waren von Corona außer Gefecht gesetzt worden.
"Das ist einfach zu wenig"
Und die Schweizer, die sich zwar in der Vorwoche auf die Springerrolle vorbereitet hatten, aber erst vier Stunden vor Anpfiff in Kairo gelandet waren, verdauten die spezielle Situation besser. Auch wenn sie nach 3:0-Führung Österreichs (5.) etwas brauchten, um in die Partie zu finden. Tatsächlich gab es vor dem Seitenwechsel wenig Hinweise auf die kommende rot-weiß-rote Niederlage. Vom Siebenmeterpunkt und Flügel funktionierte das Werkl, auch der Rückraum, wo nicht nur Bilyk, sondern auch Shooter Janko Bozovic fehlen, strahlte Gefahr aus. Einzig Aktionen über den Kreis misslangen durchwegs. Und die Abwehr zeigte viel Aggressivität, die sie nach dem Seitenwechsel allerdings nicht mehr ausstrahlte.
"In der zweiten Hälfte haben wir den Anfang verschlafen. Da haben wir in den ersten zehn Minuten nicht konsequent genug gespielt und sind dann hinterhergelaufen", merkte Kapitän Zeiner an. 19:15 lautete nach 40 Minuten Führung der Schweizer, die mit Regisseur Andy Schmid (7 Tore) und Rückraum-Bomber Lenny Rubin (6) zwei überragende Kräfte hatten. Davon sollte sich Österreich nicht mehr erholen. Zu wenig Torgefahr und zu viele Fehler ortete Pajovic, der sich auch von den Goalies Thomas Bauer und Thomas Eichberger (je drei Paraden) mehr erhofft hatte: "Das ist einfach zu wenig gegen die Schweiz."
"Da Punkte zu suchen, ist nicht realistisch"
So stand am Ende eine "schwere Niederlage" (Pajovic), die Österreich nicht mehr viele Chancen auf die Hauptrunde lässt. Denn in den beiden ausstehenden Partien von Gruppe E braucht es ein kleines Wunder, das war beim 28:24 Frankreichs im Donnerstagabend-"Kracher" gegen Norwegen deutlich zu sehen. "Da Punkte zu suchen, ist nicht realistisch", meinte Pajovic ganz nüchtern. "Es ist wichtig, dass wir eine Einheit bleiben, Charakter zeigen und bis zum Ende der WM weiterkämpfen", forderte der Slowene. "Viele sind zum ersten Mal dabei, die bekommen jetzt internationale Erfahrung und auch die Chance gegen die besten Spieler der Welt."
Bleibt die Sensation aus, muss Österreich ein Jahr nach dem historischen achten Platz bei der Heim-WM den Weg in den ungeliebten President's Cup antreten. Auch dort gibt es Chance zur Weiterentwicklung, die Gegner im Kampf um die Plätze 25 bis 32 wären allerdings ungleich schwächer. Dann warten Teams wie Angola, die Kapverden, DR Kongo, Chile oder Südkorea.