Vor zwei Jahren haben Sie sich beim Trainingslager in Graz das Kreuzband gerissen. Nun sind Sie am Knöchel lädiert. Ist es schlimm?
Es ist halt mit ein bisschen Schmerz verbunden, aber es ist okay. Das dauert noch ein paar Tage und dann ist es weg.
Ist ein guter Handballer nicht ohnehin ein Dauergast beim Physiotherapeuten?
Vor der Verletzung war ich nicht so oft dort, vielleicht um Muskeln locker zu machen oder wenn ich ein Zwicken im Rücken hatte. Aber ich war sicher kein Dauergast, der auf der Bank gelegen ist. Aber jetzt ist es ein bisschen häufiger und man wird auch nicht jünger.
Hören Sie seit dem Kreuzbandriss mehr in sich hinein?
Man achtet selbst mehr darauf. Aber es sprechen einen die Therapeuten auch häufiger darauf an. Oder sie holen dich zu sich. Auch präventiv.
Wie war die Saison für Sie?
Ich habe schon Zeit gebraucht, um wieder reinzukommen. Aber ich bin froh, dass es am Ende wieder in die richtige Richtung gegangen ist. Als wir jetzt in die Vorbereitung gestartet sind, habe ich schnell gemerkt, dass mir die Pause auch gutgetan hat und ich fühle mich wieder sehr wohl.
Wie war der Urlaub?
Ich war wie immer zwei Wochen zu Hause bei der Familie und Freunden und eine Woche war ich in Kroatien. Abschalten und Kraft tanken.
Es wurde spekuliert, dass Sie den Verein verlassen. War da was dran?
Ich hatte einen auslaufenden Vertrag und da ist es grundsätzlich immer so, dass man sich Optionen ansieht. Mit der Verletzung war es für mich auch eine neue Situation. Ich musste erst einmal herausfinden, ob ich der Belastung beim THW standhalten kann. In den ersten sechs Monaten war das schwierig, aber dann habe ich von Monat zu Monat gemerkt, dass wieder einfacher wird, dass der Körper und das Knie sich wieder daran gewöhnen. Kiel ist ein Weltklasseverein und du willst in so einem Umfeld spielen, solange es geht. Es war mir aber klar, dass ich bleiben werde, wenn Kiel mit mir verlängern will.
Das wollte Kiel …
Ich bin sehr froh, dass der Verein mit mir weiterarbeiten wollte. Ich weiß, was ich am THW habe und der THW weiß, was er an mir hat. Es war nach dem Kreuzbandriss allen bewusst, dass ich Zeit brauchen werde. Ich habe unfassbar lange nicht gespielt und musste mich anfangs erst wieder zurechtfinden. Das war schon ein Vertrauensbeweis.
Kein Meistertitel, aber Cupsieger. Die Konkurrenz in Deutschland ist stark. Wie geht Kiel damit um?
Auch wir müssen uns verbessern. Der Handball entwickelt sich weiter und es gibt immer mehr Spieler, die auf einem Weltklasseniveau spielen. An der Spitze wird es enger und schwieriger. Wir gehen mit dieser Situation professionell um und schauen, dass wir stärker werden und an den Problemen arbeiten.
Das Ziel für die kommende Meisterschaft?
Wir wollen wie jedes Jahr um die Meisterschaft spielen, mit dem Wissen, dass die Liga immer schwieriger wird. Magdeburg ist amtierender Meister, Berlin hat sich enorm verstärkt und es kommen einige Mannschaften, die einem Probleme bereiten können. Das ist aber auch genau das, was du als Sportler haben willst.
Den Wettkampf …
Ich bin eigentlich ein Freund davon, wenn du in die Saison gehst und keine Ahnung hast, was passiert. Wenn es bis zum Schluss für Spieler und Zuseher interessant bleibt. Aber natürlich ist es für Vereine schön, die zehn Jahre in Folge Meister werden.
Ab Oktober spielen Sie mit Österreich um die EM-Teilnahme …
In Deutschland zu spielen ist das Ziel, da brauchen wir nicht lange herumreden. Das wird wieder eine sehr interessante Aufgabe, denn es sind Teams auf Augenhöhe. Rumänien ohnehin, aber auch die Färöer Insel sind nicht zu unterschätzen und dass es gegen die Ukraine kein Selbstläufer ist, wissen wir. Da müssen wir gegen alle drei gute Spiele machen.
Die Zahl der heimischen Legionäre ist wieder zurückgegangen. Wie sehen Sie die Situation im Team?
Dass ältere Spieler wieder langsam einen Schritt zurückmachen, ist verständlich. Aber nichtsdestotrotz haben wir viele gute junge Leute, die Nachkommen und mit denen haben wir gezeigt, dass wir gut spielen können. Ich bin sehr optimistisch, dass die Jungen wachsen werden, das Potenzial ist da. Und die Älteren, die in eine schwächere Liga gegangen sind, sind ja auch nicht weg und können immer noch Handball spielen und werden uns helfen.
Haben Sie den Teamchef in Graz schon getroffen?
Wir haben uns schon getroffen und haben geredet. Über Handball, aber auch über andere Dinge. Ich freue mich immer, wenn ich ihn sehe. Es macht Spaß, mit ihm Zeit zu verbringen. Er ist ein angenehmer Geselle.
Der Krieg in der Ukraine ist für Sie ein großes Thema ...
Ja. In der Ukraine sind meine Wurzeln und es beschäftigt mich und meine ganze Familie sehr. Es ist für uns in dieser Situation nicht einfach, viel zu sagen. Es ist scheiße.
Gelingt es, sich abzulenken?
Selbst wenn man das versucht, es ist in den Nachrichten, im Internet oder auch den sozialen Medien extrem präsent. Und auch wenn man das nicht beachtet, ist da ja noch die Familie. Wenn ich mit meiner Oma oder Freunden rede, es ist immer da.
Wie der Druck beim THW ...
Gegen den habe ich nichts. Der gehört dazu.