Zu Beginn jeder Woche reflektiert die Kleine Zeitung auf den vergangenen Spieltag zurück und greift – ganz im Stile von American Football – per Touchdown sechs Punkte auf, die in ihrer Besonderheit eine Erwähnung wert sind. Keine News, sondern mehr Analyse und Hintergrund-Geschichten.
- Good Brownies
- Breakout-Games
- Atlanta und Gewinnwahrscheinlichkeiten
- Watt-Spiel
- Ist Mahomes unaufhaltbar?
- Rivers Meilenstein-Quarter
1) Good Brownies
Die Cleveland Browns werden in den vergangenen beiden Spielen ihren Off-Season-Hype gerecht. Das erste Mal seit einem Jahrzehnt erzielten die Browns an zwei aufeinander folgenden Spielen mindestens 30 Punkte. Das letzte Mal als die Mannschaft aus Ohio das schaffen konnte, war in der Saison 2010, als sie am 24. Oktober gegen die New Orleans Saints 30-17 gewinnen konnten und eine Woche darauff, am 7. November, die New England Patriots 34-14 schlugen. Bei den Patriots war damals im Coaching Staff Bill Belichick (Patriots Head Coach), der jetzige Miami Trainer Brian Flores (damals Special Teams), der jetzige Texans-Trainer Bill O’Brian (damals QB-Coach) und der jetzige Detroit-Trainer Matt Patricia (damals Linebacker-Coach). Zudem war das die Rookie-Saison von Rob Gronkowski.
Des Weiteren liefern die Running Backs der Browns ab, diese Woche insbesondere Nick Chubb. Der RB1 der Browns ist der erste Browns-Spieler seit 1967, der in zwei aufeinander folgenden Spielen über 100 Rushing-Yards und mindestens zwei Touchdown erzielen konnte.
2) Breakout-Games
Hello, Justin Jefferson, welcome to the NFL! Der Rookie Wide Receiver der Minnesota Vikings hatte gestern sein Breakout-Game. Bisher konnte die Vikings Offensive unter QB Kirk Cousins wenig überzeugen - das zweite Saisonspiel wird sicher auch am Ende des Jahres zu einem der schlechtesten Spiele hinsichtlich des Passspiels zählen, denn gegen die Colts konnte Cousins gerade einmal für 113 Yards werfen (und für 80 laufen). In Woche 3 brachte Cousins dann seinen Blick öfter zu seinem neuesten Mitspieler. Während in den ersten beiden Spielen zusammen Jefferson lediglich sechs Bälle in seine Richtung fliegen sah, bekam er neun Targets gegen die Titans. Prompt lieferte der Rookie ab: Waren es noch 26 beziehungsweise 44 Yards in den ersten beiden Matches, rasierte Jefferson die Titans Secondary mit sieben Catches und 175 Yards, plus einen Touchdown. Alleine in der ersten Hälfte erzielte der Jungstar 104 Yards – das sind fast so viele wie die gesamte Vikings-Mannschaft im Spiel davor.
Bei einem direkten Divisions-Konkurrenten der Vikings hatte auch ein anderer junger Receiver sein Breakout-Game. Für Green Bay musste QB Aaron Rodgers ohne sein Lieblingsziel WR Davante Adams gegen die New Orleans Saints antreten und daher war WR Allen Lazard sein neuer bester Freund. In seinen bisherigen drei Saisonen brachte es Lazard erst einmal über auf 100 Receiving Yards (als vergangene Saison gefühlt alle anderen Receiver verletzt waren), aber ansonsten nie über 70. Im Spitzenspiel in der Nacht auf Montag zauberte dann Lazard sechs Catches (acht Targets) und 146 Yards sowie einen Touchdown aus seinem gelben Helm und verhalf so den Packers zu einem wichtigen Triumph über die Saints.
Auch für die Cowboys stellte sich ein Reciever im dritten Jahr bei den gegnerischen Defenses vor: Ced Wilson erzielte fünf Catches für 107 Yards und zwei Touchdowns. In seinen bisherigen acht Spielen (zwei heuer, sechs in 2019, null in 2018) kam der 25-Jährige im Gesamten auf fünf Catches und 46 Yards.
3) Atlanta und Gewinnwahrscheinlichkeiten
Falcons-Fans, macht die Augen zu oder springt zum nächsten Absatz. Bis zur Woche 2 der heurigen Saison feierten Teams mit 0 Turnovers (Interception/Fumble) und mehr als erzielten 39 Punkten 440 Siege und 0 Niederlagen (per @EliasSports). Die Gewinnwahrscheinlichkeit der Falcons lag dabei bei 99.9% zum Zeitpunkt als noch 2:52 Minuten auf der Uhr waren. Nach dem Schlusspfiff gegen die Cowboys musste die Statistik umgeschrieben werden: nun lautet der Record 440 zu 1. Das davor letzte Mal als Atlanta eine 99%+ prozentige Gewinnwahrscheinlichkeit verpuffen hat lassen, war im Super Bowl gegen die New England Patriots.
