Als Black Monday gilt der Tag nach dem letzten Spieltag der Regular Season. An diesem Tag werden alle Coaches gefeuert, die den Anforderungen des Teams oder der Eigentümer nicht gerecht geworden sind. Jedes Jahr verlieren an diesem Tag so einige ihre Jobs. Das Trainerkarussell beginnt. Die ersten und offensichtlichsten Kandidaten für einen Head Coach Job sind erfolgreiche Offensive- oder Defensive-Coordinatoren. Sofort nach den Entlassungen beginnen Teams damit, diese Assistenz-Trainer zu Bewerbungsinterviews einzuladen. Wird ein Koordinator-Posten dann frei, ist es durchaus öfters der Fall, dass ein ehemaliger Head Coach diesen Platz einnimmt – daher der Begriff „Karussell“. Auf alle Fälle sind jedoch die erfolgreichen Koordinatoren oft im Playoff und daher noch mitten in der Saison. Der Kopf bleibt dann nur selten frei genug für Bewerbungsinterviews. Zusätzlich mussten die Teams nach dem jeweiligen Ausscheiden aus den Playoffs warten, um die Koordinatoren oder andere Assistent Coaches einzustellen – offiziell zumindest. Aber Teams möchten natürlich so schnell wie möglich ihren Cheftrainer-Posten nachbesetzen oder nicht das Risiko eingehen, einen potenziellen Kandidaten sausen zu lassen, weil sie auf einen Koordinator eines Super Bowl Teams spekulieren. Daher finden sich viele Super Bowl Koordinatoren einem Feld bereits besetzter möglicher Jobs wieder.
Das McDaniels-Colts-Drama
Die Regel, dass Teams die Verpflichtung ihres neuen Head Coaches erst nach dessen Ausscheiden veröffentlichen dürfen (wenn er davor Assistant Coach, also z.B. Offensive- oder Defensive Coordinator war), wurde im Jahre 2018 heiß diskutiert. In der Saison davor entließen die Indianapolis Colts ihren Head Coach. Sie fragten bei den – sich noch im Playoff befindlichen – New England Patriots an, den damaligen Offensive-Coordinator Josh McDaniels zu interviewen. Das Bewerbungsgespräch verlief dann scheinbar sehr gut, denn im Mündlichen einigten sich McDaniels und die Colts auf eine Übereinkunft und McDaniels als neuen Head Coach. Offiziell mussten die Colts aber noch warten, bis die Patriots den Super Bowl spielten. In der Zwischenzeit unterzeichneten andere Coaching-Kandidaten bei anderen Teams. In der Woche vor dem Super Bowl dann die große Überraschung: McDaniels zog seine mündliche Zustimmung zurück und blieb als Offensive-Coordinator in New England. Was ihn genau überzeugt hatte, weiß man nicht. Gemunkelt wurde, dass ihm der zukünftige Cheftrainer-Posten in New England versprochen wurde, sobald Bill Belichick aufhören würde (Anmerkung: hat er noch nicht.). Die Colts standen plötzlich mit leeren Händen da. Ihr Glück war aber dann das der Offensive-Coordinator der NFL-Champions Philadelphia Eagles, Frank Reich, auch noch kein Team hatte. Postumwendend holten sie sich ihn – und landeten dabei einen Glücksgriff. Im ersten Coaching-Jahr gewann Reich sofort den Coach of the Year Award.
Regeländerung
Die NFL änderte darauffolgend die Regel, dass Teams auf potenzielle Koordinatoren warten müssen und sie können jetzt schon während der Playoffs diese als Head Coach mehr oder weniger holen. Beachtet man ausschließlich die Super Bowls, bewirkte die Regeländerung allerdings noch gar nicht so viel. Überraschend wenig Super Bowl-Koordinatoren heuerten bei einem neuen Team als Head Coach an. Über die vergangenen 15 Jahren leiteten ab dem darauffolgenden Jahr nur elf Assistant-Coaches die Einheiten eines anderen Teams, wenn sie im Super Bowl standen. Viele der Verpflichtungen wurden dann am Tag nach dem Super Bowl bekannt gegeben. In anderen Worten, die Verpflichtung war schon fix, aber nicht offiziell. Einzige Ausnahme in dem Zeitfenster war eben Frank Reich.
