Lena Kreundl streckte die Hand mit ihren gelb lackierten Fingernägeln in die Luft und atmete tief durch. Kein Wunder, die Oberösterreicherin schwamm bei der Kurzbahn-EM in Otopeni die 200 Meter Lagen in 2:06,89 Minuten. Das bedeutet neuen österreichischen Rekord und die Bronzemedaille. „Ich kann das gar nicht in Worte fassen“, sagte Kreundl kurz nach ihrem Erfolg.
Ihr tiefes Durchschnaufen bedeutet aber noch viel mehr. Endlich hat sie ihr Ziel erreicht, endlich sicherte sie sich eine Medaille, endlich ist ihre bisher schlimmste Zeit vorbei, endlich hat sie wieder Oberwasser.
Die 26-Jährige kämpfte nach einer Covid-Erkrankung im Jahr 2021 lange Zeit mit immer wiederkehrendem Brennen in den Atemwegen. Sie verpasste die Olympischen Spiele in Tokio 2022. Ein mentales Tief folgte. Gedanken über ein Karriereende wurden konkreter und dann wieder verworfen. Zu groß war ihr Spaß an Wettkämpfen. Neu motiviert startete sie durch und wurde wieder zurückgeworfen. Sie war in einen Autounfall verwickelt. Ein Fahrzeug krachte ihrem Pkw ins Heck. Kreundl erlitt ein Schleudertrauma und mehrere Bandscheibenvorfälle. Sie trainierte, so gut es ging, weiter, das war nach Covid so, und das war auch nach dem Pkw-Crash so. Sie suchte dennoch eine neue Herausforderung, wechselte vom ASV Linz zum Schweizer Schwimmklub Uster.
Langer Atem
Spätestens am Samstag stellte sich heraus, dass Kreundl vieles richtig gemacht hat. Ihr langer Atem führte sie zu Bronze. Sie atmete tief durch und sagte: „Ich hätte keinen Meter weiter schwimmen können, aber es hat gereicht. Letztes Jahr habe ich österreichischen Rekord angesagt, dieses Jahr habe ich es durchgezogen. Alles ideal.“ Sie musste sich nur der Britin Abbie Wood (2:05,58 Minuten) und der Französin Charlotte Bonnet (2:06,58) geschlagen geben.
Kreundl hat ihre Medaille. Andere österreichische Athleten kämpfen noch darum. Felix Auböck war am Samstag in der rumänischen Stadt nahe Bukarest in sein zweites Finale eingezogen. Nach Rang sieben über 400 Meter und dem Verzicht auf das 200-Meter-Semifinale bewältigte der Krauler den 800-Meter-Vorlauf in 7:34,00 Minuten als Drittschnellster. Um die Medaillen geht es am Sonntag (18.34 Uhr, ORF Sport+) in der letzten Einzel-Entscheidung dieser Titelkämpfe. „Jeder weiß, was ich mir wünsche und erhoffe“, sprach der 26-Jährige das Medaillenziel an.
Bernhard Reitshammer (52,27) und Heiko Gigler (52,45) zogen im selben 100-Meter-Lagen-Halbfinale ins Finale ein, die beiden qualifizierten sich als Gesamtzweiter und -dritter.