1:27 Minuten vor dem Ende der Partie gegen die Miami Heat war der Arbeitstag von LeBron James beendet - die Feierlichkeiten für den 17. NBA-Titel der Los Angeles Lakers begannen für ihn auf der Bank. Mit dem ebenfalls ausgewechselten Teamkollegen Anthony Davis hüpfte der NBA-Superstar dort umher, beide umarmten sich und hatten ein strahlendes Grinsen im Gesicht.
106:93 (64:36) bezwangen die Lakers am Sonntag die Miami Heat, zu keinem Zeitpunkt lag das Team aus Los Angeles im Rückstand und dominierte seinen Gegner - vor allem dank der beiden Stars. "Wir haben kein Ego. Wir wollen das Beste voneinander. Auf und neben dem Feld", sagte James.
Der 35-Jährige bekam dann auch zum vierten Mal in seiner Karriere die Auszeichnung als wertvollster Spieler der Finalserie (MVP). "Das bedeutet mir viel", sagte James. Die Lakers sind mit 17 Meisterschaften nun gemeinsam mit den Boston Celtics Rekordchampion. Zuletzt hatten sie 2010 den Titel geholt, damals mit Kobe Bryant. Die Lakers-Legende war Anfang des Jahres bei einem Hubschrauberabsturz ums Leben gekommen. "Seit dieser Tragödie wollten wir für ihn gewinnen", sagte Davis. "Er war ein großer Bruder für uns alle."
Nach der enttäuschenden Lakers-Vorstellung und Niederlage am Freitag gelang dem Team aus Los Angeles schon in der ersten Halbzeit eine Machtdemonstration. Die Heat gingen kein einziges Mal in Führung, zwischenzeitlich lagen die Lakers 32 Punkte vorne und hatten zur Pause 28 Zähler Vorsprung. In der zweiten Hälfte wuchs dieser Puffer auf zwischenzeitlich 36 Punkte. In der 260. Playoff-Partie seiner Karriere - er ist damit nun alleine Rekordhalter in der NBA - zeigte James erneut seine außergewöhnlichen Fähigkeiten: 28 Punkte, 15 Rebounds und 10 Assists verbuchte er vor den Feierlichkeiten. Mehr Triple-Doubles in den Playoffs mit zweistelligen Werten in den wichtigsten Statistik-Kategorien hat nur Magic Johnson.
Für James ist es die vierte Meisterschaft seiner Laufbahn. Zwei davon hatte er mit den Heat geholt, eine mit Cleveland. Titel mit drei Teams schafften insgesamt nur vier Spieler in der Geschichte der stärksten Basketball-Liga der Welt. MVP-Titel mit drei verschiedenen Teams holte nur James.
Die Chance auf den Erfolg in diesem Jahr stand mehrmals auf der Kippe. Wegen Corona wurde die Saison im März unterbrochen, aus Protest gegen Polizeigewalt gegen Afroamerikaner und Rassismus in den USA boykottierten die Milwaukee Bucks im August ihr Playoff-Spiel und sorgten damit für die Absage mehrerer anderer Begegnungen. Das Engagement der Basketballer und der Liga in diesem Bereich ist unerreicht in den anderen großen US-Ligen. Dafür gab es am Sonntag auch erneut Anerkennung von Ex-Präsident Barack Obama.
Die Liga schaffte es zudem, ohne einen positiven Corona-Test bei einem Spieler oder Betreuer durch den letzten Teil der Saison zu kommen. Fans waren auf dem Gelände von Disney World in Florida nicht erlaubt, zuletzt durften nur Familienmitglieder und persönliche Gäste der Spieler sowie einige Funktionäre zusätzlich kommen.
Wann nach den drei Monaten Basketball in der Blase wieder gespielt wird, ist offen. Der übliche Kalender ist durch die lange Unterbrechung im Frühjahr und die Corona-Pandemie keine Referenz mehr und Prognosen sind schwierig. Die Liga peilt den Start in die neue Spielzeit aber zum 1. Jänner 2021 an.