Gerade unter den europäischen Journalisten war die Vorfreude und Aufregung groß. Keine drei Stunden nachdem publik wurde, wurde kurzfristig für Freitag eine Pressekonferenz angesetzt. Mehrmals wurde jeder darauf hingewiesen, dass eben die Aussendung per E-Mail gekommen war. Manche stimmten schon ihre Pläne miteinander ab und vereinbarten Treffen vor Ort.
Aber auch NFL Network Experten wie Ex-Jaguars RB Maurice Drew-Jones sind aufgeregt, wenn es um die International Games geht. Er ist auch Teil eines derartigen Programmes und es war laut ihm einer seiner besten Entscheidungen. Bengals WR Tee Higgins und Rams WR Cooper Kupp hatten die gleiche Meinung: "I am excited to play in Germany, if we would have a game there."
Bei der Pressekonferenz am Freitag wurde dann mehr Licht ins Dunkle gebracht. Kurze Verwirrung herrschte zum Beispiel zu den Terminen. München ist als Austragungsort 2022 fix. Die intuitivste Konstellation wäre dann über die vier Jahre abwechselnd in Frankfurt und München zu spielen – in Frankfurt selbst ging man bereits sicher von einem NFL-Spiel im Jahr 2023 aus – aber die NFL und NFL Deutschland stellten klar, dass der Ort für die 2023er-Saison noch nicht fixiert sei. „Wir wollen uns die Option (Anm.: 2023 in München zu spielen) für den Fall der Fälle offenhalten“, erkärte Brett Gosper, Chef von NFL Europe und UK. „Es geht auch darum, die Stadion-Verfügbarkeit zu prüfen; man denke an Bundesliga und Champions League etc.“ ergänzte NFL Deutschland-Chef Alexander Steinforth.
Aber fix ist, dass die NFL ihr erstes Deutschland-Spiel in der Allianz Arena austragen wird. Bayern Münchens Andreas Jung unterstrich die Besonderheit davon: "Seit der Eröffnung des Stadions in 2005 hatten wir nie ein Nicht-Fußball Sportevent hier in der Arena. Die NFL wird das Erste sein." Für Steinforth geht es aber darüber hinaus. "Klar, dass Spiel ist das Highlight, aber wir wollen das ganze Jahr über mehr in den Football investieren und präsent sein. Das gilt für ganz Deutschland. Es ist perfekt, dass wir nun gleich zwei Städte in Deutschland haben, in denen die NFL spielt."
Sie erwarten sich zirka 30 Millionen Einnahmen für jeden Spieltag, der in Deutschland gespielt wird. Dieses Geld wird bereits jetzt schon in die Renovierung und Upgraden der Stadien für die NFL gesteckt. Aber nicht nur das, auch in Schulen soll der Football (oder Flag-Football) gefördert werden. Der Bürgermeister Peter Feldmann von Frankfurt erklärt, dass sie alleine in Frankfurt rund 500.000 Euro in diese Förderung bringen wollen und eine weitere Million in den Ausbau innerstädtischer Plätze, die das Ziel haben das Ausüben von Sport, insbesondere Football, leichter verfügbar zu machen.
Wer wird in Deutschland spielen
Bis der Spielplan der NFL für die kommende Saison im Frühling fixiert wird, kann die NFL noch keine Aussage darüber machen, wer in Deutschland spielen könnte. Danach werden sie sich anschauen, wo das beste Zeitfenster für Teams und für München selbst ist. Die ersten Teams, die dann kontaktiert werden, ihr „Heimspiel“ hier auszutragen, sind die Teams, die Rechte an dem deutschen Markt besitzen: Kansas City Chiefs (AFC), New England Patriots (AFC), Carolina Panthers (NFC) und die Tampa Bay Buccaneers (NFC).
Eine wichtige Information ist zusätzlich, dass jedes NFL-Team ja nun 17 Spieltage hat und das heißt, dass jährlich alternierend alle Teams einer Conference neun statt acht Heimspiele haben. Die Teams dieser Conference veranstalten dann eines ihrer Heimspiele in Großbritannien oder Deutschland. Somit haben sie auch weiterhin acht Heimspiele in ihrer eigentlichen Heimatstadt. Und in der kommenden Saison haben die NFC Teams ein Extra-Heimspiel.
Was nicht zu erwarten ist, dass ein Team regelmäßig Heimspiele in Deutschland haben wird, wie die Jaguars im Londoner Wembley Stadion. Im Allgemeinen will die NFL die Teams dazu verpflichten im Laufe von vier Jahren mindestens einmal an einem International Game teilzunehmen.
Peter Feldmann zeigt sich vorfreudig: "Das erste Football-Spiel in Deutschland veranstalteten US-Soldaten im Jahr 1945. Jetzt wollen wir zeigen, dass die NFL nun auch eine Heimat hier in Deutschland hat."
Marco Tilli