Neben seinen drei Goldmedaillen bei Olympischen Winterspielen trägt Snowboarder Shaun White wohl auch den inoffiziellen Titel als "coolster Athlet" der Wettkampfgeschichte. Doch nach seinem letzten Auftritt in der Halfpipe am Freitag, in dem er als Vierter hauchdünn die Medaille verpasste, brach es ungewohnt deutlich aus dem US-Amerikaner heraus. "Vielen Dank, Snowboarding. Du warst die Liebe meines Lebens", sagte der völlig aufgelöste White nach seinem Abschiedswettkampf in der Halfpipe. "Es war super emotional", sagte White. "Ich bin auch nicht traurig wegen des Resultats. So ist Snowboarden, das kann passieren."
Die angesprochene Liebe zu seinen Brettern und dem Sport allgemein bekam er von seinen Fans im Laufe der Jahre tausendfach zurück. White prägte die Sportart in Sachen Erfolgen wie ein Marcel Hirscher den Skisport und war doch noch ein Stück bedeutender für alle Snowboarder. Der mittlerweile 35-Jährige hat maßgeblichen Anteil daran, dass sich der Sport bei den Olympischen Winterspielen etabliert hat. Als junger Rebell mischte er anfangs in der Weltspitze mit, brachte frischen Wind in die Wettkampfstätten und ebnete mit seinen Erfolgen und der steigenden Berühmtheit den Weg für neue Sportarten bei Olympia, wie Big Air, Slopestyle oder Freestyle. Eine ganz neue Generation an Fans wurde vom olympischen Fieber gepackt, was klar daran zu erkennen ist, dass der Halfpipe-Bewerb mittlerweile der meistgesehene Wettkampf nach TV-Quoten weltweit ist.
Beim Bewerb in Peking bekamen die Millionen an Zusehern vor den Bildschirmen eine echte Show geliefert. Der Japaner Ayumu Hirano trat mit einer historischen Leistung in die Fußstapfen seines großen Idols. Der 23-Jährige triumphierte am Freitag in Peking nach spektakulärer Vorstellung mit 96 Punkten vor dem dreifachen Weltmeister Scott James aus Australien (92,50). Bronze ersprang sich der Schweizer Jan Scherrer (87,25). Nach dem Wettkampf trat nicht nur das erfolgreiche Trio an den Superstar heran, um ihm auf die Schultern zu klopfen oder zu umarmen. Das gesamte Starterfeld nützte die Chance, sich von White zu verabschieden. "Alle anderen haben mir gesagt, dass der Sport und die Tricks ohne mich jetzt nicht so weit wären, wie sie es sind. Das macht mich wirklich glücklich", sagte der in San Diego geborene Ausnahmekönner. "Ich hätte hier gerne noch einmal auf dem Podium gestanden, aber man kann einfach nicht immer alles haben", sagte der Kalifornier.