Die jetzt in Polen lebende weißrussische Leichtathletin Kristina Timanowskaja nimmt angesichts der Sanktionen in der Heimat Anteil am Schicksal ihrer ehemaligen Kollegen und Kolleginnen. "Die Sportler leiden, sie können nicht mehr antreten. Sie hatten natürlich jetzt die Chance, unter der neutralen Flagge anzutreten, aber darauf hat man sich nicht eingelassen", sagte die Athletin in einem Interview der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung".
"Einige Athleten, mit denen ich gesprochen habe, darunter auch solche, die sogar an Olympia teilgenommen haben, überlegen nun, ihre Karriere zu beenden, auszuwandern, und es dann vielleicht im Ausland mit einer Sportkarriere zu versuchen", erzählte sie. Seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine ist Belarus als Verbündeter ebenfalls von Sanktionen betroffen.
Timanowskajas Fall und ihre spektakuläre Flucht nach Polen hatten im Sommer 2021 international für großes Aufsehen gesorgt. Sie sollte nach einem Konflikt mit Sportfunktionären bei den Olympischen Spielen 2021 in Tokio gegen ihren Willen in ihr Heimatland zurückgebracht werden, das von Präsident Alexander Lukaschenko autoritär regiert wird. Sie hatte sich dann an die japanische Polizei und das Internationale Olympische Komitee gewandt und floh nach Polen, das ihr ein humanitäres Visum ausstellte.
Künftig will die Sprinterin für ihre Wahlheimat starten. "Ich werde für Polen antreten. Wenn man aber die Nation wechselt, ist eine dreijährige "Quarantäne" vorgesehen. Ich will nun einen Antrag stellen, dass man in meinem Fall wegen der besonderen Umstände diese Zeit verkürzt", sagte Timanowskaja, die mit ihrem Mann in Polen lebt. "In Weißrussland habe ich keine Zukunft mehr", betonte sie.