Boris Gelfand spielt in Graz einen Schachzweikampf gegen Österreichs besten Schachspieler Markus Ragger. Nach vier Runden liegt der Israeli 1:3 zurück. Entspannt und gut gelaunt ist der Vizeweltmeister von 2012 nach dem Remis in der vierten Partie. Heute und morgen muss Gelfand aber gewinnen.

Glauben Sie, dass man Schach populärer machen sollte?
Ich glaube, die Popularität steigt. Immer mehr Menschen lernen, Schach zu spielen. Jedes große Turnier wird live kommentiert. Jeder bekommt die Partien der besten Spieler der Welt sofort erklärt. Viele gute Bücher sind in den vergangenen Jahren erschienen. Aber natürlich – mehr wäre immer besser.

Wo würden Sie ansetzen?
In der Bildung. Schach ist in vielen Ländern im Lehrplan, das bringt sicher etwas.

Ist Magnus Carlsen aufgrund seiner Fähigkeit, sich zu präsentieren, der perfekte Weltmeister, um Schach populärer zu machen?
Ich weiß, was Sie meinen, aber ich bin nicht dieser Ansicht. Menschen, die nichts für Schach übrighaben, werden sich wegen Magnus nicht für Schach interessieren. Dafür ist Schach zu kompliziert. Magnus bringt Popularität aufgrund seiner Partien und seines Spielstils. Er ist ein fantastischer Schachspieler und Weltmeister – aber dass er einen Vertrag mit einem Modelabel hat, bringt dem Schachsport nichts.

In Österreich gab es eine große Diskussion, weil mit Mensur Suljovic ein Darts-Spieler bei der Wahl zum Sportler des Jahres gut abschnitt. Bei Schachspielern wäre es ähnlich. Können Sie das verstehen?
In Israel ist es ähnlich, in Russland würde diese Diskussion nie geführt werden.

Aber warum ist Schach Sport?
Da geht es um die Definition von Sport. Eine ist, dass Sport klare Resultate hervorbringen muss. Das ist bei Schach definitiv der Fall. Sieg, Remis oder Niederlage – viel klarer als bei anderen Sportarten, wo Schiedsrichter subjektiv entscheiden – Turnen etwa.

Aber ...
Dass Schach ein mentaler Sport ist und kein körperlicher Sport, ist wohl klar.

Ist körperliche Fitness dennoch wichtig?
Auf jeden Fall, und immer mehr. Es ist nicht möglich, ohne Fitness auf einem hohen Niveau Schach zu spielen. Wir brauchen Ausdauer, um sechs bis sieben Stunden konzentriert zu bleiben.

Welchen Sport betreiben Sie?
Tischtennis – ich trainiere drei Mal in der Woche. Auf meinen WM-Kampf gegen Anand habe ich mich hoch in den Bergen vorbereitet, um meine Ausdauer zu trainieren. Lustigerweise in Ischgl und in der Nähe von Innsbruck.