Laut ESPN hat zudem kein Team in den letzten zwanzig Jahren ein Spiel verloren, wenn sie im vierten Quarter zweimal 15 Punkte vorne waren. Auch diese Statistik durfte man nun umschreiben: die Falcons haben es in zwei aufeinanderfolgenden Spielen geschafft. Nachdem Bears QB Mitch Trubisky auf die Bank gesetzt wurde, übernahm Nick Foles das Kommando und führt Chicago in seinem ersten Einsatz für dieses Team noch zum Sieg. Die Gewinnwahrscheinlichkeit für die Falcons lag zum Maximum bei 99.3% - schon wieder. Ein sehr bekannter Spruch im Sport lautet immerhin „Das Spiel ist aus, wenn der Schiedsrichter abpfeift.“
4) Das Watt-Spiel
Ein Name, den jeder Football-Fan und wahrscheinlich auch viele Nicht-Fans kennen, ist Watt. Für Jahre dominierte zunächst J. J. Watt als Defensive End der Houston Texans die gegnerischen Offensive Lines und seit 2017 lehrt nun auch sein Bruder T. J. Watt in den schwarz-gelben Dressen der Steelers den Quarterbacks das Fürchten. Die Watts haben auch noch einen dritten Bruder: Derek Watt wurde ein Jahr vor T. J. in der sechten Runde von den San Diego Chargers gedraftet, aber spielt seit der aktuellen Saison ebenso in Pittsburgh. Deshalb beinhaltete das Matchup Pittsburgh Steelers gegen Houston Texans gleich drei Brüder. Das letzte Mal war das … vergangene Saison der Fall als die Steelers auf die Bills trafen und die Edmunds-Brüder aufeinandertrafen. Seit 1927 waren das die einzigen beiden Mal, das drei Brüder in einem Spiel gegeneinander gespielt haben.
Das erste Duell (und zwar den Münzwurf) zwischen den Watt-Brüdern gewann T. J. für die Steelers gegen J. J. Während Derek Watt im zweiten Quarter mit Oberschenkelverletzung das Spiel verlassen musste, lieferten sich T. J. und J. J. ein Duell auf Augenhöhe. Ein Sack von T. J. spät im vierten Quarter half den Steelers den Sieg zu über die Zeit zu bringen.
5) Ist Mahomes unaufhaltbar?
Stoppt mich, falls ihr das schon gehört habt, aber Patrick Mahomes kann gut Football spielen. In der Nacht auf heute brillierte der Chiefs Quarterback gegen den AFC-Mitfavoriten Baltimore Ravens. Mit 385 Passing Yards, vier Touchdowns und einem Rushing Touchdown ließ Mahomes seine Gegenüber - immerhin der amtierende MVP - Lamar Jackson blass aussehen. Der Quarterback der Chiefs zeigte, dass es nichts gibt, was er nicht kann - jeder seiner Touchdowns war anders. Zuerst lief Mahomes selbt zu sechs Punkten, dann wurde ein „Shovel Pass“ aus dem Handgelenk zum Fullback Anthony Sherman gefolgt von einem perfekten Ball zu Tyreek Hill in die Endzone, den nur sein Receiver fangen konnte. Der vierte TD war ein 49-Yard Pass unter Druck zu dem den weit offenen Mecole Hardman und am Ende durfte sogar Offensive Tackle Eric Fisher über einen Receiving Touchdown jubeln.
Die Ravens wollten Mahomes unter Druck setzen, ließen in 47% der Passing Plays mehr als vier Spieler den Quarterback jagen („Blitz“). Der Plan ging nicht auf. Mahomes brachte in Spielzügen, in denen geblitzt wurde, 17 von 20 Bälle an, passte für 240 Yards und drei Touchdowns, während die Ravens nur an zwei der 20 Plays Druck erzeugen konnten.
Mit dieser Leistung stellte dann Mahomes einen neuen NFL-Rekord auf. Mit einem 13-Yard Pass zu TE Travis Kelce im zweiten Quarter knackte Kansas‘ Quarterback die 10.000 Passing-Yard-Marke. In nur 34 Spielen erreichte er diesen Meilenstein und überholte damit Hall of Famer Kurt Warner, der dafür 36 Spiele benötigte.
6) Rivers Meilenstein-Quarter
Die 10.000 Passing Yards liegen für Indianapolis Colts‘ Quarterback Philip Rivers schon in weiter Ferne. Im zweiten Quarter im Spiel gegen die New York Jets hießen ihn Drew Brees, Tom Brady, Peyton Manning, Brett Favre und Dan Marino im Klub der Quarterbacks mit 60.000-Passing Yards willkommen. Kurz zuvor konnte sich Rivers mit einem 45-Yard-Pass zu TE Mo Alie-Cox im zweiten Quarter mit seinem 4967. angekommenen Pass seiner Karriere auf den fünften Platz in der All-Time Passing Completion-Liste setzen.
Darüber hinaus gesellte er sich zu den gerade erwähnten fünf Quarterbacks in den Klub der 400 Passing Touchdowns – ebenso im im zweiten Quarter, ebenso mit einem Pass zu Alie-Cox.
Marco Tilli