Erstellt man eine Rangliste, muss man zwangsweise jedes Team mit jedem anderen abgleichen. Es bilden sich Gruppen von stärkeren, schwächeren Teams, verschiedene Gruppen mit mittel-starken und mittel-schwachen; je nachdem, wen man gerade wann fragt. Jeder hat seine eigene Meinung und ist sich sicher, dass die des Gegenüber die absolut falsche ist.
Während dem Verfassen der Rangliste, ist mir vor allem eines aufgefallen: Wie stark die besten 5-10 Teams und deren Quarterbacks eigentlich sind. Viele Fans haben das Gefühl bereits gehabt, aber diese NFL-Saison ist bisher (und hoffentlich auch in Zukunft) einer der besseren.
1. Buffalo Bills (4-1)
Jeder Gegner weiß, dass QB Josh Allen diese Saison Fahrt aufgenommen hat, aber die Defensive trotzdem die stärkere Seite ist. Da kann man schon langsam Panik bekommen. Nur 12,2 Punkte pro Spiel ließen die Mannen von Sean McDermott zu – das sind nicht mal zwei TDs! Die Demontage – offensiv und defensiv – von Kansas City spülte die Bills auf Platz 1 dieses Rankings. Die Mahomes-Bande machte nur 20 Punkte. „Nur?“, fragt man sich. Ja, Mahomes ging seit seinem Debüt Dezember 2017 nur dreimal mit weniger Punkten vom Platz. Achja, und in der Offensive hat WR1 Stefon Diggs sogar bisher underperformt und hat noch Luft nach oben.
2. Arizona Cardinals (5-0)
Einziges Team ungeschlagenes Team übrig. In der Division bereits die starken Rams und auch die 49ers geschlagen. In vier der fünf Wochen über 30 Punkte erzielt und jederzeit eine starke Defensive auf allen Ebenen präsentiert – das klingt nach Super Bowl Anwärter, #murrayformvp.
3. Tampa Bay Buccaneers (4-1)
Die Bucs sind nicht zu stoppen. Besonders in der Offensive gibt es so viele Waffen um QB Tom Brady, dass man als gegnerische Defensive gar nicht alle verteidigen kann. Vielleicht fragt man mal bei der NFL nach, ob man ein paar Spieler mehr auf den Platz stellen kann…
4. Los Angeles Chargers (4-1)
Welche Chancen hat Justin Herbert im MVP-Rennen? In seiner erst zweiten Saison legte der Quarterback der Chargers auf seine Offensive-Rookie-of-the-Year-Saison sogar noch eine Scheibe drauf. Der Hauptgrund für die so stark spielenden Chargers steht aber an der Seitenlinie: Head Coach Brandon Staley ist der neuer Stern am Trainer-Himmel.
5. Dallas Cowboys (4-1)
Es scheint jetzt schon sicher, dass QB Dak Prescott den Comeback-Player-Award gewinnen wird. Von allen Startern liegt er mit der wahnsinnigen Completion Rate von 73,9% auf Platz 2 (K. Murray, Ari) in dieser Kategorie. Schafft es eine Defensive mal ihn etwas einzubremsen, rasseln RB Ezekiel Elliott und RB Tony Pollard durch sie durch. Damit die alle auch genug zu tun haben, sorgt CB Trevon Diggs mit sechs INT in den fünf Spielen auch dafür, dass die Offensive auch oft den Ball bekommt.
6. Los Angeles Rams (4-1)
Was für ein Jahr für die LA Teams aufzudrehen! Vielleicht gibt’s ja einen Heim-Super-Bowl für BEIDE LA-Teams… Die Stafford-McVay-Kombination brilliert genauso, wie wir uns das alle erhofft haben. Das hilft zudem WR Cooper Kupp mehr als nur im Rennen zum Offensive-Player-of-the-Year zu sein. Solange Aaron Donald und Jalen Ramsey fit bleiben, braucht sich auch niemand Sorgen um die Defensive machen.
