Die NBA (National Basketball Association, Anm.) wartet aufgrund der Corona-Zwangspause weiter auf den Re-Start. Wie vertreiben Sie sich die Zeit?
JAKOB PÖLTL: Es wurde uns Spielern von den Spurs empfohlen, dass wir uns so gut wie möglich isolieren. Deswegen halte ich mich vorwiegend in meiner Wohnung auf. Neben Heimtraining, Serienschauen, Playstationspielen und Telefonieren mit der Familie und Freunden habe ich auch neue Hobbys entdeckt.
Welche genau?
Ich lese mehr und habe begonnen, zu kochen. Das habe ich zwar schon können, aber ich war ehrlicherweise immer zu faul dazu, vor allem, was das Aufräumen danach anbelangt. Nachdem die Restaurants zugesperrt waren, wollte ich nicht jeden Tag Essen bestellen und habe meine Kochkünste wieder etwas aufgefrischt und weitergebracht.
Was steht genau auf Ihrem Menüplan?
Es sind meist simple Rezepte, die ich mir von meinen Eltern abgeschaut habe und die mich noch an meine Jugend erinnern. Nudelgerichte mit verschiedenen Soßen gibt es genauso wie Hühnergeschnetzeltes mit Reis, gebratenen Lachs mit Kartoffelpüree oder gebratene Hühnerbrust. Das sind keine Großauftritte, aber es schmeckt mir wirklich gut. Und es hält sich einigermaßen in Grenzen, was den Aufwand angeht. Deswegen passt das für mich.
Welches Computerspiel ist Ihr Favorit?
„Call of Duty“ spiele ich sehr gerne. Aber ich verbringe auch viel Zeit mit Partyspielen am Computer, die ich mit Freunden spiele. Da wird nebenbei in größeren Gruppen telefoniert und der Schmäh rennt. So kann man auch Kontakte pflegen.
Welche Serien bringen Sie zum Einschalten?
Ich schaue mir zum x-ten Mal „The Office“ an. Dazu hat es mir aktuell auch „Haus des Geldes“ angetan.
Wie kann man sich ein Heimtraining bei Ihnen vorstellen?
Die Spurs haben mir Gewichte, Fitnessbänder und einen Ergometer zur Verfügung gestellt. Aber in der Wohnung ist leider nur beschränkter Platz. Für ein Basketball-Training ist die Decke dann doch zu tief (lacht). Aber ich versuche, das Beste aus der Situation zu machen. Mein Knie, das mir vor der Pause Probleme bereitet hat, ist wieder in sehr gutem Zustand.
Haben Sie bei aller Ablenkung Momente, in denen Sie sich intensiv über die derzeitige Situation Gedanken machen?
Klar. Es ist immer noch absurd, ich weiß nicht, was ich darüber denken soll. Es ist eine komplett neue Situation, die man mit nichts vergleichen kann. Da fragt man sich, welche Auswirkungen das auf unsere Zukunft haben wird. Dann stelle ich auch Theorien auf, was passieren könnte, auch was meinen Job als Basketballer und meine Zukunft anbelangt. Aber Corona kann schon gröberen Einfluss auf die gesamte Gesellschaft haben.
Ihr Vertrag in San Antonio läuft im Sommer aus. Inwiefern haben Sie Sorge, keinen Job mehr in der NBA zu bekommen?
Ich glaube, dass sich die NBA grundlegend verändern könnte. Aber ich mache mir keine Sorgen, dass ich nächste Saison keinen Job mehr habe. Ich bin jedoch unabhängig davon Realist. Es kann auch ohne Krise immer passieren, dass ich von einem Tag auf den anderen nicht mehr Basketball spielen kann. Dieses Risiko ist immer da.
Welche Veränderungen sehen Sie kommen?
Die große Frage ist, wie viele Fans mittel- und langfristig wieder in die Hallen kommen können. Wird es überhaupt noch möglich sein, dass wir in vollen Hallen wie früher spielen? Die Fans in den Hallen sind ein wesentlicher Bestandteil. Das sind die Leute, für die wir spielen, die für die Stimmung und die Einnahmen sorgen.
Welche Entscheidung halten Sie für sinnvoller: die Saison fortzusetzen oder zu beenden?
Ich bin hin- und hergerissen. Solange es für alle Spieler sicher ist und die Voraussetzungen passen, würde ich gerne die Saison fertigspielen. Aber man muss sich immer die Frage stellen: Welchen Preis hat das Ganze? Man muss das Risiko für alle Beteiligten abwägen. Jetzt, wo beispielsweise in Deutschland wieder Fußball gespielt wird, kann man sich vielleicht dort anschauen, wie es läuft, und dann für uns die passenden Entscheidungen treffen.
In den USA gibt es schon mehr als 88.000 Coronatote. Wie sieht die Situation in San Antonio aus?
In San Antonio ist die Situation nicht so schlimm wie in anderen Teilen der USA, wo sich das Leben komplett verändert hat. Hier hat es uns zum Glück leichter getroffen und alles kommt langsam wieder in die Gänge. Ich hoffe, die Leute sind gescheit genug, dass es auch so bleibt und es nicht ausartet.
Was sagen Sie zu Aussagen von US-Präsident Donald Trump, wenn er beispielsweise Injektionen von Bleich- und Desinfektionsmittel als Corona-Gegenmittel in Erwägung zieht?
Da kann man nur den Kopf schütteln.