Kevin O'Connell weihte seinen Rams den Untergang
Und jetzt kommt auch der große Spoiler: Die Bengals werden Super Bowl Champion! Warum? In den vergangenen 15 Jahren hat jedes Mal das Team den Super Bowl verloren, wenn einer ihrer beiden Koordinatoren bereits vor dem Super Bowl ein neues Team in Aussicht hatte. Jedes einzelne Mal ging dessen Team dann als Verlierer vom Platz. Und nun haben die Vikings den Wechsel von Rams Offensive Coordinator nach Minnesota (inoffiziell) verlautbart. Ein schlechtes Omen?
Nur zwei Koordinatoren gingen erfolgreich aus dem Super Bowl, wenn sie das Team wechselten. Der erste ist der bereits erwähnte Frank Reich, der mit dem Philadelphia Eagles als OC Super Bowl Sieger wurde. Der zweite ist vielleicht die einzige Ausnahme aus der Serie - je nachdem wie streng man ist. Brian Flores gewann als mit offizieller Jobbezeichnung "Linebacker Coach" den Super Bowl mit den Patriots gegen die Atlanta Falcons. Ist man von strenger Natur, muss man sagen, dass Flores eigentlich der de facto Defensive-Coordinator war. Für den Artikel bleiben wir aber mal bei den offiziellen Jobbezeichnungen.
Der Überblick
Nachstehend finden sich alle Offensive-/Defensive Coordinatoren der vergangenen 15 Super Bowls, die anschließend in einen Head-Coach-Job wechselten. Zusätzlich sind noch LaFleur und Rivera aufgelistet, da sie derzeitige Head Coaches sind. In Kursiv sind die einzigen beiden siegreichen Coaches markiert. Zu erwähnen ist noch, dass nur Reich erst nach dem Super Bowl seinen zukünftigen Job aushandelte.
- 2006: Bears Ron Rivera zu den Chargers als LB-Coach (Super Bowl: 17:29 Colts)
- 2008: Cardinals Todd Haley zu den Chiefs (23:27 Steelers)
- 2011: Patriots Bill O'Brian zu Penn State (17:21 Giants)
- 2014: Seahaws Dan Quinn zu den Falcons (24:28 Patriots)
- 2016: Falcons Kyle Shanahan (28:34 Patriots)
- 2016: Falcons Matt LaFleur (QB-Coach) zu den Rams als OC (28:34 Patriots)
- 2017: Patriots Matt Patricia zu den Lions (33:41 Eagles)
und Eagles Frank Reich zu den Colts (41:33 Patriots) - 2018: Rams Zac Taylor (QB-Coach) zu den Bengals (3:13 Patriots)
und Patriots Brian Flores (LB-Coach) zu den Dolphins (13:3 Rams) - 2021: Rams Kevin O'Connell zu den Vikings (?:? Bengals)
Glaubt man dann an das Gesetz der Serie, steht quasi schon fest, dass die Rams den Super Bowl verlieren werden. Denn der Offensive-Coordinator der LA Rams hat vergangene Woche seinen Wechsel auf die Trainerbank der Minnesota Vikings offiziell fixiert. Mit der Ausnahme von Patriots OC Bill O’Brian im Jahr 2012 (ging zum College Penn State) verkündete kein Coordinator seinen Wechsel ins Amt des Hauptübungsleiters so früh wie O’Connell. Hat er somit mit der Verkündigung seinen LA Rams den Untergang geweiht oder er bricht die Serie?
Marco Tilli