7. Baltimore Ravens (4-1)
Die Lamar-Jackson-Show. Was sich jeder NFL-Fan im ersten Moment vorstellt: Wie Jackson viel mit dem Ball läuft und reihenweise Verteidiger austanzt. Was wirklich passiert: Jackson führt die Liga an in Completed Air Yards und ist Vierter in Yards per Wurf. Gegen die Colts brillierte der junge Quarterback und zog für seine Ravens beim Comeback-Sieg die Karre aus dem Dreck.
8. Carolina Panthers (3-2)
Die Panthers haben einiges an Vertrauen in ihre Stärke in der Niederlage gegen die Eagles abgeben müssen. Eigentlich hatten sie das Spiel in der Hand, aber verloren dennoch irgendwie. Nichtsdestotrotz zählen sie zu den Top-Teams der bisherigen Saison mit einem soliden Spiel auf allen Ebenen und einer hungrigen Defensive. McCaffrey kommt auch bald zurück.
9. Green Bay Packers (4-1)
The Last Dance, NFL-Edition läuft auf Hochtouren. Es ist gut möglich, dass die Verlobte (Shailene Woodley) von Aaron Rodgers neidisch auf die Chemie zwischen ihm und WR Davante Adams ist. Nur Kicker Mason Crosby bereitet den Packers Sorgen (3 verschossene Field Goals und einen verschossenem Extra Punkt gegen die Bengals) – auch wenn er den Sieg dann doch fixiert hat.
10. Cleveland Browns (3-2)
Solange das Laufspiel funktioniert, zählen die Browns zu den heißen Kandidaten für einen tiefen Play-Off-Besuch. QB Baker Mayfield hat immer noch Abstimmungsprobleme, vor allem mit WR Odell Beckham Jr. Die Defensive zählt glücklicherweise zu den besseren in der Liga – auch wenn sie 47 Punkte gegen die Chargers schlucken mussten.
11. Cincinnati Bengals (3-2)
Die LSU Bengals schlagen zu. QB Joe Burrow und WR Ja’Marr Chase machen da weiter, wo sie im College aufgehört haben: Chase führt die Liga in 30+ Yards-TDs an (vier an der Zahl). Die gesamte Offensive wirkt gefährlich, wenn Burrow fit hinter der O-Line steht. Nur ein Field Goal trennte die Bengals von einem Sieg gegen die Packers.
12. Kansas City Chiefs (2-3)
Aus fünf Spielen nur zwei Siege klingt als wäre Feuer am Dach der Chiefs. Das ist das Problem, welches entsteht, wenn die eigene Defensive durch das schlechte Spiel die Offensive so unter Druck setzt, dass nicht einmal Mahomes retten kann. Naja, trotz allem sind die Chiefs in der Offensive wohl eines der stärksten Teams und wenn die neu zusammengewürfelte O-Line sich eingespielt hat, kann sich Mahomes in Ruhe einen seiner Star-Receiver aussuchen.
13. Minnesota Vikings (2-3)
Die Vikings are cookin‘ even without Cook. Verzeiht das Wortspiel... QB Kirk Cousins zählt zu den unterschätztesten Spielern der Liga und Receiver Justin Jefferson zählt bald zur Creme de la Creme der Receiver. Und die Defensive ist wie immer unter HC Mike Zimmer eine Stärke. Gegen die Browns in Woche 4 haben sie jedoch etwas leiden müssen und sind gegen die Lions gerade so durchgerutscht.
14. Tennessee Titans (3-2)
King Henry regiert auch weiterhin die Rushing Statistiken, zerstört alle Analysten, die das Laufspiel für weniger wichtig halten und weist Pessimisten in die Schranken, die dem Running Back eine baldige Verletzung aufgrund seines Arbeitsvolumen zuschreiben. Durch ihn läuft die Offensive und erleichtert so Tannehills Spiel, bis die Top-Receiver A.J. Brown und Julio Jones endlich in Form kommen.
