Es war mitten in den Anfangsmonaten der Corona-Pandemie, als Sandro Platzgummer 2020 von Innsbruck nach New York übersiedelt ist. „In den ersten drei Wochen war ich in Quarantäne und nur im Hotel. Ende Juli ist es dann von null auf hundert mit dem Training losgegangen“, sagt der 23-Jährige. In diesem „Lernjahr“, wie er die erste Saison in der National Football League bei den New York Giants nennt, hat er kein einziges Spiel absolviert. Die Enttäuschung hat sich aber in Grenzen gehalten. „Es hat aufgrund der Pandemie keine Vorbereitungsspiele gegeben, ich habe mich also nicht beweisen können. Kein Team glaubt, dass ich auch nur irgendetwas draufhabe. Sie kennen den europäischen Football eben nicht so“, beschreibt der (ehemalige) Medizinstudent seine Situation. Allgemein ist es in den ersten Wochen und Monaten nicht ganz einfach: „Wir Spieler haben keine öffentlichen Verkehrsmittel benutzen dürfen, um das Risiko einer Corona-Infektion zu minimieren. Mein Auto habe ich erst Ende Oktober bekommen, als ich meine Sozialversicherungsnummer gehabt habe. Also haben mich meine Mitspieler mit dem Auto immer überall hinbringen müssen.“
Für seine zweite Saison bei den Giants, zu denen er von Tirol aus im April wieder aufbrechen wird, soll sich einiges ändern – auf und abseits des Spielfeldes: „Ich schaue mich gerade nach einer eigenen Wohnung um, die vielleicht etwas preiswerter und trotzdem näher an der Stadt ist. Im ersten Jahr habe ich mir eine Wohnung mit einem Mitspieler geteilt, wir haben 5000 US-Dollar pro Monat bezahlt. Ich habe Glück gehabt, dass mein Mitbewohner die ganze Saison beim Team war …“ Wie der Österreicher das meint? „Die NFL ist ein beinhartes Business. Ich war mit Spielern beim Frühstück, und das nächste Mal habe ich sie mit gepackten Koffern im Gang gesehen, weil sie entlassen wurden. Zu enge Freundschaften sollte man also vielleicht nicht eingehen.“
Was das Sportliche betrifft, fehle nicht viel zu seinen Teamkollegen, sagt Platzgummer: „Saquon Barkley (Anm.: Star-Running-Back der Liga, spielt bei den Giants) hat kein NFL-Niveau. Er ist weit drüber. Aber die anderen jungen Spieler, die vom College gekommen sind, zu denen fehlt mir nicht viel, würde ich sagen.“ Ob der Innsbrucker in diesem Jahr zu seinen ersten NFL-Einsätzen komme, sei abhängig von mehreren Faktoren. „Davon, ob es diesmal Vorbereitungsspiele geben kann. Falls ja, dann werde ich mich dort, ganz egal, wie viele Minuten ich spielen darf, voll reinhauen. Falls es keine Spiele gibt, muss ich andere Wege finden, auf mich aufmerksam zu machen. Dann muss ich mich im Training steigern und mir das Vertrauen so erkämpfen.“