Man kann von einer Dynastie sprechen. Die Kansas City Chiefs haben zum dritten Mal in fünf Jahren den Super Bowl gewonnen und den NFL-Titel als erstes Team seit 19 Jahren erfolgreich verteidigt. Angeführt von Star-Quarterback Patrick Mahomes, mit 28 Jahren schon zum dritten Mal als Super-Bowl-MVP ausgezeichnet, setzten sich die Chiefs am Sonntag (Ortszeit) in Las Vegas gegen die leicht favorisierten San Francisco 49ers nach einer Aufholjagd mit 25:22 nach Verlängerung durch.
Erst zum zweiten Mal in der Super-Bowl-Geschichte wurde der Showdown in der Overtime entschieden. Die 49ers hätten das mehrmals verhindern können. Zu einem der tragischen Helden avancierte Kicker Jake Moody, dessen Extrapunkt-Versuch nach San Franciscos zweitem Touchdown im Schlussviertel geblockt wurde. Der eine Zähler fehlte seinem Team am Ende. Die 49ers müssen weiter auf ihren sechsten Triumph warten - diesen Rekord halten weiter die New England Patriots und die Pittsburgh Steelers.
Die besten Reaktionen aus dem Netz
Die Chiefs drehten wie im Vorjahr gegen die Philadelphia Eagles und vor vier Jahren gegen die 49ers im Endspiel einen Zehn-Punkte-Rückstand und holten den vierten NFL-Titel ihrer Clubgeschichte. In der Verlängerung warf Mahomes den entscheidenden Touchdown auf Mecole Hardman. Der Spielmacher zementierte bereits in jungen Jahren seinen Status als eine Allzeit-Größe. Zwei Touchdowns und 333 Pass-Yards standen für Mahomes am Ende zu Buche.
„Wir haben viel durchgestanden in diesem Jahr, ich bin stolz auf diese Burschen“, sagte Mahomes. „Es ist beeindruckend, es ist legendär.“ Erstmals seit Tom Brady und den Patriots 2005 gelang eine erfolgreiche Titelverteidigung. Die Chiefs dürfen sich die nächste „Dynasty“ nennen, standen sie in fünf Jahren doch gleich viermal im Finale. „Es ist der Start davon, wir sind noch nicht fertig“, betonte Mahomes. „Heute Nacht feiern wir. Aber wir sind ein junges Team, wir werden so weitermachen.“
Nur Brady (5) wurde in seiner Karriere öfter als Mahomes zum Super-Bowl-MVP gekürt. Travis Kelce war wie Trainer Andy Reid bei den drei Titelgewinnen 2020, 2023 und 2024 an seiner Seite. „Dieser Typ hat Magie in seinem rechten Arm“, meinte Kelce. Der Freund von Pop-Superstar Taylor Swift hatte wie die gesamte Chiefs-Offense eine schwache erste Hälfte, kam zum Schluss aber dennoch auf 93 Yards Raumgewinn. Nach Spielende erhielt der 34-Jährige von Swift auf dem Feld einen medienwirksamen Siegerkuss.
San Franciscos Quarterback Brock Purdy kam auf 255 Passyards und einen Touchdown. Der 24-Jährige, im NFL-Draft 2022 an letzter Stelle ausgewählt, zeigte keine Anzeichen von Nervosität und führte die Offensive im ersten Drive über nahezu das gesamte Spielfeld - dann aber ließ sich Star-Runningback Christian McCaffrey den Ball aus der Hand reißen. Die 49ers waren in der Anfangsphase stärker, kassierten aber viele unnötige Strafen.
Moody eröffnete mit einem Field Goal aus 55 Yards - dem bis dahin längsten der Super-Bowl-Geschichte. Chiefs-Kicker Harrison Butker übertraf den Rekord kurz vor der Pause um zwei Yards. Dazwischen hatten die 49ers durch einen Trickspielzug eine 10:0-Führung inne. McCaffrey bügelte seinen frühen Fehler aus, in dem er einen Touchdown-Pass vom eigentlich als Receiver aufgebotenen Jauan Jennings fing. Jennings erzielte als Passempfänger später auch noch selbst einen Touchdown.
Mit 10:3 für San Francisco ging es in die Pause. Kelce war bis dahin hauptsächlich dadurch aufgefallen, dass er in einer Situation verärgert fast Coach Reid umgestoßen hatte. Mahomes leistete sich kurz nach Seitenwechsel eine Interception - das war ihm in den Play-offs zuvor 218 Pässe lang nicht mehr passiert. Der erste Touchdown gelang den Chiefs erst nach einem Fehler der 49ers, die einen Punt verloren. Mahomes bediente Marquez Valdes-Scantling aus 16 Yards zur erstmaligen Führung. Ein Purdy-Pass auf Jennings stellte auf 16:13 für San Francisco, danach wurde Moodys Extrapunkt geblockt.
Ein Fieldgoal von Moody und zwei von Butker, das letzte drei Sekunden vor Schluss aus 29 Yards verwertet, brachten das Spiel bei 19:19 in die Verlängerung. Dort gelang den 49ers durch Moody nur ein Fieldgoal. Mahomes dagegen marschierte mit seiner Offense über das Feld und fand Hardman, der den Ball auf der rechten Seite über die Linie trug und sein Glück am Anfang gar nicht fassen konnte. „Er hat mich angesehen und hatte keine Ahnung“, sagte Mahomes über das Blackout seines Teamkollegen. „Er hat nicht einmal gefeiert zu Beginn.“
Zu feiern gab es auch für San Francisco nichts. Die 49ers müssen damit leben, dass sie selbst eine Dynastie sein könnten, wenn sie nicht Jahr für Jahr entscheidende Partien aus der Hand geben würden. Vor vier Jahren führten sie in der Super Bowl gegen Kansas City sechseinhalb Minuten vor Schluss 20:10 und verloren 20:31. Vor zwei Jahren lagen sie im Conference-Finale gegen die Los Angeles Rams im Schlussviertel 17:7 voran und verloren 17:20. Auch im Vorjahr erreichten sie die Vorschlussrunde.
Auf den ersten Super-Bowl-Titel seit 1995 müssen die Fans des Traditionsteams, die in Las Vegas in der Überzahl waren, aber weiter warten. „Es tut sehr weh. Wir haben keine Worte im Moment“, erklärte Chefcoach Kyle Shanahan, der die 49ers 2017 übernommen hatte. Im selben Jahr war er als Offensive Coordinator der Atlanta Falcons auch in der ersten Super-Bowl-Verlängerung der Geschichte unterlegen - nach einer 28:3-Führung gegen Bradys Patriots.
„Wir sind sehr enttäuscht. Aber wenn ich mit jemandem verliere, dann will ich mit diesen Burschen verlieren“, sagte der 44-Jährige nun. Seine Spieler hätten alles auf dem Spielfeld gelassen. „Es ist etwas, mit dem wir leben müssen. Und ich weiß, dass wir damit umgehen können.“ Das nächste Jahr könnte die letzte große Chance für das Starensemble sein. Es ist das letzte, in dem Purdy mit seinem enorm günstigen Rookie-Vertrag spielt. 2025 wartet ein großer Gehaltsscheck, der die finanziellen Möglichkeiten seines Teams einschränken wird.
Nicht nur Taylor Swift: Diese Stars ließen sich den Super Bowl nicht entgehen