Die unglaubliche Serie von Österreichs Handballern bei der EM in Deutschland ist am Montag von Frankreich gestoppt worden. Im dritten Hauptrundenspiel, dem sechsten bei der Endrunde insgesamt, ging Österreich beim 28:33 (16:15) in Köln trotz knapper Halbzeitführung und starker Leistung erstmals als Verlierer vom Platz. Der vielfache Welt- und Europameister Frankreich löste vorzeitig das Halbfinalticket. Österreich darf aber weiterhin mit den Top 4 spekulieren.

„Wir haben super gespielt, wir haben fast bis zum Ende mitgehalten - mit Frankreich. Das war so nicht zu erwarten. Man kann der Mannschaft nur gratulieren, wieder so eine Leistung zu bringen im sechsten Spiel. Natürlich sind wir enttäuscht, wir haben verloren, weil wir gesehen haben, die Möglichkeit war da“, sagte Teamchef Ales Pajovic und sprach seiner Truppe großen Respekt für die Leistung gegen die starken Franzosen aus. „Wir haben alles reingeworfen und versucht, bis zum Schluss zu kämpfen und auch daran zu glauben, dass wir Punkte holen können. Aber gegen Frankreich hat es leider doch nicht gereicht“, meinte Kapitän Mykola Bilyk.

Österreich hat vor dem abschließenden Duell mit Island am Mittwoch (15.30 Uhr/live ORF 1) vier Punkte am Konto, konnte im Abendspiel Deutschland (3 Punkte) - Ungarn (4) vorläufig überholt werden. Island (2), das bereits aus dem Halbfinalrennen ist, hatte sich zuvor mit einem 35:30-Sieg über Kroatien (1) eine Motivationsspritze für die Österreich-Partie geholt.

Eine Hiobsbotschaft erreichte die Österreicher schon vor dem Spiel. Abwehrchef Lukas Herburger, Architekt der bis dato kaum einnehmbaren ÖHB-Festung, fehlte erkrankt. Das ficht Lukas Hutecek und Co. vorerst aber an nicht an. Sie überraschten die Franzosen, kamen zu schnellen Toren und lagen gleich mit 4:1 (4.) voran. Les Bleus beeindruckte das freilich wenig. Sie brauchten ein paar Minuten, steigerten sich in allen Belangen, glichen erstmals auf 7:7 aus (12.) und führten schließlich 9:8 (15.).

Hutecek und Bilyk wurden von der Defensive meist unter Kontrolle gehalten. Und während Österreich vorne jetzt viel Mühe hatte, spielte Frankreich seine Klasse aus, kam scheinbar mühelos zu den Treffern. Während auch Schlussmann Samir Belahcene sich mehrmals auszeichnen konnte, hatte der bisher so starke Goalie Constantin Möstl einen ganz schweren Stand und wich nach 20 Minuten Ralf Patrick Häusle.

Frankreich ließ erst einige Möglichkeiten aus, erhöhte dreieinhalb Minuten vor der Pause dann doch erstmals auf ein Drei-Tore-Plus (15:12). Österreich aber erwies sich einmal mehr bei dieser EM als nervenstark und harter Brocken. Häusle parierte zwei von vier Versuchen, französische Ungenauigkeiten wurden zudem eiskalt mit einem 4:0-Lauf bestraft - als Lohn gab es die 16:15-Pausenführung.

Angeführt vom wurfgewaltigen Dika Mem drehte Frankreich nach Wiederbeginn vor 19.750 Zuschauern in der ausverkauften Lanxess Arena neuerlich auf und hatte beim 21:18 (38.) den alten Abstand wieder hergestellt. Österreich hielt aber weiter dagegen. Hutecek verkürzte nach zwei Häusle-Paraden, einem beim Siebenmeter, auf 21:22 (43.), Weber sorgte im Konter für den Ausgleich (43.). Es blieb dabei: Frankreich legte vor, vergab aber Möglichkeiten auf eine klarere Führung.

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Der Anschlusstreffer zum 26:27 (51.) sollte aber das letzte Hinschnuppern bleiben, auch weil Belahcene weiter groß aufspielte. Die Sieben um Altmeister Nikola Karabatic stellte vier Minuten vor dem Ende erstmals auf Plus vier (31:27) und brachte den Sieg nach Hause. „Wir wussten, dass es schwer werden würde, sie haben sehr viele Qualität gezeigt und gekämpft ohne Ende. Wir haben das ganze Spiel kämpfen müssen, um zu gewinnen. Wir sind froh, weil Österreich ist eine sehr starke Mannschaft“, sagte Karabatic.

Sebastian Frimmel war stolz auf sein Team, trauerte aber auch einen durchaus möglich gewesenen Erfolgserlebnis nach. „Wir sind ein bisschen enttäuscht, weil wir jetzt alle Chancen schmecken bei jedem Spiel, auch gegen die Franzosen. Natürlich hätten wir gerne was mitgenommen. Wir waren wieder voll da, aber es ist gegen sie brutal schwer, weil ein Spieler besser ist als der andere“, so Frimmel. Tobias Wagner war nicht verwundert, dass man Frankreich derart gefordert hatte. „Wir ärgern uns sogar, weil es wäre mehr drinnen gewesen.“

Robert Weber sprach von dem erwartet schweren Spiel. „Wir wussten natürlich um die Stärke der Franzosen. Wir wussten, dass diese Serie irgendwann mal reißen wird. Ich denke es ist keine Schande, dass es gegen die Franzosen passiert ist. Jetzt heißt es, die Wunden zu lecken. Wir wollen uns auf jeden Fall mit einem Erfolg aus dem Turnier verabschieden.“