In einer Zeit, wo viele Menschen ebendiese verloren haben, hat Johanna Färber viel gewonnen. Die 23-Jährige blickt auf ihr erfolgreichstes Karrierejahr zurück, gewann 2020 bei den Austria Climbing Summer Series alle drei nationalen Boulder-Wettbewerbe und darf sich seither auch Staatsmeisterin nennen. Färber blickt mit gemischten Gefühlen auf ein "spezielles" Jahr zurück: "Auf der einen Seite war es supercool, auf der anderen ein bisschen schade, Wettkämpfe in leeren Hallen zu gewinnen." Als "Fitteste von allen" wurde Färber damals von einer Konkurrentin bezeichnet - nicht von ungefähr. Zu Beginn der Corona-Pandemie baute die gebürtige Kumbergerin im Elternhaus ein Mini-Fitnessstudio auf, funktionierte kurzerhand das gesamte Haus in eine Kraftkammer um.

"Ich habe gut an meinen Schwächen arbeiten können, die im normalen Trainingsalltag ein bisschen untergehen", sagt Färber. Den Titel "Fitteste von allen" ist sie seit ihrer Corona-Infektion vor wenigen Wochen aber wieder los. Drei Stunden pro Tag trainiert die Linguistik-Studentin für gewöhnlich im Bloc House Graz. "Nach den zwei Wochen Pause habe ich einmal mit 30 Minuten angefangen, danach war ich K.o., habe mich hinlegen müssen." Die Erwartungen für den Weltcup-Auftakt am vergangenen Wochenende im schweizerischen Meiringenhielt sie dementsprechend niedrig, nach dem 31. Platz war Färber "trotzdem enttäuscht. Es tut weh, dass ich noch nicht ganz da bin, wo ich letztes Jahr war."

Doch Färber, die mit acht Jahren zum Klettern angefangen hat, nimmt den Kampf an. Denn kämpfen ist sie gewohnt. Auf ihrem Instagram-Kanal positioniert sich die Spitzensportlerin klar gegen Rassismus und Homophobie, setzt sich für Frauen-Emanzipation und den Schutz des Klimas ein. "Es wäre unglaublich schön, wenn sich die Welt dahingehend ein bisschen verändern würde", sagt sie. Vor dem Staatsmeistertitel hatte Johanna Färber noch schlaflose Nächte, heute träumt sie von einer besseren Zukunft.