Schwergewichtsboxer Anthony Joshua hat am Samstagabend seinen bisher größten WM-Triumph gefeiert. Der 27-jährige Engländer besiegte vor 90.000 Zuschauern im ausverkauften Wembley-Stadion in London den 41-jährigen Ukrainer Wladimir Klitschko durch technischen K.o. in der elften Runde. Damit gewann Joshua auch seinen 19. Profikampf vorzeitig, war aber in Runde sechs am Rande einer Niederlage.
"In diesem Sport geht es viel um Charakter. Du musst an Dich glauben. Das habe ich getan und bin nach dem Niederschlag zurückgekommen. Mit Entschlossenheit und Willen habe ich die Wende geschafft und den Kampf noch gewonnen", sagte Joshua unmittelbar nach dem hochklassigen Fight. Der Brite, der zuvor all seine Kämpfe spätestens in Runde sieben durch K.o. gewonnen hatte, blieb damit IBF-Weltmeister und sicherte sich zusätzlich noch den vakanten Titel eines WBA-Super-Champions sowie den unbedeutenden IBO-WM-Gürtel.
Action ab Runde fünf
Nach einer von großem gegenseitigen Respekt geprägten Anfangsphase nahm das Duell ab der fünften Runde so richtig Fahrt auf, als Joshua seinen Gegner erstmals in den Ringstaub schickte. Doch Klitschko steckte diesen schweren Niederschlag, der ein tiefes Cut an seinem linken Auge hinterließ, toll weg und sorgte in der sechsten Runde für eine Premiere: Joshua musste erstmals in seiner Profikarriere auf den Boden und war kurzzeitig am Rande einer K.o.-Niederlage.
Auf die Bretter geschickt
Danach beruhigte sich das Geschehen für zwei Runden etwas, ehe ab der neunten Runde wieder der Lokalmatador langsam, aber sicher das Kommando übernahm. Und in der elften Runde wollte es Joshua endgültig wissen. Der Olympiasieger von London 2012 machte von Beginn weg Druck, schickte Klitschko zwei weitere Male auf die Bretter und deckte den anschließend schwer in den Seilen hängenden Ukrainer mit einem Schlaghagel ein. Deshalb blieb dem Ringrichter keine andere Wahl, als das ungleiche Schauspiel vorzeitig zu beenden.
Fairer Verlierer
Klitschko zeigte sich nach seiner fünften Niederlage im 69. Profikampf als fairer Verlierer, sprach von einem "verdienten Sieg" für den in Watford geborenen Sohn nigerianischer Eltern. "Anthony war besser als ich", betonte der wie sein Gegner 1,98 Meter große "Dr. Steelhammer", hinter dessen weiterer Karriere ein Fragezeichen steht. "Im Vertrag ist ein Rückkampf festgeschrieben, aber ich muss das alles erst einmal analysieren und brauche nun einige Wochen Zeit, bevor ich weiß, wie es weitergeht", erklärte Klitschko.
Für den Ex-Weltmeister war es der erste Kampf seit dem 28. November 2015, als er in Düsseldorf völlig überraschend eine einstimmige Punkteniederlage nach zwölf Runden gegen den Briten Tyson Fury kassiert hatte. Der Ukrainer hatte davor ein Jahrzehnt lang die Schwergewichtsklasse beherrscht sowie die WM-Titel der Verbände WBA, IBF, WBO und IBO auf sich vereint gehabt. 53 seiner 64 Profi-Siege hatte der Olympiasieger von Atlanta 1996 durch K.o. gefeiert, ehe er nun seinerseits seine vierte vorzeitige Niederlage hinnehmen musste.