Knapp 333 Kilometer Luftlinie liegen zwischen den deutschen Städten Mannheim und Hannover, zwei entscheidende Orte für Österreichs Handball-Herren. In Mannheim legte das Team von Coach Aleš Pajovič am 14. Jänner mit einem überraschenden 28:28 den Grundstein für das „Wintermärchen“ bei der Euro, die man mit Platz acht abschloss. Der Gegner? Kroatien. In Hannover können sich die Österreicher am Donnerstag (20.15 Uhr) dem nächsten Traum nähern und erneut ist die kroatische Handball-Elite auf der Gegenseite beheimatet. Im Olympia-Qualifikationsturnier geht es um ein Ticket für Paris. Gelingt die Sensation, wäre man erstmals bei den Spielen dabei.
Im Vier-Nationen-Turnier benötigt die rot-weiß-rote Truppe dafür einen Platz in den Top-2. Auf den Auftakt gegen Kroatien warten noch Duelle gegen Algerien und am Sonntag das Highlight gegen Gastgeber Deutschland. Teamchef Pajovič will diesbezüglich nicht taktieren. „Jetzt liegt der Fokus auf dem ersten Spiel. Wenn wir das gewinnen, super, wenn nicht, haben wir noch zwei Chancen“, sagt der 45-Jährige und warnt vor dem afrikanischen Konkurrenten. „Alle sprechen nur von den Spielen gegen Kroatien und Deutschland, vergessen aber Algerien. Das ist eine gute Mannschaft, körperlich stark, schnell und das haben sie bei den Afrika-Meisterschaften auch schon mehrfach gezeigt.“
Gestiegene Erwartungshaltung
In Deutschland kann der Trainer wieder auf seine Leistungsträger Mykola Bilyk und Tormann Constantin Möstl setzen. Letzterer avancierte vor wenigen Wochen noch zum „EM-Helden“, was ihm auch im Herbst einen Wechsel zum deutschen Klub Lemgo einbrachte. Von der Rolle des Überraschungsteams haben sich die Österreicher verabschiedet, die Erwartungshaltung ist gestiegen – nicht nur bei den Fans. „Ich spiele ja noch in Österreich und da merkt man schon, dass jetzt mehr erwartet wird, dass dieses Märchen wiederholt wird. Die Leichtigkeit nimmt uns das aber nicht, wir stellen ja selber an uns immer hohe Erwartungen“, meint der Schlussmann, derzeit noch bei Hard in der HLA aktiv.
Seit Jahren in der Fremde spielt Kapitän Bilyk, seinerseits der wohl kompletteste Handballer der Alpenrepublik. Für den 27-Jährigen ginge mit der erfolgreichen Olympia-Qualifikation ein echter Traum in Erfüllung. „Für mich persönlich wäre es das Größte, mit Österreich zu Olympia zu fahren und dort spielen zu dürfen. Es ist schwer zu beschreiben, was das für mich bedeuten würde“, sagt der Legionär des THW Kiel. Auch Bilyk sieht die gestiegene Erwartungshaltung nach dem Euro-Erfolg und gibt sich selbstbewusst: „Wir müssen jetzt beweisen, dass wir große Mannschaften nicht nur ärgern können, sondern dass wir immer wieder Zählbares mitnehmen können. Solche Erfolge sollen keine Überraschungen bleiben. Für uns werden sie irgendwann hoffentlich zur Normalität.“