Seit vergangenem Sommer spielen Sie für die San Antonio Spurs in der NBA (Anm. National Basketball Association). Wie viele Waffen haben Sie als Wahltexaner schon?
Null. Und das wird auch so bleiben.
Sie beschränken sich also auf den Waffengebrauch beim Computerspiel Fortnite, bei dem Sie gerne Ihre Freizeit verbringen?
Ja, genau, da habe ich alle Waffen. Aber im echten Leben wird es das nicht geben. Mauern brauche ich übrigens auch nur bei Fortnite.
Bevor Sie nach San Antonio gekommen sind, haben Sie zwei Jahre für die Toronto Raptors gespielt. Inwiefern hat sich dieser Städtewechsel als Zäsur entpuppt?
Das ist wirklich ein Riesenunterschied. Was die Stadt anbelangt, kann man vom genauen Gegenteil sprechen. Toronto ist eine Großstadt, die sich so anfühlt. In San Antonio gibt es zwar eine Riesenfläche, aber es fühlt sich klein an, weil alles so weit auseinanderliegt. Es ist sehr ruhig hier. Für mich war das ungewohnt, weil ich in Wien aufgewachsen bin und dann auch zwei Jahre in Toronto gelebt habe. Dieses multikulturelle Leben, diese Vielfalt wie in Toronto geht mir schon ab. In Texas sind die Menschen auch deutlich konservativer.
Sie spielen eine starke Saison, kamen in 70 Spielen zum Einsatz, davon 19 Mal als Starter. Was hat sich sportlich für Sie verändert?
Wir spielen einen komplett anderen Spielstil, bei dem die Inside-Spieler, also die Großen wie ich, viel mehr involviert werden. Das war am Anfang ungewohnt. Aber es macht viel mehr Spaß, weil ich in der Offense mehr zur Geltung komme.
Wie sieht das Training aus?
Auf das Krafttraining wird in San Antonio ein größerer Schwerpunkt gelegt. In Summe trainieren wir aber weniger, weil mehr auf Regeneration gesetzt wird, um im Play-off voll da zu sein.
Apropos: Den Spurs fehlen noch drei Siege, um zum 22. Mal in Folge ins Play-off einzuziehen. Wie groß ist der Druck bei einem Klub mit dieser Erfolgsgeschichte?
Natürlich spürt man den schon. Aber wir haben das Selbstvertrauen und wissen, dass wir ins Play-off gehören.
Wie fühlt es sich an, unter Trainer Gregg Popovich arbeiten zu dürfen, der seit 1996 bei den Spurs tätig ist und in dieser Zeit fünf NBA-Titel gewonnen hat?
Ich will nichts Negatives über andere sagen, aber er arbeitet in gewissen Bereichen auf einem ganz anderen Niveau. Er redet oft nicht nur über Basketball mit mir. Wenn er irgendwas in der Zeitung über Österreich liest, bekomme ich im Flugzeug eine Zeitung in die Hand gedrückt, mit dem Hinweis, mir das durchzulesen und ihm meine Meinung dazu zu sagen. Das ist schon ganz cool.
Popovich gilt als NBA-Legende und wird speziell in Texas verehrt, obwohl er sich öffentlich gegen Waffen und die Republikaner ausspricht. Wie macht er das?
Er ist wirklich das genaue Gegenteil von einem typischen Texaner. Aber der Sport bringt da verschiedene Welten zusammen. Er ist einfach ein guter Typ, egal, ob man das von der politischen Seite betrachtet oder nicht. Er hat schon so viel erreicht. Dennoch ist er nett, zuvorkommend, bodenständig und lustig – einfach ein Mensch.
Ihr Trainer setzt auch stark auf das Teamgefüge. Wie sieht das genau aus?
In Toronto haben wir als Team auch viel gemacht, aber hier in San Antonio deutlich mehr. Bei gemeinsamen Essen sind wir Spieler, die Trainer und auch der General Manager dabei. Das fördert den zwischenmenschlichen Bereich und die Kommunikation ungemein.
Weniger Kommunikation hat es gegeben, als Sie im vorigen Sommer im Zuge eines Trades von Toronto zu San Antonio gewechselt sind. Inwiefern sehen Sie sich als Ware?
Als Europäer denkt man so, weil Spieler kein Mitspracherecht wie etwa im Fußball haben. Aber so ist das System und, ganz ehrlich, da darf und will ich mich nicht beschweren. Mein Leben ist ein Wahnsinn. Ich werde dafür bezahlt, das zu machen, was mir am meisten Spaß macht – Basketball zu spielen. Wenn ich dafür in Kauf nehmen muss, mein Leben nicht langfristig planen zu können und hin und wieder in eine andere Stadt geschickt werde, ist das in Ordnung. Jeden Sommer muss es aber auch nicht sein (lacht).
Bei Ihrer Rückkehr nach Toronto wurden Sie von den Raptors-Fans frenetisch gefeiert. Wie hat sich das angefühlt?
Es war schon ein komisches Gefühl, die Arena von der Auswärtsseite zu sehen – die Bank, die Umkleidekabine usw. Aber es war echt ein schönes Gefühl, dass die Fans noch so hinter mir stehen. Das ist schon unter die Haut gegangen.
Im Februar haben Sie eine neue Erfahrung gemacht und mit den Spurs gleich acht Auswärtsspiele in Folge bestreiten müssen. Wie haben Sie das weggesteckt?
Ich bin froh, wieder in meinem eigenen Bett – dem längsten, das ich gefunden habe – schlafen zu können. Das ist eine Kleinigkeit, die aber wichtiger ist, als man denkt. Aber ich bin es gewohnt, nicht immer ausgestreckt in einem Bett liegen zu können. Deshalb schlafe ich irgendwie eingerollt.
Warum tragen Sie mittlerweile einen Bart?
Mir gefällt das so besser, solange ich ihn einigermaßen unter Kontrolle halte.
Sie wirken so auch respekteinflößender.
Wenn das so ist, erfüllt es auch noch einen Zweck – perfekt! (Lacht.)