Die heimische Sportlandschaft kommt im Kampf für den Klimaschutz in Bewegung. Zahlreiche Vereine verschreiben sich der Nachhaltigkeit - und laufend werden es mehr. Die "Enkerl-Tauglichkeit" wird vom Schlagwort zum echten Bestreben. Aber wo anfangen? Eine Auswahl an regionalen Vorzeigebeispielen zeigt, wo Vereine ansetzen können, um ihren ökologischen Fußabdruck zu verringern.

Recycling, Mobilität: Beim Handballverein Bruck/Trofaiach Füchse begann alles beim Aufräumen. "Wir haben ein Kammerl zusammengeräumt und sind vor mehr als 100 Laufmetern Transparenten gestanden, die nicht mehr brauchbar waren", erzählt Obmann Heinz Rumpold. Statt diese zu entsorgen, entstand die Idee, sie zu nutzen. "Zusammen mit der Lebenshilfe haben wir daraus einfach Ballsäcke gemacht", sagt Rumpold. Für einen Handballklub nicht unwesentlich, denn die oftmals mit Harz beschmierten, klebrigen Bälle sind so weit besser zu verstauen und zu transportieren. Die Idee kam derart gut an, dass sogar Vereine aus der Handball-Hochburg Vorarlberg zwischenzeitlich ihre Transparente in die Obersteiermark geschickt haben - um Ballsäcke retourniert zu bekommen.

Das Projekt war eine Initialzündung. Eine eigene Nachhaltigkeitsveranstaltung wurde ins Leben gerufen, nun hat der Klub das Thema "Mobilität" ins Auge gefasst. "Wir wollen die Bewegungsmuster anhand unserer mehr als 300 Vereinsmitglieder abbilden und überlegen, wie wir Wege nachhaltiger zurücklegen können." Thema sind auch Transportkosten - die nachhaltigsten Alternativen sind meist die teuersten. Zu Jahresbeginn (und noch günstigeren Spritpreisen) rechnete der Handballklub vor: Mit dem Zug kostet die Anreise nach Vorarlberg 2800 Euro. Ein Bus wäre mit 2400 Euro günstiger, aber die billigste Form wäre es, mit vier (!) Neunsitzern zu reisen. 1000 Euro würde das nur kosten. Auch das zeigt, vor welchen Herausforderungen der Sport in Nachhaltigkeitsfragen steht. Rufe nach einem "Sport-Klimaticket" sind verständlich; und sie werden lauter.

CO2-Kompensation, Abfall: Die Heimspiele CO2-Neutral austragen - so simpel lautete das Ziel des Eishockeyvereins Graz99ers. "Aber", gibt Klubmanager Bernd Vollmann zu, "wir haben uns am Anfang fast nicht drübergetraut. Wir dachten, dass der Energieaufwand für die Eisaufbereitung überdimensional groß ist." Es ging ans Rechnen - und dabei stellte sich heraus, dass diese sich "nur" mit 16 Prozent in der Energiebilanz niederschlägt. Größter Brocken ist die An- und Abreise von Fans, Spielern und Mitarbeitern.

Nun werden jährlich - dank einer drei Jahre laufenden Zusammenarbeit mit dem Forstbetrieb Franz Mayer-Melnhof-Saurau - 2000 Bäume in der Steiermark gepflanzt. So können die 99ers ihren durch Spiele verursachten CO2-Ausstoß kompensieren. Und das ist nicht die einzige Maßnahme. "Wir haben Plastik aus Büros, aus dem VIP-Bereich und aus den Kabinen verbannt und eine strikte Mülltrennung eingeführt", erklärt Vollmann. Dass die Umstellung mit Aufwand verbunden ist, sei nicht von der Hand zu weisen. Aber, sagt Vollmann: "Ich glaube, dass das alles notwendig ist."

Müll- und Energiemanagement: Einige tausend Tennisbälle - so viel landen alleine beim ASKÖ Tennis Weiz im Müll. Pro Jahr. Anstoß genug für Obmann Peter Neustifter für die Suche nach einer Möglichkeit zur Verwertung. Die Lösung: Die Filzkugeln werden nach Deutschland geschickt, dort geschreddert - und dienen danach als Grundmaterial für den Boden neuer Tennis-Freizeitanlagen.

Zudem senkten die Weizer dank Installation einer LED-Beleuchtung die Stromkosten rapide, die Hallenheizung wurde von Gas auf biogene Fernwärme umgestellt, aus der Fotovoltaikanlage auf dem Hallendach wird Strom gewonnen, Überschüsse unter anderem an ein Altersheim geliefert. "Mich hat das Thema Nachhaltigkeit immer interessiert und als Obmann habe ich die Chance, diesen Gedanken in den Verein zu tragen", sagt Neustifter. Sein Credo: "Bei uns zählt nicht ausschließlich der sportliche Erfolg, die Nachhaltigkeit steht mit ihm auf einer Ebene!"

Nachhaltige Bekleidung: Funktionelle Sportkleidung, die ökologisch und ethisch fair erzeugt wurde, hält auch in den Vereinen Einzug. Die Idee, sich in diesem Bereich zu entwickeln, kam beim Volleyteam Mödling sogar aus dem Nachwuchs. Mittlerweile ist der gesamte Verein solcherart ausgestattet. "Wir sind auf das österreichische Unternehmen ,Das Merch' gestoßen, das in Portugal fertigen lässt und recyceltes Polyester als Grundstoff verwendet", erklärt Obmann Andreas Trummer. Positiver Nebeneffekt: Die Qualität "ist top" - und überraschenderweise der Preis laut Trummer sogar günstiger als bei herkömmlicher Sportbekleidung.