Im Interview mit der APA blickte Österreichs erster NBA-Export zurück und noch mehr nach vorne. Zudem hatte er Tipps für junge Spieler parat, die ihm nacheifern wollen.
Hat es seit dem NBA-Draft vor inzwischen mehr als vier Monaten Augenblicke gegeben, in denen Sie gedacht haben, hey träume ich, wo ich jetzt bin, oder sagen Sie, ich habe mir das hart erarbeitet?
Jakob Pöltl: "Eher das Zweitere, würde ich sagen. Es ist schon ein Traum, der in Erfüllung gegangen ist, aber es war ein Prozess, der sich über eine längere Zeit entwickelt hat. Mir ist schon bewusst, die Arbeit, die ich da reingesteckt habe, dass das jetzt die Konsequenz daraus ist."
Junge österreichische Basketballer sehen in Ihnen längst ein Vorbild. Welchen Rat geben Sie ihnen, damit sie eventuell Ihren Spuren folgen können?
Pöltl: "Um hierher (in die NBA, Anm.) zu kommen, egal woher man ist, muss man grundsätzlich zumindest jeden Tag im Training zu 100 Prozent dabei sein. Man muss 'coachable' sein, man muss immer seinen Trainern zuhören und versuchen (deren Anweisungen, Anm.) so gut wie möglich umsetzen. Die Grundmotivation muss da sein, dann braucht man Talent und Glück vermutlich auch. Da kommt eben vieles zusammen. Den Teil, den man für sich selbst jeden Tag im Training bringen muss, sind die positive Einstellung und eben auch der Ehrgeiz, dass man vielleicht extra noch etwas dranhängt. Den Rest kann man dann nicht mehr so beeinflussen. Aber die Grundeinstellung muss stimmen."
Die NBA ist schnelllebig. Es gibt Trades, man kann ins Farmteam in der D-League versetzt werden. Was können Sie aus Ihrer Sicht tun, damit Sie in einer starken Raptors-Mannschaft Ihren Platz behaupten?
Pöltl: "Im Endeffekt geht es darum, das zu machen, was der Coach von dir braucht. In meinem Fall ist das meine Position verteidigen, rebounden und starke Team-Defensive spielen. In der Offensive limitiert sich das ziemlich genau auf aushelfen, wo es halt geht. Wenn ich diese Rolle erfülle, dann werde ich hoffentlich auch auf dem Spielfeld stehen. Wenn es am Ende nicht reicht oder ich nicht gebraucht werde und ins D-League-Team versetzt werde, dann hat das auch seine positiven Seiten."
Es geht nun mit den ersten (von insgesamt 41, Anm.) Auswärtsspielen los. Haben Sie eine Vorstellung, was Sie erwartet? Das Reisen wird weit intensiver sein, als es am College gewesen ist.
Pöltl: "Erfahrene Spieler haben mit bereits Tipps gegeben, was auf mich zukommt und wie ich mich darauf einstellen kann. Im Endeffekt ist das auch eine Erfahrung, die man machen und daraus lernen muss. Man muss auch unterwegs fit bleiben und sich auf das nächste Spiel vorbereiten. Man muss schauen, dass man immer ready ist. Auch wenn es vielleicht nicht so einfach ist, weil man nicht im eigenen Bett schlafen kann."
Laut Spielplan wird Ihr Team selbst zu Weihnachten auf Achse sein, am 23. Dezember wird in Utah, am Stephanitag in Portland gespielt. Das Los des Profilebens?
Pöltl: "Ja, das ist so, das habe ich gewusst. Ich hatte auch am College nicht allzu viel Pause um Weihnachten herum. Das ist halt jetzt so, wir werden dementsprechend bezahlt, also können wir uns, glaube ich, nicht beschweren."
Stichwort Utah: Verspricht die Partie in Salt Lake City zu einem "Heimspiel" für Sie zu werden? Haben sich College-Freunde und -Bekannte schon gemeldet?
Pöltl: "Ich weiß schon von einigen College-Freunden, dass sie bei dem Spiel dabei sein werden. Viele sind zwar um diese Zeit zu Hause, verstreut in den USA. Aber es haben sich schon einige bei mir gemeldet, dass sie auf jeden Fall kommen wollen."
Wie viele NBA-Begegnungen verfolgt ein junger Spieler wie Sie in der Freizeit?
Pöltl: "Wann immer halt Zeit ist, Fernseher einschalten und schauen, was läuft. Wenn ein gutes Spiel ansteht, merkt man sich das auch vor, ansonsten gelegentlich, wenn es sich anbietet."
Werden Sie etwa in Ihrer Wohngegend bereits als Spieler der Raptors erkannt, angesprochen, um Autogramme gebeten?
Pöltl: "Ja, es passiert, vor allem nach einem Spiel häufiger, aber vielleicht ist das auch nur ein Gefühl, das ich bis jetzt habe. Davon bin ich eigentlich auch ausgegangen, dass, sobald die Saison losgegangen ist, ein paar mehr Fans mein Gesicht sehen."