Jakob Pöltl steht vor einer wichtigen Saison für den weiteren Verlauf seiner Karriere in der nordamerikanischen Basketball-Profiliga NBA. Der Wiener geht bei den San Antonio Spurs in sein letztes Vertragsjahr. Die Texaner haben bis Montag, einen Tag vor Saisonstart, Zeit, ihm eine vorzeitige Verlängerung anzubieten, sonst ist der 24-Jährige nächsten Sommer auf dem Markt.
Pöltl würde gerne längerfristig in San Antonio bleiben. Der Center hat sein Standing im Team verbessert, könnte in seiner vierten NBA-Saison auch mehr Verantwortung übernehmen. In den bisherigen Testspielen stand er in der Startformation. "Ich fühle mich gut vorbereitet", sagte Pöltl im Gespräch mit der APA - Austria Presse Agentur. "Ich würde gerne meine Rolle erweitern und mehr Minuten sammeln."
Selbstvertrauen getankt
In der vergangenen Saison, seiner ersten bei den Spurs, kam Pöltl in durchschnittlich 16,5 Einsatzminuten auf 5,5 Punkte und 5,3 Rebounds pro Spiel. In den Play-offs, beim Erstrunden-Aus gegen die Denver Nuggets (3:4), gingen die Werte nach oben. Durch die ihm dabei zugedachte Rolle habe er viel Selbstvertrauen getankt, erklärte der Österreicher. "Ich habe sehr viel gelernt von der Serie."
Die Play-off-Teilnahme ist auch für die kommende Saison das erklärte Ziel. Einige Konkurrenten haben aber aufgerüstet. "Der Westen schaut ziemlich stark aus", sagte Pöltl über San Antonios Conference. "Es gibt mehr als acht Teams, die sich klare Hoffnungen machen. Es wird auf keinen Fall einfach, aber ich erwarte mir trotzdem von uns, dass wir es in die Play-offs schaffen."
Stärker in der Offensive
Spielmacher Dejounte Murray, in der Vorsaison wegen eines Kreuzbandrisses out, ist zurück. Dazu müsse man sich laut Pöltl in der Verteidigung verbessern. Von ihm erwartet Startrainer Gregg Popovich, dass er sich künftig auch in der Offensive stärker einbringt. Pöltl: "Ich versuche, mich mehr zum Ball zu präsentieren, mehr den Ball zu fordern."
Der Hauptfokus in seinem Sommertraining lag auf Abschlüssen aus verschiedenen Situationen - unter dem Korb, aber auch von außerhalb. "Ich finde, ich hab schon einen guten Schritt nach vorne gemacht in der Kategorie", meinte der 2,13-Meter-Mann. Er müsse aber vom Kopf her im Angriff noch aggressiver werden. "Da bin ich mir selbst noch ein bisschen zu passiv."
Tipps von Duncan
Wichtige Tipps kommen von Ex-Star Tim Duncan, der bei den Spurs ab dieser Saison als Assistenztrainer tätig ist - und als einer der Topspieler der NBA-Geschichte auf seiner Position vor allem für Pöltl großen Mehrwert bringt. "Der hat das 20 Jahre lang gemacht und kennt jeden Trick", sagte der Wiener. "Er sieht Dinge, die andere Coaches vielleicht nicht sehen." Der 43-Jährige habe keine "geheime Formel", mit der alles funktioniere. Vielmehr seien es viele kleine Details, die er ihm mit auf den Weg gebe.
Fünf Meistertitel
Weil Duncan seine eigene Karriere nach fünf Meistertiteln mit San Antonio erst 2016 beendet hat, sei er noch sehr nah an den Spielern dran. "Ich verstehe mich sehr gut mit ihm. Er ist einer der, auch einmal einen Witz reißen kann." Bei internen Trainingsspielen steht "The Big Fundamental" mitunter selbst auf dem Parkett. Auch Pöltl matchte sich in der Vorbereitung im Eins-gegen-Eins mit ihm - laut eigenen Angaben mit Erfolg.
Aktueller Spurs-Star auf den großen Positionen ist LaMarcus Aldridge. Pöltl könnte künftig öfter mit dem 33-Jährigen gemeinsam auf dem Feld stehen - auch in der Startformation. "Ich liebe es, mit Jakob zu spielen", sagte Aldridge kurz vor dem Saisonstart, den San Antonio nächsten Mittwoch (23. Oktober) mit einem Heimspiel gegen die New York Knicks begeht. Die Aufstellung werde "viel von Spiel zu Spiel variieren", meinte Pöltl.
Punktewerte verbessert
Auch wenn die Hauptoptionen im Spurs-Angriff immer noch andere Akteure sind, könnten Pöltls Punktewerte nach oben gehen. Sich in der Saison vor Vertragsende ("contract year") gut zu präsentieren, hat enorme Auswirkungen auf Dotation und Dauer des nächsten Kontraktes. "Es ist auf jeden Fall ein wichtiges Jahr", bestätigte Pöltl. "Wenn man da ein schlechtes oder ein sehr gutes Jahr hat, kann es steil nach oben und auch nach unten gehen."
Für die kommende Saison kassiert Österreichs NBA-Pionier, der am Dienstag seinen 24. Geburtstag gefeiert hat, 3,75 Mio. US-Dollar (3,40 Mio. Euro). Die Spurs hätten bis 21. Oktober aber noch Gelegenheit nachzubessern, um sich seine Dienste längerfristig zu sichern. Wenn nicht, hätten sie im kommenden Sommer immer noch die Chance, mit jedem Angebot eines anderen Teams gleichzuziehen und Pöltl auf diese Art zu halten.
"Ob das passiert oder nicht, ist allein eine Geldfrage im Endeffekt", sagte Pöltl über die Möglichkeit einer vorzeitigen Vertragsverlängerung. "Es geht darum, ob die Spurs ein Angebot machen, bei dem mein Team, meine Agenten und ich das Gefühl haben, dass es gerecht ist. Oder wir glauben, dass im Sommer dann etwas Besseres kommt. Ich würde gerne in San Antonio bleiben."