Der während der Nordischen WM in Seefeld aufgeflogene Dopingskandal zieht immer weitere Kreise. Am Dienstag wurde in Innsbruck ein Langläufer festgenommen, der nicht Mitglied des ÖSV-WM-Aufgebots war. Der deutsche Anwalt Michael Lehner bestätigte der Nachrichtenagentur dpa, dass es sich dabei um Johannes Dürr handelt.
Die Anklagebehörde sprach davon, dass sich ein "Verdacht gegen einen weiteren Langläufer" ergeben habe, der "zuvor selbst aufgrund seiner Angaben die Ermittlungen in Deutschland gegen den Sportmediziner aus Erfurt in Gang gebracht hat". "Diese neuen Ermittlungsergebnisse haben es erforderlich gemacht, den Mann heute Mittag über Anordnung der Staatsanwaltschaft festzunehmen", hieß es in einer Aussendung der Staatsanwaltschaft.
Die Vernehmung und weitere Ermittlungen seien im Laufen, nähere Auskünfte zur Verdachtslage und zum Ermittlungsstand könnten am Dienstag nicht gemacht werden. Binnen 48 Stunden müsse nun entscheiden werden, ob der Verdächtige wieder zu enthaften ist oder ob bei Gericht die Verhängung der Untersuchungshaft beantragt wird.
Dürr am Arbeitsplatz festgenommen
Der 31-jährige Niederösterreicher Dürr war laut Staatsanwaltschaft München Auslöser für die Doping-Ermittlungen und die Razzien in Seefeld und Erfurt. Der Langläufer, der bei Olympia 2014 positiv auf EPO getestet und danach für zwei Jahre gesperrt worden war, hatte jüngst in einer ARD-Dokumentation umfassend über Dopingpraktiken im Leistungssport ausgepackt. Am späten Dienstagvormittag wurde er laut einem Bericht der Tageszeitung "Österreich" an seinem Arbeitsplatz in Innsbruck - Dürr ist Zollbeamter - festgenommen. Dürr hatte erfolglos versucht, sich für das WM-Team zu qualifizieren.
Indes gab ÖSV-Langlauf- und Biathlon-Chef Markus Gandler an, er bereite eine Klage gegen Dürr vor weil dieser in der ARD-Dokumentation angegeben habe, dass er auch von Personal des ÖSV bei unerlaubten Praktiken unterstützt worden sei.