15. New Orleans Saints (3-2)
Achterbahnfahrt beschreibt wohl die Saison der Saints am besten. Football-Kenner würden daher wohl von einer ganz normal Jameis-Winston-Saison sprechen. Die Saints stehen nicht so schlecht da, aber warten noch bis WR Michael Thomas zurückkommt und RB Alvin Kamara aufzugeigen beginnt – nach Rushing Yards over Expectation ist Kamara der schlechteste Running Back der Liga.
16. Denver Broncos (3-2)
Die beiden Wide Receiver Sutton und Jeudy sind vielversprechend, in der Defensive wird First-Round Rookie Patrick Surtain II nach seiner Verletzung die ehemalige No-Fly-Zone wieder aufleben lassen. Die Broncos sind im Großen und Ganzen in junges Team in der Entwicklung, das einige Spiele gewinnen wird, einige verlieren. Platz 16 ist perfekt.
17. San Francisco 49ers (2-3)
Eines hat man gemerkt: Mit Trey Lance spielt San Francisce ganz anders als mit Jimmy G. Es gibt viel mehr QB-Runs, vielleicht auch weil Lance noch nicht im Rhythmus ist. Ein Kittle fehlt da schmerzlich. Auch die Defensive ist noch nicht da, wo sie mit Nick Bosa schon mal war.
18. Pittsburgh Steelers (2-3)
Ohne den guten Auftritt gegen die Broncos diese Woche wäre die Steelers weiter unten. Gegen Denver hat Big Ben aber gezeigt, dass ein wenig Kraft noch in seinem Arm steckt. Rookie-RB Najee Harris hatte auch sein erstes großes Spiel.
19. Las Vegas Raiders (3-2)
Bis Woche 4 waren die Raiders eine der größten Überraschungen (im positivem Sinne) dieser Saison. Die Niederlage gegen die Bears schmerzt. Noch mehr schmerzen die rassistischen und sexustischen Äußerungen von HC Joe Gruden und seinen darauffolgenden Rücktritt.
20. Atlanta Falcons (2-3)
Ohne ihre zwei besten Wide Receiver reisten die Falcons zum ersten London-Spiel dieses Jahres. Dort zeigten Rookie-TE Kyle Pitts (endlich) und WR-RB-Hybrid Cordarrele Patterson (mal wieder) auf. Zieht man die anderen vier Spiele in Betracht, mag das eventuell mehr an den schwachen Jets liegen. Die Formkurve zeigt nach oben, aber noch begeistert Atlanta nicht.
21. Philadelphia Eagles (2-3)
Viele Spieler in Philadelphia werden am Montag zum Meeting in der Kabine gewesen sein und noch immer nicht genau wissen, wie sie eigentlich die Panthers mit dieser Leistung schlagen konnten. Bis kurz vor Ende des 3. Quarters konnten die Eagles insgesamt, also Rushing plus Passing, nur 81 Yards (!) erzielen. Hoffnung geben allerdings WR DaVonta Smith (meisten Catches in ersten Eagles-Spielen seit 1960) und QB Jalen Hurts (Erster QB seit 1950 mit 30+ Rushing Yards in ersten neun Karrierspielen).
22. New England Patriots (2-3)
Im Jahr 1 in der Mac-Jones-Ära lassen die spektakulären Spielzüge noch auf sich warten. Die Offensive spielt sehr vorsichtig, aber die Defensive kann nicht wie sonst oft so sehr dominieren, dass ein sicheres Spiel auch reicht. Gegen Houston wurde es eng.
23. Washington Football Team (2-3)
Bei dem Football Team aus der US-Hauptstadt bleibt vor allem die Defensive, spezifischer die D-Line, hinter den riesigen Erwartungen zurück. Plan wäre gewesen, mit der „D“ den Gegner zu dominieren und mit der Hopp-oder-Top-Offensive genug Punkte zu erzielen. Es macht durchaus viel Spaß der Offensive zuzuschauen, aber als Team reicht es so nicht in der Division mit den starken Cowboys.
