Österreich hat bei den Paralympischen Spielen in Tokio im Medaillenspiegel angeschrieben. In der Para-Dressur holte Josef „Pepo“ Puch die Silberne im Individual-Bewerb. Nach zweimal Gold in London und Rio war es für ihn die dritte Medaille in diesem Bewerb und die fünfte insgesamt. Puch kam als sechster Reiter des Bewerbes (die Pflicht) auf „Sailor’s Blue“ in das Dressurviereck von Tokio. Die Sonne stand nicht mehr hoch und ein leichtes Lüfterl brachte die Fahnen auf der leeren Tribüne zum Wehen. Rot-Weiß-Rot war gut zu sehen und auf der Anzeigetafel war Georgia Wilson als Führende gelistet. Die Britin erreichte auf „Sakura“ ein Ergebnis von 72,765 Prozentpunkten.
Ein Fehler gleich zu Beginn warf den Steirer und seinen treuen Begleiter allerdings zurück. "Es war ein heikler Start, das habe ich nicht erwartet. Das Pferd hat sich erschreckt und ich habe die Selektion komplett geschmissen und keine Punkte bekommen", meinte Puch.
„Sailor’s Blue“ fand nach ein paar Galoppsprüngen schnell wieder zur Ruhe und die Aufholjagd begann. Allerdings „mit angezogener Handbremse“ wie Puch erklärte, um die „rote Linie“ nicht noch einmal zu überschreiten. Kontrolliert und elegant bewegte sich der Großmeister des Para-Reitens mit seinem Wallach durch das Viereck und die Prozentpunkte stiegen weiter. Nach 14 der 29 von Sektionen fehlte noch rund ein Prozentpunkt, eine Sirene der Polizei im Hintergrund konnte die beiden nicht aus dem Konzept bringen. Am Ende standen 73,412 Prozentpunkte zu Buche und das Duo übernahm die Führung. Das Ticket für die Kür (8 Athleten) war in der Tasche, sechs Paarungen folgten im Individual allerdings noch. Eine nach der anderen konnte die Marke des Murtalers nicht knacken, bis er fix eine Medaille in der Tasche hatte. Als vorletzter Reiter kam dann Mitfavorit Lee Pearson. Er zeigte mit „Breezer“ eine gute Übung und holte sich mit 76,265 Punkten Gold. Puch holte somit noch Silber.
Das Pferd sei "wahnsinnig wach und elektrisch", was einerseits eine Qualität ist, heute aber nicht so funktioniert hat, meinte Puch noch und rechnete sich zu diesem Zeitpunkt maximal die Lederne aus. "Ich habe mit ihm geredet und ihm gesagt, dass die Sirene nicht uns gilt. Bleib da, wir machen unsere Sache weiter", sagte Puch. Die Hitze sei hingegen überhaupt kein Thema gewesen. Weder für die Pferde, noch für Puch selbst. Man konnte sich von Anfang an auf die hohen Temperaturen und die hohe Luftfeuchtigkeit einstellen.
Nach dem Fehler zu Beginn war es für den Steirer wichtig, überhaupt noch in die Kür der besten Acht zu kommen. Deshalb ritt er auch mit "angezogener Handbremse", um nichts zu riskieren.
Auf die Frage, ob sich das Pferd am eigenen Schatten erschreckt habe, wie manche vermuteten, meinte Pepo, dass "Sailor's Blue" ein Vielseitigkeits-Pferd sei und das kenne. "Er geht viel raus, er kennt das, er ist Straßenverkehr und Wasserpassagen gewohnt. Wir versuchen, unsere Pferde möglichst breit zu trainieren, dass sie auch den Spaß dabei haben. Der eigene Schatten sollte theoretisch kein Problem sein." Mehr könne Puch derzeit nicht sagen, das wäre Kaffeesudlesen.