Filip Jicha hat die Ausmaße eines mittelgroßen Wandschranks. Seine Hände sind kräftig und groß, die Stimme tief und dennoch wirkt er stets freundlich. Das ist er auch. Außer der Trainer des THW Kielist in seinem Element und das ist der Handball. Da kann der Tscheche gnadenlos sein und er führt auch beim Trainingslager des deutschen Rekordmeisters in Graz ein strenges Regiment. Bis zu drei Einheiten stehen jeden Tag auf dem Programm – Jicha bezeichnet das Training in Graz nicht grundlos als die entscheidende Woche in der Vorbereitung. Die Spieler rund um Österreichs Teamkapitän Nikola Bilykmüssen im Sportpark oder auf der Laufbahn richtig schuften und schwitzen. Lediglich gestern gab es ein paar Stunden frei – Baden am Schwarzlsee und eine kleine Grillerei.
Jicha achtet ebenso akribisch auf Qualität und Quantität der Einheiten wie auf die Durchführung selbst und die Uhr hat er immer im Blick. Sein Credo ist einfach: „Disziplin“. Auf dem Feld genauso wie abseits davon. „Meine langjährige Erfahrung im Spitzensport hat mir gezeigt, dass sie in Mannschaftssportarten zum Erfolg führt“, erzählt der Welthandballer von 2010, „wir haben einen Plan und verfolgen sehr streng, dass er eingehalten wird.“ Wenn Jicha die Halle betritt, sind die 18 Spieler ruhig, kein Schabernack, kein Herumgeblödel – der THW agiert auch hier höchst professionell.
Heute Abend wird Jicha die Peitsche wohl nicht so wild schwingen, wenn im Raiffeisen Sportpark das öffentliche Training (17 bis 19 Uhr) ansteht. Danach können Fans sich Autogramme und Fotos mit den Stars sichern. Der Test gegen die Steiermark-Auswahl folgt am Samstag (18.30 Uhr – Karten gibt es an der Abendkasse).
Was ist zehrender: ein Trainingslager als Spieler oder doch als Trainer? „Beides hat Vorteile und Nachteile. Als Trainer arbeitest du rund um die Uhr, ich schlafe vielleicht sechs Stunden und alle anderen sind genau verplant und dem Handball gewidmet.“ Er spricht sehr viel mit seinem Betreuerstab, Meetings stehen immer wieder auf dem Programm. Auch die Mannschaft wird jeden Tag in das taktische Grundkonzept eingewiesen. „Wir schauen, dass wir die Jungs an die Grenze und vielleicht ein bisschen darüber bringen, sie aber nicht verlieren. Ich habe das als Spieler gehasst“, erzählt er und fügt mit einem Lachen hinzu: „Aber ich liebe es als Trainer.“