24. Seattle Seahawks (2-3)
Eigentlich gehören die Hawks weiter rauf; aber rein wegen QB Russell Wilson, denn weder das Laufspiel noch die Defensive konnten bisher überzeugen. Wilson ist aber nun für ein paar Spiele verletzt. Vielleicht gehört Seattle jetzt sogar weiter runter.
25. Chicago Bears (3-2)
Die drei Siege hat mehr die Defensive zu „verantworten“. Mit 18 Sacks führen die neuen „Monsters of the Midway“ die Liga an. In der Offensive ist Rookie-QB Justin Fields nun fixer Starter, aber konnte noch nicht so 100%-ig überzeugen. Immerhin scheint er eine gute Chemie mit WR Darnell Mooney zu haben. In Chicago darf man noch hoffen, insbesondere da der Record keine gar nicht so schlechte Lage ist.
26. Detroit Lions (0-5)
Gescheiterte Aufholjagd gegen die 49ers, durch ein Rekord-Field-Goal von Justin Tucker gegen die Ravens und ein Last-Minute-FG gegen die Vikings verloren – die Lions und ihre Fans hatten es nicht leicht. Oftmals hat sich Detroit irgendwie im Spiel gehalten, aber am Ende läufts darauf hinaus Punkte zu machen, und gerade da haben die Jungs von Dan Campbell massive Probleme.
27. Indianapolis Colts (1-4)
Wenn man an die Colts und ihre Spieler denkt, würde man meinen, sie ständen besser da als 1-4. Das vergangene Spiel gegen die Ravens war aber das erste wirklich überzeugende und selbst das gaben sie im letzten Quarter noch aus der Hand. Fakt zum Angeben: Mit 3:11 min übrig im 3. Quarter und einer 22-3 Führung lag die Gewinnwahrscheinlichkeit der Colts bei 96% (vgl. Next Gen Stats).
28. Miami Dolphins (1-4)
Man hat sich ganz klar mehr von dem Team um Tua Tagovailoa und HC Brian Flores erwartet. Auch wenn die Verletzung des QB1 weh tut, bisher konnten die Dolphins auf allen Ebenen nicht besonders glänzen.
29. Houston Texans (1-4)
Von Vielen im Vorhinein als das schlechteste Team der NFL abgetan, spielen die Texans in den meisten Matches um den Sieg. Nachdem Tyrod Taylor sich nach einer grandiosen Week-1-Leistung verletzte, steigerte sich Rookie-QB David Mills sich von Spiel zu Spiel.
30. New York Giants (1-4)
Ein Record von 1-4 und dazu die Verletzung von Daniel Jones und Star-RB Saquon Barkley tragen wenig zum Optimismus im Big Apple bei. Dabei wirkte Jones zuletzt wie ein Franchise-Quarterback und Barkley wurde vorsichtig immer mehr im Spiel mit Bällen gefüttert. Lichtblick im Receiver-Krankhaus-Zimmer ist Rookie Toney, der glänzte während Golladay, Shepard und Slayton angeschlagen/verletzt sind.
31. New York Jets (1-4)
Wie sagte es der Kommentator in Ran.de so nett: Manchmal wusste man nicht, was für eine Sportart die Jets im Spiel gegen die Falcons praktizierten. Zach Wilson tut sich noch unheimlich schwer seine Leistungen vom College in die NFL zu übertragen und das er recht wenig Unterstützung von seinem restlichen Team bekommt, trägt auch nicht zum Positivem dazu bei.
32. Jacksonville Jaguars (0-5)
In Jacksonville geht es drunter und drüber mit Neo-Head-Coach Urban Meyer. Nach der Niederlage bei den Bengals in Ohio blieb er in der Nähe seines Colleges und ging dort feiern. Keine Ahnung, ob ein Verantwortlicher der Jags bei diesen Leistungen in Feierlaune sein sollte... Gerade bei den so wichtigen 3rd Downs haben sie gehörig zu kämpfen und zudem fehlen oftmals die explosiven Big-Plays. Wie es Meyer zusammenfasste: In der NFL zu coachen, fühlt sich an als würde man „jede Woche gegen Alabama spielen.“
Marco Tilli