Anna Kiesenhofer und Vincent Kriechmayr sind Österreichs "Sportlerin und Sportler des Jahres 2021". Die Olympiasiegerin von Tokio wurde am Donnerstag als erste weibliche Radsportlerin mit der NIKI genannten Trophäe prämiert. Bei den Männern setzte Kriechmayr die stolze Tradition der Alpinskifahrer fort. Als "Mannschaft des Jahres" wurde im feierlichen Rahmen des Wiener Konzerthauses zum vierten Mal in Serie Fußball-Champion Red Bull Salzburg geehrt.

Die Lotterien-Sporthilfe-Gala wurde erstmals im Konzerthaus durchgeführt. Prominenter Besucher unter den rund 900 Gästen war Bundespräsident Alexander Van der Bellen, der die Langläuferin Carina Edlinger und Handbiker Walter Ablinger unter riesigem Applaus als SportlerInnen des Jahres mit Behinderung verkündete. "Ihre Hingabe ist schon ganz etwas Besonderes", sagte "VdB", der von ORF-Moderator Rainer Pariasek angesichts der aktuellen politischen Situation als "Safety Car im Land" bezeichnet wurde.

KOMMENTAR VON MICHAEL SCHUEN

Per Voting gesucht und gefunden wurde bei der Jubiläums-Gala anlässlich 50 Jahre Österreichische Sporthilfe sowie 25 Jahre Lotterien Sporthilfe-Gala auch der größte heimische Sportmoment der vergangenen 50 Jahre. "Goldener Moment" ist der Sturz von Ski-Star Hermann Maier 1998 in Nagano. Für den Salzburger gab es im Saal stehende Ovationen. "Es war jugendlicher Leichtsinn", sagte der sichtlich gerührte Maier mit Tränen in den Augen. Der Salzburger hatte drei Tage nach seinem Jahrhundert-Sturz in Japan Gold im Super-G und später auch noch den Riesentorlauf gewonnen.

Kiesenhofer (30) enteilte nach ihrem Überraschungssieg von Japan ihren "Konkurrentinnen" nun auch bei der heimischen Sportlerwahl. Mit 1.299 Punkten setzte sich die Mathematikerin und Teilzeit-Rennradfahrerin klar vor Biathlon-Weltmeisterin Lisa Hauser (762) und Ski-Doppelweltmeisterin Katharina Liensberger (641) durch. Als erste Frau gesellt sie sich zum kleinen Kreis unter Pedaleuren, namentlich Richard Menapace (1949), Adolf Christian (1957/ex aequo mit Toni Sailer) und Georg Totschnig (2005), die zuvor bei der seit 1949 durchgeführten Wahl gewonnen hatten.

"Für mich kommt es auf den Geist der Sportart an. Wir versuchen alle unser Bestes", sagte die Überraschungs-Olympiasiegerin auf der Bühne im Kreis einiger von Rekordsiegerin Annemarie Moser-Pröll angeführten, prominenten Vorgängerinnen. Der Moment sei surrealer als ihr Olympiasieg, meinte die Niederösterreicherin. "Ich kannte die Wahl der Sportler des Jahres bisher nur vom Hörensagen. Ich hätte mir nie gedacht, dass ich gewinne." Im Vorjahr war der Preis an Leichtathletin Ivona Dadic gegangen.

Kriechmayr (30), der Doppelweltmeister von Cortina d'Ampezzo setzte sich bei der unter Mitgliedern der Sportjournalisten-Vereinigung Sports Media Austria (SMA) durchgeführten Wahl (265 stimmten ab) mit 837 Punkten vor Lukas Weißhaidinger, dem Diskuswurf-Bronzenen der Tokio-Sommerspiele (629) und Kletter-Weltmeister sowie Olympia-Bronzemedaillengewinner Jakob Schubert (412) durch.

"Es ist eine große Ehre, das gewinnen zu dürfen. Österreich ist nicht das größte Land. Aber wir haben unglaubliche Sportler", sagte Kriechmayr, der Maier als sein Vorbild bezeichnete. "Jetzt schaue ich, dass ich mich auf das erste Weltcuprennen vorbereite, das ist ja in einer Woche", ergänzte der Oberösterreicher mit Blick auf Sölden.

Speed-Spezialist Kriechmayr folgt damit Tennis-Ass Dominic Thiem nach. Zum siebenten Mal in den vergangenen zehn Jahren triumphierte in der Männer-Kategorie ein Skifahrer. Insgesamt ist und bleibt Österreich ein Wintersportland, haben doch 102 Mal Aktive aus dem Wintersport (44 Damen, 45 Herren, 13 Mannschaften) und 61 Mal aus dem Sommersport (16/24/21) gewonnen.

Ihrem Ruf als Seriensieger gerecht wurden einmal mehr die Kicker von Salzburg. Österreichs Fußball-Primus staubte die Trophäe bereits zum vierten Mal in Serie ab - vor dem ÖSV-Skisprungteam der Frauen. "Möge es so weitergehen", sagte Zlatko Junuzovic.

Zum "Aufsteiger des Jahres" wurde per Publikums-Online-Voting Johannes Lamparter (Nordische Kombination) gekürt. Sportler mit Herz ist Markus Lahmer. In der Kategorie "Special Olympics" gewannen Sarah-Maria Baumegger (Schwimmen) und Alexander Flechl (Golf). Trainerpersönlichkeit des Jahres wurde zum bereits dritten Mal Gregor Högler (Leichtathletik), der Coach von Weißhaidinger.

Vom norwegischen Ex-Skistar Aksel Lund Svindal (39) wurden vor der Gala dessen Fußabdrücke für die Straße der Sieger in Beton verewigt und dabei über den demnächst in die Kinos kommenden Film "Aksel" geplaudert. Dieser beleuchtet die letzten Karriere-Jahre des fünffachen Weltmeisters und zweifachen Olympia- und Gesamtweltcupsiegers, der 2019 zurückgetreten ist. Auch Österreichs Skilegende Franz Klammer (67), dessen Film "Klammer - Chasing the Line" noch im Oktober zu sehen ist, war wie der ihn verkörpernde Jungschauspieler Julian Waldner Gast der Gala.